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Burgau: Zuerst Vize, dann Beisitzer und nun Burgavia-Präsident

Burgau

Zuerst Vize, dann Beisitzer und nun Burgavia-Präsident

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    Ludwig Strehle ist der neue Präsident der Burgauer Faschingsgesellschaft Burgavia. Die Mitglieder müssen ihn aber noch im Amt bestätigen.
    Ludwig Strehle ist der neue Präsident der Burgauer Faschingsgesellschaft Burgavia. Die Mitglieder müssen ihn aber noch im Amt bestätigen. Foto: Christian Kirstges

    Nachdem Mike Tögel im vergangenen Jahr überraschend das Amt des Präsidenten der Burgauer Faschingsgesellschaft Burgavia niedergelegt hatte, war es angesichts der närrischen Vita die logische Wahl, Ludwig Strehle zum Nachfolger zu machen: Er ist Träger des Trommlerordens, der höchsten Auszeichnung im Burgauer Fasching, und zwei Mal war er Markgraf.

    Schon als Kind feierte er mit den Jecken, später ging es über die Wagenbauergruppe von Günter Anhofer in die organisierte Fasnacht, zudem brachte er sich mit eigenen Gruppen und Themen ein. Seine Auftritte als Tänzer gelten als legendär, und er war Licht- und Tonmeister bei den Shows der Burgavia. Auch initiierte er den Bau eines eigenen Faschingswagens der Gesellschaft. Kommisarisch war er seit vergangenem Sommer Präsident, seit 19. Oktober ist er auch offiziell beim Amtsgericht eingetragen. Nun muss er bei der Mitgliederversammlung bestätigt werden.

    Beruf und Ehrenamt konnte er nicht mehr vereinbaren

    Dabei war er 2017 vom Vizepräsidenten zum Beisitzer geworden und nach 15 Jahren auch aus dem Burgauer Faschingszugkomitee ausgeschieden, weil er seinen Beruf und das Ehrenamt nicht mehr vereinbaren konnte. Der Diplom-Ingenieur für Maschinenbau ist beim Zusmarshauser Fahrzeugeinrichter Sortimo Leiter der Bereiche Design, Konstruktion und Produktmanagement, wodurch er viel im In- und Ausland unterwegs ist. Doch als Tögel sein Amt niederlegte – zu den Gründen will dieser sich nach wie vor nicht öffentlich äußern, er leitet aber weiter die Showtanzgruppe –, wollte Strehle seine Burgavia nicht hängen lassen.

    Dass die gut 120 aktiven Mitglieder unter einer fehlenden Führung leiden und der ganze Verein in Gefahr geraten könnte, habe er nicht zulassen können. Seit Anfang des Jahrtausends ist er dort „mit Herzblut“ dabei, über seine Frau – sie ist eine der Trainerinnen – kam er damals dazu. Die 14-jährige Tochter ist ebenfalls im Verein, und auch der 16-jährige Sohn hatte es ausprobiert, aber ihm habe es nicht zugesagt. „Mir macht es hier einfach Spaß“, sagt Strehle, vor allem ist es ihm wichtig, Kindern und Jugendlichen und den Gästen der Veranstaltungen etwas zu bieten.

    Die vielen Aktiven haben kaum noch Platz beim Fotografieren

    Welche Bedeutung die Burgavia für viele in der Stadt hat, lässt sich auch daran erkennen, dass bereits Zweijährige in den Verein kommen und oft über Jahrzehnte dabeibleiben, gerade die Mädchen. Bloß in der Pubertät sei es schwierig, sie zu halten, da verließen viele (erst einmal) den Verein. Auch werden wegen des weiblichen „Überhangs“ verstärkt Buben gesucht, und generell sind alle willkommen, die sich einbringen. Aber im Gegensatz zu anderen Vereinen wachse die Zahl der Mitglieder. Das führt auch dazu, dass kaum noch alle Aktiven beim Fotografieren in der Kapuziner-Halle Platz haben, weshalb man bei der Stadt angefragt habe, um nächstes Jahr den Schlosshof dafür zu nutzen.

    Doch nicht alle Vereine haben das Glück, dass sich die Mitglieder gewissermaßen drängen. So sei es ein „Schock“ gewesen, als die Jettinger Fasnachtsgesellschaft Burkhardia im vergangenen Jahr alle Veranstaltungen für die nun laufende Saison absagte, weil es immer schwerer geworden sei, „interessierte, aktive und hilfsbereite Mitstreiter für die Jettinger Fasnacht zu finden“, wie der Vorstand die Entscheidung begründete. Strehle hofft nicht, dass es den Vereinen so ergeht wie den Banken: Fällt der erste, fallen noch mehr. Das Erfolgsrezept der Burgavia beschreibt er so: „Man muss die Leute gut behandeln. Im Beruf kann man auch mal Anweisungen geben, da werden sie ja bezahlt. Im Ehrenamt nicht.“ Bloß bei den Veranstaltungen könne es mal etwas hektischer werden und müssten die Ansagen auch mal knapper ausfallen. Aber das wisse jeder, und deshalb sei das dann auch in Ordnung.

    Das Programm am Rosenmontag-Vormittag soll ausgeweitet werden

    Für den Rosenmontag kündigt Strehle bereits eine Überraschung an: Zusammen mit anderen Vereinen und der Stadt sei das Programm für den Vormittag, der wegen der Verlegung der Kinderbrotspeisung auf den Rußigen Freitag bereits im vergangenen Jahr anders gestaltet worden war, überarbeitet worden. Bereits 2018 habe man damit angefangen. Es werde „ein kleines bisschen größer“ als zuletzt, aber das müsse über die Jahre wachsen – genauso wie der Zuspruch der Bürger.

    Er ist jedenfalls froh, dass jetzt wieder „alle gemeinsam an der Zukunft des Burgauer Faschings arbeiten“ und der Streit um die Kinderbrotspeisung-Verlegung beigelegt sei. Im Nachhinein, sagt Strehle, sei die Unterschriftenaktion der Burgavia gegen diese Veränderung auch falsch gewesen – übrigens hatte Mike Tögel die Sammlung der Unterschriften mit verantwortet und gut einen Monat nach der Entscheidung des Kulturausschusses zur endgültigen Verlegung (lesen Sie hier den Bericht dazu) war seine Amtsniederlegung bekannt gegeben worden. „Wenn man kurz darüber nachdenkt, war die Verlegung richtig, es war die logische Folgerung“, sagt Strehle. Sie habe wehgetan, aber es gebe keine andere Lösung. Der Zuspruch am Rosenmontag sei eben zu stark gesunken, obwohl mit „nur wenig Erfolg“ einiges ausprobiert worden sei, um das zu verhindern – und mit dem Alternativprogramm wolle man ja auch etwas gegen das „Sterben“ des Montags tun.

    Vor dem Hofball haben die Aktiven viel zu tun

    Bei der Burgavia läuft bereits seit Jahresbeginn der Aufbau für den Hofball in der Kapuziner-Halle, für die Aktiven sei die Zeit vor dieser Veranstaltung hart: Nach der Arbeit beziehungsweise der Schule geht es für sie tagelang direkt in die Halle, und erst spät nach Hause. Zuerst musste die Technik installiert werden, da die städtische Licht- und Tonanlage „zu lasch“ sei, dann wurde mit den anderen Arbeiten begonnen. Acht Nähmaschinen laufen fast die ganze Zeit, die Musik ist selbst geschnitten. Bereits im Mai oder Juni beginnen jedes Jahr die Proben.

    Auch andere Veranstaltungen stehen bevor, etwa das Faschingstreiben am Rosenmontag in der Halle. In den Anfangsjahren habe es da Probleme mit Schlägereien gegeben, doch seit man das Sicherheitskonzept angepasst habe, sei im Verantwortungsbereich der Burgavia alles ruhig geblieben – worauf Strehle auch dieses Jahr hofft. Im Frühjahr wird es übrigens die nächsten Wahlen im Verein geben, sagt der 48-Jährige, der durch eine entsprechende Klausel in der Satzung vom Vorstand ohne weitere Abstimmung der Mitglieder zunächst als Präsident eingesetzt werden konnte. Wie es danach weitergeht, müsse man jetzt erst einmal abwarten. (mit adl)

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