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Burgau: So lief die Eröffnung des Sommerfestivals im Neuen Theater Burgau

Burgau

So lief die Eröffnung des Sommerfestivals im Neuen Theater Burgau

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    Mathias Klösel hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Erich Mühsam, dessen Gedichte, Lieder und Texte er zur Eröffnung des Sommerfestivals präsentierte.
    Mathias Klösel hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Erich Mühsam, dessen Gedichte, Lieder und Texte er zur Eröffnung des Sommerfestivals präsentierte. Foto: Martin Gah

    Zur Eröffnung des Sommerfestivals im Neuen Theater Burgau werden die Zuschauer von einer „Desinfektionsdame“ begrüßt. Die Modepuppe weist den Besuchern mit und ohne Eintrittskarte die getrennten Laufwege und bietet auf Bauchhöhe einen Desinfektionsmittelspender an. Das erste Stück des Festivals ist die erste Veranstaltung im

    Erste Vorstellung nach Corona-Pause im Neuen Theater Burgau

    Der Schauspieler Mathias Klösel und der Pianist Tom Gratza präsentieren Lieder, Gedichte und Texte des Schriftstellers, Anarchisten und Humoristen Mühsam. Dieser wurde 1878 geboren und 1934 im KZ Oranienburg ermordet. Seit 1909 lebte er in München und war führend an der bayerischen Revolution von 1918/19 beteiligt. Diese wurde von der Exilregierung in Bamberg blutig niedergeschlagen. Deren sozialdemokratischem Minister Schneppenhorst widmet Mühsam ein Lied auf O Tannenbaum: „O Schneppenhorst, o Schneppenhorst, du Militärminister! Du ähnelst dem Chamäleon und strahlst in jedem Farbenton.“ Außerdem kritisierte Mühsam an der SPD, dass sie ihre politischen Ziele nicht radikal genug verfolgte. Schon 1907 widmete er ihr sein bekanntestes Lied vom Revoluzzer, im Zivilstand Lampenputzer, in Burgau vorgetragen als eine Mischung aus Marsch und Opernarie. Der Lampenputzer beteiligt sich nicht mehr an der Revolution, als er bemerkt, dass die anderen Revoluzzer die Gaslaternen aus dem Boden reißen.

    Kulturgenuss fällt in Burgau nicht der Hygiene zum Opfer

    Den Klassenkampf hat Mühsams Gedicht „Seenot“ zum Thema, das der Pianist Gratza mit passenden Geräuschen unterlegt. Auf dem sinkenden Schiff wird diskutiert, ob zuerst die leichten Kisten der Matrosen über Bord geworfen werden sollen oder die Goldvorräte der reichen, burgoisen Passagiere. Doch auch gegen die Lüge und die Tyrannei der Nazis meldete sich der Jude Mühsam zu Wort. 1933 sagte er in einem Vortrag vor Schriftstellern: „Wir sind dem Untergang geweiht, aber wir müssen immer die Wahrheit sagen, und wenn wir hundertmal in Gefängnissen verrecken.“

    Die Zuschauer haben die Hygienemaßnahmen beim Kulturgenuss nicht behindert. „Man ist sie mittlerweile schon gewohnt, aber das Neue Theater Burgau hat sie sehr professionell umgesetzt“, sagt stellvertretend Thomas Banholzer. Mathias Klösel freut sich sehr, nach einer langen Pause seit März zum ersten Mal wieder auftreten zu können und dass das Stück beim Publikum gut ankommt.

    Kürzere Aufführungen und keine Pausen in Burgau

    Die Freude teilt auch das Leitungsteam Dörte Trauzeddel und Vera Hupfauer. Sie arbeiteten zusammen mit Olaf Ude seit Mai an dem Hygienekonzept. Die Arbeit daran sei aber mühsam gewesen, weil es immer widersprüchliche Informationen gegeben habe. Zwei Veränderungen waren nötig, um das Stück an die Corona-Gegebenheiten anzupassen: Die Pause musste gestrichen und der Text auf die Länge von einer Stunde gekürzt werden. Der Förderverein stellt Personal zur Verfügung, das überwacht, dass sich im Foyer keine Gruppen bilden.

    Zum Sommerfestival des Neuen Theaters Burgau gehören die zweite Aufführung des Erich-Mühsam-Abends am 3. Juli, um 20 Uhr, ein Gastspiel des Theaters Knuth aus Eppisburg mit einer Puppentheaterversion von „Am Samstag kam das Sams zurück“ am 28. Juni und 5. Juli um 16 Uhr sowie eine Eigenproduktion zum Coronavirus mit dem Titel „ÜberLeben“ mit der Premiere am 11. Juli um 20 Uhr. Die Stücke werden im Theatergarten gespielt, bei schlechten Wetter im Saal. Karten für die Termine des Neuen Theaters gibt es im Internet unter www.neues-theater-burgau.de.

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