Fast direkt am schwäbischen Meer liegt das Haus – schließlich trägt es auch den Namen „Bodensee-Hotel Sonnenhof“. Vier Sterne hat es, die Haupthaus-Villa stammt aus dem Jahr 1908 und war nach der zunächst privaten Nutzung ein Kurhaus und später Erholungsheim der Allianz-Versicherung, heißt es auf der Internetseite des Hotels. Im Jahr 2006 übernahm es der Burgauer Robert Manhardt und baute es zum Hotel mit Wellness und anderen Annehmlichkeiten aus. Wie vielen in der Branche hat Corona auch ihm große Probleme beschert – doch er will das nicht länger hinnehmen. Auch, wenn es dann noch nicht erlaubt sein sollte, wird er das Haus am 29. März für Touristen, die übernachten wollen, öffnen. Das hat er in einem Video auf der Homepage angekündigt.
Darin rechnet er mit der Politik ab. Er sei weder Querdenker noch Verschwörungstheoretiker, betont der 55-Jährige, doch „wir werden verarscht“. Die Politik habe die Bürger in eine Sackgasse geführt und gebe es nicht zu. „Wo ist hier das Hirn?“ Man könne keinem Kind erklären, dass es in einem überfüllten Bus zur Schule und zurück gebracht werde, statt ausgefeilter Konzepte, ständiges Lüften das Allheilmittel im Klassenraum sei und sich die Verantwortlichen nicht besser vorbereitet hätten. Handel, Gastronomie und andere Branchen hätten das getan und seien weitgehend geschlossen. Die öffentliche Hand, die Politik habe hier versagt.
Robert Manhardt will Personal, Lieferanten und Gästen Perspektive geben
Wenn er sich umschaue, sehe er nur Elend und soziale Vereinsamung. Doch er wolle nun nach vorne blicken. Deshalb werde das Hotel öffnen, „komme, was wolle“. Ab 22. März sei das Personal zurück, nach einer fünftägigen Quarantäne müssten die Mitarbeiter anhand von Tests zeigen, dass sie gesund sind. Am 24. März öffne das Haus, ab dem 29. eben auch für touristische Gäste. Der Anordnung des zweiten harten Lockdowns im November habe man noch Folge geleistet, doch jetzt sei Schluss. Man habe detaillierte Hygienekonzepte, durch die Mitarbeiter und Gäste sicher seien. Dazu zähle eine Wärmebildkamera am Eingang. Im Video erklärt Manhardt weiter, dass er die Schließung nicht länger verantworten könne. Mitarbeiter, Lieferanten und Gäste bräuchten eine Perspektive.
Manhardt gehört nicht nur das Hotel in Kressbronn, sondern auch ein „Sonnenhof“-Hotel in Gersthofen bei Augsburg, das für Geschäftsreisende auch im Lockdown geöffnet war beziehungsweise ist, was ja erlaubt ist. Da sei unter der Woche der Parkplatz noch recht gut gefüllt, doch am Wochenende komme nun einmal keiner. In Wasserburg (Bodensee) hat er ein weiteres Haus, in Burgau ist eines im Bau. Ein geplantes Hotel in Oberstotzingen wird er nicht mehr verwirklichen, auch vom Traum einer kleinen Hotel-Kette hat er sich wegen der Auswirkungen von Corona inzwischen verabschiedet. Ansonsten entwickelt Manhardt Gewerbebauten – in Burgau ist gerade ein Komplex mit Supermarkt, weiteren gewerblichen Mietern, Wohnungen und eben dem Hotel im Bau.
Für einen wirklich harten Lockdown für 14 Tage hätte Robert Manhardt Verständnis gehabt
Die Reaktionen auf seine Ankündigung, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion, seien bislang fast ausnahmslos positiv gewesen. Aber darum gehe es ihm nicht. Er sei damals in China gewesen, als dort die Sars-Pandemie grassierte. Daher habe er vor dem ersten Lockdown geahnt, was auf Deutschland zukomme und seine Häuser früher geschlossen. „Aber was wäre, wenn es bei uns mal ein wirklich tödliches Virus gäbe?“
Er hätte auch Verständnis gehabt, wenn es vor Weihnachten einen wirklich vollständigen Lockdown für 14 Tage gegeben hätte – schließlich wurde allen Bürgern schon vor Corona empfohlen, für einen solchen Zeitraum Vorräte anzulegen. „Stattdessen gehen alle weiter zur Arbeit.“ 80 Prozent der alten Menschen, die im Zusammenhang mit Corona gestorben seien, hätten sich in Heimen oder Kliniken befunden, und seien dann mitunter alleine gewesen. Der liberalere schwedische Weg wäre aus seiner Sicht besser gewesen, das Land stehe besser da als Deutschland.
Der Inzidenzwert im Bodenseekreis liegt bei 80,5
Er kritisiert Geschäftsleute, die sich alle über die Einschränkungen beschwerten, aber von der Angst vor Sanktionen gesteuert seien, wenn sie aufbegehrten. Bislang hätten auch nur Stammkunden auf seine Ankündigung reagiert, von einer normalen Oster-Auslastung sei er weit entfernt. Und sie gingen auch davon aus, schnell wieder die Koffer packen zu müssen. Die örtlichen Behörden am Bodensee hätten sich noch nicht gemeldet, um ihm im Voraus Sanktionen anzudrohen.
Der Sprecher des Landratsamts Bodenseekreis, Robert Schwarz, erklärt auf Anfrage: Sollte ein Hotel öffnen, sei das ein Verstoß gegen die (aktuelle) Corona-Verordnung. Beherbergungsbetriebe dürften nur für notwendige geschäftliche oder dienstliche Übernachtungen oder in besonderen Härtefällen genutzt werden. Eine Öffnung entgegen dieser Rechtslage wäre ein Fall für die Ortspolizeibehörde. Die Gemeinde könnte gegebenenfalls gegenüber der betreffenden Person verfügen, das Hotel wieder zu schließen oder entsprechend den Vorgaben zu führen. Fürs Bußgeld sei das Landratsamt zuständig. Der Bußgeldkatalog gebe derzeit einen Rahmen von 250 bis 5000 Euro vor. Der Inzidenzwert in dem Kreis lag am Donnerstag übrigens bei 80,5.
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