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Eishockey: Burgauer Ultras müssen in Burgau draußen bleiben

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Burgauer Ultras müssen in Burgau draußen bleiben

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    Solche Unterstützung wird es im Burgauer Eisstadion erst einmal nicht mehr geben: Die „Hurricanes“ dürfen bis auf Weiteres nicht mehr kommen.
    Solche Unterstützung wird es im Burgauer Eisstadion erst einmal nicht mehr geben: Die „Hurricanes“ dürfen bis auf Weiteres nicht mehr kommen. Foto: Ernst Mayer (Archiv)

    Die Burgauer Polizei war durch Kollegen aus Neu-Ulm verstärkt worden. Trotzdem ist es am Freitag vergangener Woche nach Angaben der Beamten zu Vorfällen im Umfeld des Eishockeyspiels der Eisbären gegen den VfE Ulm/

    Stimmung zu machen sei gut, aber Krawall jeglicher Art verurteilt er. „Wir werden das nicht tolerieren.“ Nach einem Sicherheitsgespräch zwischen Stadt, Polizei und Verein wurde nun beschlossen, dass die Gruppierung bis auf Weiteres nicht mehr zu Spielen der Eisbären in Burgau kommen darf. Ob das Verbot irgendwann aufgehoben wird, hänge von ihrem Verhalten ab, sagt Gebauer.

    Im Stadion gehe es friedlich zu, Mitglieder der „Hurricanes“ räumten dort sogar immer wieder Müll anderer auf. Auf das, was außerhalb der Halle passiert, habe der ESV aber keinen Einfluss. So gab es jetzt auch nicht im Stadion Probleme, sondern davor und in der Innenstadt. Nach Angaben der Polizei war durch den Verein ein Hausverbot gegenüber der Gruppe ausgesprochen worden – aus Vorsicht, wie der Vorsitzende sagt.

    Zur Vorsicht wurde ein Stadionverbot verhängt

    Denn vor dem Spiel hätten sich Ultras des Fußballclubs SSV Ulm angekündigt, die von der Polizei als höchst gefährlich eingestuft würden. Als Vorsichtsmaßnahme sei verfügt worden, dass die „Hurricanes“ nicht ins Stadion dürfen, damit beide Gruppen nicht aufeinander treffen. Bei vorherigen Begegnungen sei es zu gegenseitigen Provokationen und Beleidigungen gekommen, heißt es bei der Polizei. Die Reaktion sei nicht von Begeisterung geprägt gewesen, „aber sie haben vernünftig reagiert und unseren Grund verstanden“, sagt Gebauer.

    Wie jedoch die Polizei berichtet, trafen sich die „Hurricanes“ vor dem Beginn des Spiels vor einer Gaststätte im Bereich der Stadtstraße, „um ihrem Unmut über dieses Stadionverbot Ausdruck zu verleihen“. Sie zündeten Pyrotechnik und warfen Flaschen auf die Straße. Ein Böller wurde vor ein vorbeifahrendes Auto geworfen, wodurch beinahe ein Unfall entstanden sei. Dafür gebe es Zeugen. Nach Beginn des Spiels zog die aus knapp 30 Personen bestehende Gruppe Richtung Stadion, wo sie sich auf einer Wiese vor der Halle versammelte und

    Polizei: Sie wollen sich in der Ultras-Szene etablieren

    Die Polizei rechnet 30 bis 35 Männer im Alter von 18 bis 22 Jahren zu der Gruppierung, sagt Stefan Eska, Leiter der Burgauer Inspektion. Gegründet worden sei sie vor etwa anderthalb Jahren. Die Mitglieder stammten zum Teil aus Burgau, aber auch aus anderen Orten. Zum ersten Mal in Erscheinung getreten sei sie 2015, als Schilder mit dem Schriftzug ACAB aufgehängt wurden, was für „All cops are bastards“ steht, also für „Alle Bullen sind Bastarde“. Taten seien aber nur schwer Einzelnen zuzuordnen, wenn sie aus der Masse heraus begangen werden. Deshalb habe es noch kein Gerichtsverfahren gegeben. In Bad Wörishofen gebe es aber schon ein Stadionverbot.

    Die Polizei erklärt, dass sich die „Hurricanes“ durch ihr Erscheinungsbild, wozu beispielsweise einheitliche Bomberjacken und Sonnenbrillen gehörten, in der Ultras-Szene etablieren wollen. Dazu gehörten auch Provokationen, Beleidigungen, Fangesänge und die „Suche nach körperlichen Auseinandersetzungen mit dem jeweiligen anderen Fanlager“. Die Mitglieder der Gruppe treten demnach dann „teils vermummt oder sehr ähnlich gekleidet auf“. Seit März 2015 habe es mehrere Vorfälle sowohl bei Heim- als auch bei Auswärtsspielen „mit ebenfalls problematischen gegnerischen Fans“ gegeben. Sie hätten verbotene Gegenstände wie Waffen (Schlagring und Messer), Spraydosen und Pyrotechnik dabei gehabt, Böller auf das Spielfeld geworfen und Sachen beschädigt, etwa in Form von Graffiti und Aufklebern. Weitere Vorfälle hätten durch ein zum Teil größeres Polizei- und Ordneraufgebot verhindert werden können. Zudem laufen Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzungen, Beleidigungen und Bedrohung.

    Die Stadt will jetzt „rigoros durchgreifen“

    Für die neue Burgauer Halle wurde zusammen mit dem ESV und der Stadt ein Sicherheitskonzept erstellt, das unter anderem getrennte Blöcke, aber auch einen Fanbeauftragten in den Reihen der „Hurricanes“ vorsieht. Da er aber eine Körperverletzung begangen habe, verhängte die Stadt gegen ihn ein Stadionverbot für fünf Jahre. Auch wegen seines sonstigen Verhaltens habe die Funktion nicht zu ihm gepasst. Wie Eska sagt, gehe es grundsätzlich bei Spielen in Burgau aber friedlich zu, nur Partien gegen Ulm/Neu-Ulm seien Risikospiele.

    Ein weiterer Grund für das Hausverbot gegen die Gruppe in der vergangenen Woche war, so sagt Bürgermeister Konrad Barm, dass kein neuer Fanbeauftragter benannt worden sei. Die Stadt werde jedenfalls nicht akzeptieren, dass in der Halle oder anderswo „Aggressionen und seltsame Umtriebe ausgelebt werden“. Das Stadion solle ein Ort sein, wo Menschen ohne Sorge und mit Kindern hingehen können. Es solle auch nicht dauernd durch die Polizei geschützt werden müssen. Wer sich nicht ordentlich verhält, werde ein Hausverbot erhalten, „wir werden da rigoros durchgreifen“. Denn ihn hätten bereits Bürger angesprochen, die sich fragten, ob sie mit ihrer Familie überhaupt noch ins Stadion gehen können. Es habe mehrmals Gespräche auch seitens des ESV mit dem ehemaligen Fanbeauftragten gegeben, doch er habe sich zu oft danebenbenommen. Statt deeskalierend zu wirken, habe er das Gegenteil getan. Es sei auch nicht die Aufgabe einer Gemeinde, „einen Ort für Randale“ zu bieten.

    Die Gruppe fühlt sich zu unrecht beschuldigt

    Die „Hurricanes“, die nach eigenen Angaben vor drei Jahren entstanden und zu denen auch bis zu 40-Jährige gehören, können die Kritik jedoch nicht nachvollziehen. Es habe Fehler gegeben, zu denen sie stünden, aber sie würden „wie Schwerverbrecher behandelt“, sagen der ehemalige und neue Fanbeauftragte. Der Verein stehe für sie im Vordergrund, sie investierten Zeit und Geld in die Unterstützung, damit im Stadion nicht „Totenstille“ herrscht - und das auch, wenn nicht so gut gespielt werde. Als Dank würden sie nun „hintergangen“.

    Denn an vielen Vorwürfen sei nichts dran, was Videoaufnahmen auch zeigten. So habe nicht er jemanden geschlagen, sagt der ehemalige Fanbeauftragte, sondern er sei von einem Ordner verprügelt worden. Der Fahrkartenautomat sei schon vorher defekt gewesen. Und ihre Aufkleber könne jeder kaufen. „Aber wir sind der Polizei ein Dorn im Auge.“ Dass alle Gesichter auf der Facebook-Seite der Gruppe unkenntlich gemacht sind, habe auch nichts damit zu tun, dass sie etwas zu verbergen hätten. Aber wegen der „Hetze“ gegen sie wollen sie Problemen mit ihren Arbeitgebern aus dem Weg gehen.

    Zumindest der Vorsitzende des Vereins habe sie bislang gut behandelt, Mannschaft und andere stünden hinter ihnen. Ansonsten werde aber kaum mit ihnen, sondern nur über sie gesprochen. Dass die „Hurricanes“ ein Stadionverbot bekamen und die Gästefans rein durften, ist für sie ungeheuerlich. Auseinanderbringen lassen werden sie sich aber nicht. Dadurch werde der Zusammenhalt nur stärker. Und wenn man etwas gegen ihn habe, sagt der ehemalige Fanbeauftragte, solle nicht die gesamte Gruppe darunter leiden müssen. Denn die „Hurricanes“ hielten immer zum Verein - beispielsweise erwiesen sie jetzt einem gestorbenen ehemaligen Spieler die letzte Ehre - und engagierten sich auch für die Jugend, der in Burgau sonst nicht allzu viel geboten werde.

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