So bayerisch der 57-jährige gebürtige Bayerwälder in seinen Fernseh-Rollen oft wirkte, so scharf beobachtet und kritisiert er Heimattümelei in jeder Form. Deutlich tut er kund, wie er über ein von der UNO ausgerufenes "Jahr der Heimat", über nationale Heimatschutzgesetze und Patriotismusdebatte angesichts von steigenden Flüchtlingszahlen, Globalisierung und weltweitem Migrantentum denkt. "Wo meine Sonne scheint ..." heißt Fischers Bühnenprogramm, mit dem er - seiner Parkinson-Erkrankung willensstark trotzend - durch Deutschland und Österreich tourt. Wo die Sonne scheint, da kann auch viel Schatten sein: Diese Erkenntnis packt Fischer in Sätze, die als Aphorismen am Ende des Abends bleiben wie jener: "Wenn der Durchschnitt bestimmt, was richtig ist, wird der Tellerrand zum Hochgebirge."
Fischers Weltsicht ist nicht ohne Zynismus, eine Lebenshaltung, die er "mies, aber ehrlich" nennt. Er erzählt, wie er als Bierzelt-Kabarettist sein Geld verdiente, von den Kabarett-Grundregeln beim Flurbereinigungs-Abschlussfest oder beim Trachtenverein, von den "No go"-Themen und der Wichtigkeit, zu Ende zu sein, ehe die Schlägerei einsetzt. Diese Lebenserfahrung prägt seine Philosophie, die er unverstellt erzählt. Schnell muss der Zuhörer denken, denn wenn Fischer behäbig am Tisch sitzt, anfangs hörbar atmend in der Hitze des Zeltes, dann prasseln intellektuelle Sätze in solchem Tempo aufs Publikum nieder, dass ein Moment des gedanklichen Aussetzens nicht möglich ist, ohne dass der Zuhörer den Faden verlieren würde.
Anfang der Heimat: Er liegt an jener Stelle, zu der der Neandertaler Keule und Körbchen schleppen konnte. Heimat ist, wo im Film der 1950er gesagt wurde "Schön is´ da heroben", und Heimat ist, wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt. Wie schnell Heimat den braunen Anstrich bekommt, sagt Ottfried Fischer deutlich, er erzählt von Beobachtungen beim Veteranenverein, wo "nicht das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht".
Einfach mache es einem ein Publikum, das Patrick Lindner für einen Pavarotti halte. Danach analysiert Fischer Platons Höhlengleichnis im Angesicht des Musikantenstadels. Volkstümliche Musik - eben diese, nicht die wirkliche Volksmusik - als "cloaca maxima" und der Musikantenstadel als "Neandertal der guten Laune": Es gibt nicht nur Leitkultur, sondern auch Leid-Kultur. Wer als "Gaudi-Gigant" seine Erfahrungen machte, weiß davon ein gar garstig Lied zu singen.
Zeltfestival Heute findet zwar im Ulmer Zelt zwar keine Vorstellung statt, doch der Biergarten beim Zelt ist aber geöffnet.