Mit dieser Schärfe des Protests hat Bayerns Finanzminister Markus Söder offensichtlich nicht gerechnet. Etwa 200 Demonstranten empfangen den CSU-Politiker, der im Gundremminger Kulturzentrum über die bayerische Finanzpolitik spricht, mit Buhrufen, schrillen Pfiffen und Vuvuzela-Klängen. Ein Sarg mit der Aufschrift „Bayerische Wirtschaft“ liegt auf dem Vorplatz vor der überdachten Bühne. Söder muss sich markige Zurufe anhören – von „CSU pfui“ bis zu „Lügner“. Es sind vorwiegend Mitarbeiter des Kernkraftwerks Gundremmingen, die am Donnerstagabend zur Demo gekommen sind. Sie haben dem früheren bayerischen Umweltminister den Ausstieg aus der Atomenergie nicht verziehen.
„Versorgungssicherheit statt Öko-Illusion“, „Unser Strom sichert eure Arbeitsplätze“, „Die Welt lacht über Deutschland“ steht auf den Plakaten. Carsten George, der Sprecher der Jungen Generation in der Kerntechnischen Gesellschaft, überreicht Söder ein Schreiben, das sich gegen die Hast bei der Energiewende ausspricht. „Das Einzige, was zwischenzeitlich tatsächlich erreicht ist, ist die Abschaltung von sicheren und zuverlässigen Kernkraftwerken und die Vernichtung von Arbeitsplätzen“, heißt es dort. CSU-Kreisvorsitzender Alfred Sauter, der Söder zum politischen Abend eingeladen hat, sieht die Sache nüchtern: „Da muss er durch.“ Und Söder selbst bleibt zumindest nach außen gelassen. „Ich danke für den freundlichen Empfang.“
Der Finanzminister sagt auch später bei seinem Vortrag, dass der Super-Gau von Fukushima die Welt verändert habe. Der Atomausstieg sei in einem breiten gesellschaftlichen Konsens beschlossen worden. „Mehr als 80 Prozent der Bayern und Deutschen wollen diesen Weg gehen“, betont Söder. Und Franzosen und Tschechen würden wegen der Energiewende auch nicht über Deutschland lachen. „Sie glauben, dass wir diesen Weg schaffen werden.“ Durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien bekomme Deutschland eine führende Rolle in einer Leittechnologie, so Söder. Dadurch werden seinen Worten zufolge viele Arbeitsplätze entstehen.
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