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Corona: Wie geht es mit den Kinos im Landkreis Günzburg weiter?

Corona

Wie geht es mit den Kinos im Landkreis Günzburg weiter?

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    Wann die Kinos im Landkreis Günzburg (hier einer der beiden kleinen Säle des Biigz in Günzburg) wieder öffnen dürfen, steht in den Sternen. Abstandregeln und Hygienevorschriften fehlen bislang.
    Wann die Kinos im Landkreis Günzburg (hier einer der beiden kleinen Säle des Biigz in Günzburg) wieder öffnen dürfen, steht in den Sternen. Abstandregeln und Hygienevorschriften fehlen bislang.

    Der Vorverkauf für den 25. James-Bond-Film lief bereits, die Vorfreude unter den Fans war spürbar. In diesem Frühjahr hätte „Keine Zeit zu sterben“ viele Millionen Menschen auf der ganzen Welt in die Kinos gelockt. Der Virus hatte etwas dagegen; Corona machte auch vor der Filmindustrie und den Filmtheatern nicht halt.

    Es bleibt beim strikten Nein in Bayern

    Selbst in der zunehmend kontrovers geführten Öffnungsdebatte und inmitten des gesamtdeutschen Sondererlaubnis-Wirrwarrs gibt es kein greifbares Signal, wann die bayerischen Kinobetreiber ihre Säle öffnen dürfen. Während Museen, Galerien und Bibliotheken seit Montag dieser Woche unter Auflagen wieder zugänglich sind, bleibt es für die Kinos vorerst beim strikten Nein mit der Doppel-Begründung „geschlossene Räume“ und „dauerhaft sitzen“. Beides schüre die Infektionsgefahr, heißt es von der Politik.

    Über das Zustandekommen oder die Gerechtigkeit einzelner politischer Entscheidungen mag Georg Albrecht nicht philosophieren. Der Betreiber und (zusammen mit seiner Frau Nadja Flott-Albrecht) Inhaber der Donaulichtspiele in Offingen muss nur damit leben. Und das wird naturgemäß schwerer, je länger die Krise dauert. Entsprechend deutlich formuliert er: „Klar ärgert es mich, dass wir nicht aufmachen dürfen.“

    Albrecht kann nur deshalb halbwegs entspannt bleiben, weil das mehrfach prämierte Kultkino mit knapp 130 Plätzen nicht sein einziger Broterwerb ist. Zudem erhielt er Corona-Hilfe vom Bund und eine Prämie aus dem Film-Fernseh-Fonds Bayern. „Das geht jetzt im Moment so“, bemerkt er.

    Es geht, aber schön geht anders

    Schön ginge aber anders – zumal der Filmpalast mit dem nostalgischen Charme in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen feiert. „Wir hatten geplant, die Bestuhlung bis zu diesem Geburtstag zu erneuern“, berichtet Albrecht mit einem Achselzucken. „Dann wurden wir durch die Krise ausgeknockt.“ Jetzt sorgt er sich ein wenig, ob er seine Erneuerungspläne wieder kassieren muss. Der Kinobetreiber hat nämlich läuten hören, dass unter dem Begriff „Hygienekonzept“ künftig womöglich anderthalb Meter Abstand zwischen den Stuhlreihen einzuhalten sind. Die kann er in Offingen derzeit nicht bieten.

    Es hilft nur Geduld. „Wir nutzen die Zeit, um uns auf die Bedingungen vorzubereiten, unter denen irgendwann geöffnet werden kann“, sagt Albrecht. Dass es schnell geht, daran glaubt er freilich nicht. „Hier in Bayern sieht es nicht so aus, als käme da in nächster Zeit was. Wir werden wohl unter den Letzten sein, die wieder öffnen dürfen.“

    Die Filmtheater im Landkreis Günzburg

    Cinepark Krumbach

    Betreiber: Wolfgang Christ.

    Größe: gut 200 Plätze in zwei Sälen.

    Ausrichtung: moderne deutsche und US-amerikanische Produktionen, Familienfilme.

    Geschichte: Seit 1999 befindet sich das Kino bereits in diesem Neubau, der das an gleicher Stelle stehende vorherige Kino ablöste. Die Geschichte der Krumbacher Kinos geht bis in das Jahr 1932 zurück

    Biigz Günzburg

    Betreiber: Wolfgang Christ, Ulrich Dillmann.

    Größe: annähernd 670 Plätze in vier Sälen.

    Ausrichtung: großes Hollywood-Kino, Familienfilme, Oper live.

    Geschichte: Die Günzburger Kino-Geschichte vollzog sich ab 1929 in mehreren Gebäuden. Öffentliche Aufführungen gab es, wie auch in Krumbach, schon lange vorher.

    Donaulichtspiele Offingen

    Betreiber: Georg Albrecht.

    Größe: 130 Plätze in einem Saal.

    Ausrichtung: deutsche und europäische, teilweise historische Produktionen; Offinger Filmtage. Das mehrfach ausgezeichnete Kino ist kein Ort für puren Mainstream, aber auch kein Platz, der nur Arthouse-Streifen anbietet.

    Geschichte: Seit 1950 gibt es hier ein Kino. Einmalig: das aus heutiger Sicht nostalgische Ambiente.

    Genau das schwant, seiner optimistischen Natur zum Trotz, auch Wolfgang Christ, dem Betreiber des Cinepark in Krumbach und (zusammen mit Ulrich Dillmann) des Biigz in Günzburg. Ja, er habe gut gewirtschaftet und stehe derzeit nicht am Rande des Abgrunds, berichtet er. Behörden und Vermieter zeigen sich seinen Worten zufolge in dieser schweren Phase auch jederzeit kooperationsbereit. Doch „natürlich geht mir jetzt irgendwann der Saft aus“, sagt er nach zwei Monaten Zwangspause verdrossen. Zumal Christ im inzwischen 20 Jahre alten Kino am Marktplatz in

    Ins Wettrennen um eine möglichst zügige Wiederöffnung der bayerischen Kinos tritt Christ dennoch nicht ein. Gründe für diese Haltung nennt er einige. Zunächst einmal findet er unabhängig aller Einbußen, dass die Staatsregierung unter Ministerpräsident Markus Söder in der Corona-Krise „einen guten Job macht“. Aus gesundheitlichen Gründen wäre ein übereiltes Aufsperren von Kinosälen „Harakiri“, sagt er und fügt kantig hinzu: „Auch wenn viele Kollegen schon mit den Füßen scharren – ich habe keinen Bock, jetzt zu öffnen und in zwei Wochen habe ich dann wieder einen Shutdown.“

    Es fehlen aktuelle Streifen

    Ein zweiter Punkt seiner Argumentationskette beschäftigt sich mit den wichtigsten Zutaten seines unternehmerischen Menüs, den Filmen. „Ich habe ja gar keine Ware, die ich spielen könnte“, betont Christ und berichtet, dass er in Sachen Publikumsschlager wie seine deutschen Mitbewerber am Tropf der US-Filmindustrie hängt. „So lange die keinen Film starten, können wir das auch nicht tun“, sagt der Kinobetreiber. Als Beispiele nennt er die in Amerika produzierten Streifen Tenet (Warner) und Mulan (Disney). Beide hätten unter normalen Umständen im Juli Premiere in Deutschland feiern sollen – ein Termin, der zwar immer noch möglich, aber wenig wahrscheinlich ist.

    Als dritten Punkt markiert Christ die Kostenfrage. Während er an dieser Schraube nur bedingt drehen kann und aufgrund der zu erwartenden Auflagen vielleicht sogar noch ein, zwei Personen zusätzlich beschäftigen muss, sind „Auslastung und Umsatz wie vorher nicht zu erreichen“, ist er überzeugt.

    Gutscheine als Tropfen auf dem heißen Stein

    Da Not erfinderisch macht, versucht sich die Filmwirtschaft im Gutschein-Handel. Unter anderem bietet der Werbeverwalter Evolin Snack-Pakete zum halben Preis an. Die Differenz übernimmt

    Trotz aller Sorgen: Existenzbedrohend ist die Lage für die Filmtheater im Landkreis Günzburg nicht. Christ bringt seine Zuversicht auf den Punkt, indem er sagt: „Niemand will, dass ein Kino stirbt.“

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