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Burgau: Konrad Barm soll "Altbürgermeister" werden: Eklat im Burgauer Stadtrat

Burgau

Konrad Barm soll "Altbürgermeister" werden: Eklat im Burgauer Stadtrat

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    Konrad Barm hatte von seinem Amtszimmer im Rathaus aus einen schönen Blick über die Burgauer Innenstadt. Dort musste er ausziehen, nachdem er 2020 die Wahl zum Bürgermeister verloren hatte.
    Konrad Barm hatte von seinem Amtszimmer im Rathaus aus einen schönen Blick über die Burgauer Innenstadt. Dort musste er ausziehen, nachdem er 2020 die Wahl zum Bürgermeister verloren hatte. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivbild)

    Man sollte meinen, der Antrag der Freien Wähler wäre eine reine Formsache: "Verleihung der Ehrenbezeichnung 'Altbürgermeister' an Herrn Konrad Barm". Schließlich habe er sich, sagte Fraktionschef Harald Stöckle jetzt im Stadtrat, viele Verdienste um Burgau erworben. Von 2002 bis 2020 war Barm, ebenfalls Freie Wähler, sozusagen der Stadtchef, in seine Amtszeit fallen Projekte wie der Neubau des Eisstadions, die Generalsanierung des Freibads, der Bau der Kapuziner-Halle, die Sanierung des Schlosses oder diverser Straßen. Auch nach außen hin eher unspektakuläre Dinge wie die Einführung der Bürgersprechstunde, die Aufwertung des Stadtwalds für die Freizeit oder das Senken des Schuldenstands auf ein historisch niedriges Niveau gehörten dazu, ebenso wie seine Verdiente um den Fasching oder das Historische Fest. Grund genug für die

    Die Zweite Bürgermeisterin Martina Wenni-Auinger (SPD), die wie der jetzige Bürgermeister Martin Brenner (CSU) im vergangenen Jahr gegen Barm kandidiert hatte, betonte, der Titel "Altbürgermeister" impliziere eine Wertschätzung für hervorragende Leistungen - und dass man stolz auf diese Person sein könne. Das sei beispielsweise bei einem Bürgermeister der Fall, der dem Idealtyp für diese Position sehr nahe komme, etwa als korrekter Verwaltungsfachmann, dynamischer Wirtschaftsmanager oder weitblickender Stadtplaner. Ein Bürgermeister müsse ein einfühlsamer, empathischer Mensch sein, zudem volksnah und nah bei den Vereinen. Ein Bürgermeister für alle, der parteiübergreifend von den Bürgerinnen und Bürgern geachtet und geschätzt werde.

    Wenni-Auinger: "Ich kann keine besonderen Verdienste" von Konrad Barm erkennen

    Doch beim Blick auf Barms politische Laufbahn falle etwas anderes auf. Nachdem er 2002 ins Amt gekommen war, habe er bei der Wahl 2008 nur knapp die Stichwahl gewonnen. 2014 habe er keinen Gegenkandidaten gehabt, aber 20 Prozent der Stimmen seien auf andere Bürger entfallen - "einzigartig in der Geschichte der Stadt und ein klares Signal der Bürgerinnen und Bürger", zumal bei einer Wahlbeteiligung von nur 47 Prozent. 2020 sei er dann abgewählt worden, fast 57 Prozent hätten sich gegen ihn entschieden, 39 Prozent im ersten Wahlgang. Wenn die Bevölkerung ihn nicht mehr als Bürgermeister wolle, wie könne man ihn dann zum "Altbürgermeister" machen?

    Sie könne "beim besten Willen keine Verwurzelung von Herrn Barm in der Bevölkerung erkennen. Ich kann keine besonderen Verdienste erkennen, für die er gewürdigt werden müsste. Vor allem aber kann ich keinen Willen von Herrn Barm erkennen, weiter in der Gemeinde präsent sein zu wollen." Er trete aus Vereinen aus. Er habe sein Stadtratsmandat nicht angetreten, obwohl er das auf der Podiumsdiskussion vor der Wahl gesagt habe. Und er sei sofort nach der Wahl aus dem Faschingskomitee ausgetreten. "Wo sehen Sie hier einen Willen, sich weiterhin mit der Gemeinde zu identifizieren? Wo erkennen Sie eine Wertschätzung der Bürgerinnen und Bürger durch ihn, wenn ich signalisiere: Mit euch will ich nichts mehr zu tun haben?"

    Auch Eveline Kuhnert kann keine besonderen Verdienste erkennen

    Wenn die Menschen ihn abgewählt und deutlich gemacht hätten, ihn nicht mehr zu wollen, würden sie nicht verstehen, dass er einen solchen Titel bekommen soll. Man entscheide über deren Köpfe hinweg. Persönlich habe sie nichts gegen Barm, betonte die Zweite Bürgermeisterin. Aber wenn sie sehe, welche Bürgermeister mit welchen Verdiensten den Titel "Altbürgermeister" tragen, könne sie dem Antrag nicht zustimmen. Zumal das, was Stöckle aufgezählt hatte, nichts Besonderes sei, sondern schlicht zum Amt gehöre.

    Auch Eveline Kuhnert (Grüne), die ebenfalls Bürgermeisterin hatte werden wollen, äußerte sich kritisch. Sie habe gedacht, man stelle einen solchen Antrag nur, wenn Einigkeit darüber herrsche. Es habe eine Vorbesprechung im Hauptausschuss gegeben, die das nicht gezeigt habe. Der Bürgermeister-Posten sei sehr anerkannt und werde gut bezahlt. Deshalb gebe es einen Unterschied zu Ratsmitgliedern, die automatisch geehrt würden, sie erhielten als Ehrenamtliche schließlich nur eine kleine Aufwandsentschädigung. Auch sie sehe keine besonderen Verdienste Konrad Barms. Auch sie finde es schade, dass er trotz seines Versprechens sein Ratsmandat nicht angenommen habe. Sie finde es ebenso schade, dass dies nun öffentlich diskutiert werden müsse - zustimmen könne sie nicht.

    Zuletzt war Alfred Seidler zum "Altbürgermeister" ernannt worden

    Ansonsten meldete sich niemand mehr zu Wort. Von 18 zu dieser Zeit anwesenden Ratsmitgliedern stimmten dann nur vier gegen den Antrag. Konrad Barm wird somit der Titel "Altbürgermeister" verliehen, sobald die Pandemie eine entsprechende Feier ermöglicht. Geld ist damit nicht verbunden. Und mehrere ehemalige Ratsmitglieder werden mit der Silbernen Bürgermedaille ausgezeichnet. Der bislang letzte ehemalige Bürgermeister, der den Ehrentitel erhalten hat, war übrigens Alfred Seidler. Er war 24 Jahre lang im Amt. Im Mai 1990 war die Auszeichnung einstimmig beschlossen worden.

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