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Corona-Pandemie: Landkreis Günzburg erhält Impfstoff-Sonderlieferung

Corona-Pandemie

Landkreis Günzburg erhält Impfstoff-Sonderlieferung

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    1600 Impfdosen des Vakzins von Johnson & Johnson erhält der Landkreis Günzburg am Freitag – ebenso wie weitere Landkreise und kreisfreie Städte in Bayern. In der kommenden Woche soll das Kontingent im Kreis Günzburg verimpft werden. Die Besonderheit: Bei diesem Präparat ist es mit einer Spritze für den vollen Impfschutz getan.
    1600 Impfdosen des Vakzins von Johnson & Johnson erhält der Landkreis Günzburg am Freitag – ebenso wie weitere Landkreise und kreisfreie Städte in Bayern. In der kommenden Woche soll das Kontingent im Kreis Günzburg verimpft werden. Die Besonderheit: Bei diesem Präparat ist es mit einer Spritze für den vollen Impfschutz getan. Foto: Ronny Hartmann/dpa

    Nach wie vor ist Corona-Impfstoff ein knappes Gut. Am Mittwochmittag muss Hermann Keller, Impfkoordinator für den Landkreis Günzburg, irgendwie noch 150 Dosen von Biontech und 120 Moderna-Dosen herbekommen, die dringend für Zweitimpfungen benötigt werden. Die Dringlichkeit ist da vermutlich schon nicht mehr gegeben. Er hat zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht mitbekommen, dass die zwei Impfzentren im Landkreis Günzburg am Freitag eine Sonderlieferung erhalten: 1600 Dosen des Vakzins von Johnson & Johnson.

    Eine Premiere für den Landkreis, denn bislang ist dieser Impfstoff im Landkreis nicht verimpft worden – in Deutschland erst ungefähr 20.000 Mal. Die Besonderheit jenes Pharma-Produkts: Bei ihm ist im Gegensatz zu allen anderen Impfstoffen nur eine verabreichte Spritze nötig, die vollen Impfschutz gewährleisten soll.

    Vor allem Menschen über 60 Jahre sollen dem Impfstoff erhalten

    Eine Priorisierung mit dem Impfstoff soll aufgehoben werden, wie Bund und Länder am Dienstag angekündigt haben. Zum Einsatz soll der Wirkstoff vorrangig bei Menschen kommen, die älter als 60 Jahre sind. Jüngere können ihn auch bekommen, nachdem sie von ärztlicher Seite über Risiken aufgeklärt worden sind. US-Gesundheitsbehörden hatten vor etwa einem Monat von seltenen Thrombosefällen nach Impfungen mit dem Präparat von Johnson & Johnson berichtet. Betroffen waren vor allem Frauen unter 60 Jahren.

    Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat am Mittwoch Sonderlieferungen angekündigt - auch für den Landkreis Günzburg.
    Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat am Mittwoch Sonderlieferungen angekündigt - auch für den Landkreis Günzburg. Foto: Ralf Lienert

    In Deutschland sind entsprechende Verläufe bisher nicht bekannt, wie eine Sprecherin des Paul-Ehrlich-Instituts mitteilte.

    Wie aber kommt der Landkreis Günzburg zu der für Beteiligte überraschenden Zusatzlieferung? Günzburg gehört zu den 22 Landkreisen und kreisfreien Städten in Bayern, die mit einem Impfstoff-Sonderkontingent bedacht werden. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek möchte damit nach Darstellung seines Ministeriums bayernweit gleichmäßige Impfquoten vorantreiben.

    Die Impfquote ausgleichen helfen

    Der Unterallgäuer Holetschek sagte am Mittwoch in München: „Wir wollen, dass in ganz Bayern möglichst viele Menschen ein Impfangebot erhalten. Einige Regionen haben eine geringere Ärztedichte und stehen teils auch vor besonderen strukturellen Herausforderungen. Deshalb haben wir dort eine geringere Impfquote in den Arztpraxen und damit im Ergebnis ein geringeres Angebot an Schutzimpfungen.“

    Holetschek kritisierte: „Das Bestellsystem des Bundes lässt diese regionalen Gegebenheiten völlig außer Acht – das führt zu einer strukturellen Benachteiligung dieser Regionen bei den Impfungen in den Arztpraxen. Wir springen jetzt ein, wo die Verteilung des Bundes für Ungleichgewicht sorgt.“

    Es gibt nach wie vor zu wenig Präparate

    In Günzburg scheint das Problem aber – anders als etwa im Nachbarlandkreis Dillingen – nicht so stark mit der fehlenden Hausarztdichte zusammenzuhängen. Ein impfbereiter Hausarzt aus Rettenbach hat beispielsweise darüber geklagt, dass er zu wenige Dosen erhält und deshalb umorganisieren und teilweise vereinbarte Impftermine wieder absagen muss (wir berichteten).

    Die nun vom Freistaat auf die 22 Landkreise und kreisfreien Städte verteilten rund 30.000 Dosen von Johnson & Johnson sind nach den Worten des Gesundheitsministers „ein gutes Signal für einen gleichmäßigen Impffortschritt in ganz Bayern“. Die Dosen bekommen in den Städten und Gebietskörperschaften aber am Freitag nicht die Arztpraxen, sie gehen laut Ministerium in die Impfzentren.

    Das sind die Auswahl-Kriterien

    Überhaupt seien die Städte und Landkreise nach strengen Kriterien ausgewählt haben: Dazu gehören die Sieben-Tage-Inzidenz am Stichtag 5. Mai und die Höhe der Abweichung der Impfquote (Ärzte pro Einwohner gemessen am bayerischen Durchschnitt bei den Arztimpfungen, ebenfalls zum Stichtag 5. Mai). Aktuell liegt die Impfquote nach Informationen unserer Redaktion im Landkreis Günzburg bei 31,3 Prozent. Der bayerische Durchschnittswert beträgt nach Angaben des Robert-Koch-Institut 34,9 Prozent. Der Minister fügte hinzu: „Berücksichtigt wird auch, ob Regionen bereits Sonderzuweisungen als Hochinzidenzgebiete/Grenzregion erhalten haben beziehungsweise ob und in welchem Umfang sie Sonderkontingente von AstraZeneca Mitte April abgerufen haben.

    22 Sonderlieferungen

    1600 Impfdosen Diese Landkreise und kreisfreien Städte erhalten am Freitag jeweils 1600 Dosen des Impfstoffs von Johnson & Johnson: Stadt und Kreis Coburg, Kreis Deggendorf, Kreis Dillingen, Kreis Dingolfing-Landau, Stadt Fürth, Kreis Günzburg, Kreis Landshut, Stadt Memmingen, Kreis Mühldorf, Kreis Neuburg-Schrobenhausen, Kreis Neumarkt, Kreis Rottal-Inn, Stadt und Kreis Schweinfurt, Kreis Unterallgäu.

    800 Impfdosen Je rund 800 Impfdosen gehen an Kreis Aichach-Friedberg, Kreis Ansbach, Kreis Eichstätt, Kreis Haßberge, Kreis Lindau und Stadt Kempten. (AZ)

    Die Entscheidung könnte auch eine Reaktion auf die Initiative des Dillinger Landrats Leo Schrell sein, der eine Arbeitstagung der schwäbischen Landräte am 27. April genutzt hat, sich gegenüber der Staatsregierung schwabenweit zu artikulieren und zu fordern, die Impfstoffverteilung flexibler zu handhaben.

    "Sehr intensives Gespräch" zwischen Reichhart und Holetschek

    Im Landkreis Günzburg sind es die insgesamt zu geringen Liefermengen, die Sorge bereiten. Nach Informationen unserer Zeitung hat deshalb der Günzburger Landrat Hans Reichhart mit dem Gesundheitsminister dieser Tage ein „sehr intensives Gespräch“ geführt. Jetzt wird Reichhart in einer Mitteilung des Landratsamtes folgendermaßen zitiert: „Wir sind dem Gesundheitsministerium und insbesondere Klaus Holetschek für diese zusätzlichen Impfdosen extrem dankbar. Sie stellen sicher, dass allein bei uns im Landkreis weitere 1,2 Prozent der Bevölkerung vor dem Virus geschützt werden können. Wir hatten in Gesprächen mit dem Staatsminister betont, wie wichtig zusätzliche Impfstofflieferungen für Schwaben sind. Nun konnten sie schnell bereitgestellt werden.“

    Hat auf die Diskrepanz zwischen versprochenen und gelieferten Impfstoffen aufmerksam gemacht: Günzburgs Landrat Hans Reichhart.
    Hat auf die Diskrepanz zwischen versprochenen und gelieferten Impfstoffen aufmerksam gemacht: Günzburgs Landrat Hans Reichhart. Foto: Bernhard Weizenegger

    Ähnlich äußert sich eine Sprecherin des Landratsamtes: „Wir würden uns wünschen, kontinuierlich mehr Impfstoff zu bekommen. Aber jetzt sind wir über die 1600 Dosen von Johnson & Johnson glücklich. Denn das bedeutet, dass 1600 mehr Menschen im Landkreis mit nur einer Spitze vollumfänglichen Corona-Schutz haben.“

    Impfungen mit Johnson & Johnson in der kommenden Woche

    Diejenigen, die das Vakzin des US-Konzerns im Kreis Günzburg in der kommenden Woche erhalten, gehören zu den über 60 Jahre alten Personen, für die das Präparat nach der Empfehlung der Ständigen Impfkommission am besten geeignet ist. Die damit frei werdenden Moderna- und Biontech-Impfstoffe werden an entsprechend jüngere Menschen verimpft, die registriert und laut Priorisierung an der Reihe sind. Damit verlässt der Landkreis auch die Priorität 2 (hohe Priorität) und wendet sich der nächstniedrigen Prioritätsstufe 3 (erhöhte Priorität) zu.

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