Ichenhausen Die „rote Weißwurscht“, so nannte Bürgermeister Robert Strobel den an eine Weißwurst erinnernden Korridor für den Ausbau der Bahnstrecke zwischen Ulm und Augsburg, schmeckt den Ichenhauser Stadträten nicht so recht. Der Grund dafür: Ein kleiner Auswuchs auf der Innenseite dieses Korridors erstreckt sich auf die Gemarkung Ichenhausen.
Dass der Konzeptentwurf der Bahn die Stadtteile Hochwang und Deubach einbezieht, „muss man durchaus mit Sorge sehen“, sagte der Ichenhauser Bürgermeister im Stadtrat, wo über die Gesamtfortschreibung des Regionalplans Donau-Iller beraten worden ist.
Ichenhausen seit Oktober gegen Neubaustrecke der Bahn
Bereits im Oktober hat die Verwaltung der Deutschen Bahn geschrieben, dass sich die Stadt Ichenhausen gegen eine Neubaustrecke auf städtischer Gemarkung ausspricht und sie hat die Bahn aufgefordert, eine eventuelle Neubaustrecke nicht auf städtischer Gemarkung zu planen. Im Stadtrat erklärte Strobel dazu: Würde man auf der Karte zwischen Ulm und Augsburg das Lineal anlegen und eine Gerade ziehen, dann ginge diese durch den kleinen Auswuchs an dem weißwurstförmigen Korridor, Hochwang und Deubach würden also von einem eventuellen Streckenneubau tangiert.
Zwar stellt dieser Konzeptentwurf noch keine Vorfestlegung dar, und es ist offen, ob mit dem Ausbau der Bestandsstrecke oder mit einem Neubau in Abschnitten das Ziel erreicht werden soll, das der Bund als Auftraggeber ganz oben ansiedelt: die Verkürzung der Fahrzeit zwischen Ulm und Augsburg auf eine Systemzeit von unter 30 Minuten. Eine mögliche Neubaustrecke müsste dabei nicht zwingend über Günzburg führen, auch wenn Günzburg vom Fernverkehrsnetz nicht abgehängt werden darf.
Statt Neubau der Bahnstrecke empfiehlt Stadtrat: Bestandsstrecke optimieren
„Auch über eine Verknüpfung zur alten Strecke könnten Züge nach Günzburg gelangen“, heißt es in der Tischvorlage für die Stadträte. Der konkrete Verlauf der künftigen Bahnstrecke solle „im Rahmen einer ergebnisoffenen Planung für den gesamten Abschnitt zwischen Ulm und Augsburg bestimmt werden“, steht da weiter.
Dass der im Projektinformationssystem zum Bundesverkehrswegeplan 2030 dargestellte Korridor die städtische Gemarkung berührt, ruft in Ichenhausen Widerstand hervor. Einstimmig haben die Stadträte beschlossen, dass ein möglicher Neubau der Bahnstrecke Ulm–Augsburg nicht auf städtischer Gemarkung erfolgen darf. Die Stadt empfiehlt, so heißt es im Beschluss, „für die Verkürzung der Fahrtzeit zwischen Ulm und Augsburg die Bestandsstrecke entsprechend zu optimieren und auf eine Neubaustrecke zu verzichten“.
Arsenbelastung: Vorbehaltsgebiet zur Sicherung von Rohstoffen bei Deubach als Abbaufläche ungeeignet
Einstimmig wurden auch zwei andere Beschlüsse zur Fortschreibung des Regionalplans gefasst. Demnach müsse in Zusammenhang mit einer Anschlussstelle bei Bubesheim/Leipheim an der Autobahn 8 der Regionalplan darauf hinweisen, dass eine Mehrbelastung befürchtet wird. Die Stadt fordert ein Verkehrsgutachten, „um eine merkliche Verkehrszunahme durch Oxenbronn ausschließen zu können“.
Einig waren sich die Stadträte auch darin, dass das Vorbehaltsgebiet zur Sicherung von Rohstoffen in der Gemarkung Deubach wegen der natürlichen Arsenbelastung als Abbaufläche ungeeignet sei und auf dessen Ausweisung komplett verzichtet werden soll.
Geplante B16-Osttrasse darf nicht gefährdet werden
Gegen die Stimme von Stadtrat Michael Thierer beschloss das Gremium, dass die geplante B16-Osttrasse keinesfalls durch Festlegung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten gefährdet werden darf. Ein „ausreichender Korridor“ für die Osttrasse müsse im Vorbehaltsgebiet zur Sicherung von Rohstoffen freigehalten werden.
Ihm sei bei diesem Thema „nicht ganz wohl“, erklärte Thierer sein Gegenvotum und verwies auf zwei Großprojekte im Landkreis, die „mit bisherigen Infrastrukturmaßnahmen nicht vergleichbar“ seien: Bahn und B16. Eine Querverbindung beim Bahnausbau durch die Täler von Günz, Kammel und Mindel sowie ein autobahnähnlicher Ausbau der B16-Osttrasse würden „den Verlust von mehreren 100 Hektar unbelasteter Fläche“ bedeuten, sagte er. Neuer Durchgangsverkehr würde durch freie Landschaft und Wald geführt, die Osttrasse jedoch nur eine mäßige Entlastung bringen.
Thierer sprach sich dafür aus, „kleinere bedarfsorientierte Lösungen“ zu finden.
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