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Burgau: Konrad Barm: „Ich bin stolz, Bürgermeister gewesen zu sein“

Burgau

Konrad Barm: „Ich bin stolz, Bürgermeister gewesen zu sein“

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    Konrad Barm hat von seinem Amtszimmer im Rathaus aus einen schönen Blick über die Burgauer Innenstadt. Diesen wird bald sein Nachfolger Martin Brenner haben, dem Barm in der Stichwahl unterlegen ist.
    Konrad Barm hat von seinem Amtszimmer im Rathaus aus einen schönen Blick über die Burgauer Innenstadt. Diesen wird bald sein Nachfolger Martin Brenner haben, dem Barm in der Stichwahl unterlegen ist. Foto: Bernhard Weizenegger

    Konrad Barm ist 2002 zum ersten Mal zum Bürgermeister von Burgau gewählt worden. Das ist 18 Jahre her. Eine lange Zeit. Eigentlich hätte er weitermachen wollen, doch jetzt unterlag er Martin Brenner von der CSU bei der Stichwahl – seinem bisherigen Stellvertreter. Natürlich war sie da, die Enttäuschung über die Niederlage, „aber die Bürger haben es so entschieden“. Er akzeptiere das natürlich. Ohnehin neige er nicht dazu, in der Vergangenheit zu verharren mit negativen Gefühlen, sondern er blicke lieber positiv in die Zukunft.

    Zwar hatte er einst im Öffentlichen Dienst gearbeitet, einen Rückkehranspruch habe er aber nicht. „Ich hatte mich damals entlassen lassen.“ Somit ist seine berufliche Zukunft noch offen. Er führe Gespräche darüber, aber es pressiere ihm nicht, etwas Neues zu finden. Das müsse nicht mit Gewalt geschehen. Er möchte jedenfalls mit seiner Familie in Burgau bleiben, entgegen seiner ursprünglichen Ankündigung will er dem neuen Stadtrat aber nicht angehören. „Ich habe mich jetzt gegen das Mandat entschieden.“ Das hänge mit dem Wahlkampf zusammen. Mehr möchte er dazu nicht sagen. Eben weil er lieber nach vorne statt zurück blicke.

    Burgau konnte die Schulden abbauen - das wird sich ändern

    Wenn er es doch tut, gebe es schon einiges, auf das er stolz ist, daran als Bürgermeister mitgewirkt zu haben. Die Einführung des Flexibusses, das neue Eisstadion, die Umgehungsstraße, die Sanierung des Schlosses und den Bau der Kapuziner-Halle nennt er als Beispiele. Und betont, dass seine Fraktion der Freien Wähler nie die politische Mehrheit gehabt habe, sondern diese Entscheidungen im Rat immer einvernehmlich mit den anderen Fraktionen getroffen worden seien. Man könne sehr froh sein, so viel in den vergangenen Jahren investiert und trotzdem Ende 2019 fast keine Schulden mehr gehabt zu haben. Das werde sich ändern.

    Zum einen, weil weitere große Themen wie der Hochwasserschutz und der Ausbau der Kinderbetreuung anstehen. Zum anderen, weil das Coronavirus die wirtschaftliche Entwicklung negativ beeinflusst. Viele Gewerbesteuervorauszahlungen seien auf Null gesetzt worden. Wenn es den Firmen wieder besser geht, könne man das reinholen – aber es müsse sich zeigen, ob und wann die Unternehmen wieder Fuß fassen können. Sollte ihnen das im größeren Umfang nicht gelingen, müsse man sich darüber unterhalten, was man sich noch leisten kann und will.

    Er will seinem Nachfolger nicht reinreden

    „Kluge Ratschläge aus dem Hintergrund“ will er seinem Nachfolger und dem neuen Stadtrat jedenfalls nicht geben. „Ich will mich da nicht einmischen.“ Auch wenn er in vielen der Vereine Mitglied bleiben will, in denen er es heute ist: Es ist Barm wichtig, einen Trennstrich zu ziehen, wo seine bisherigen Aufgaben als Bürgermeister tangiert wären. Ansonsten würden er und seine Familie sich sicherlich weiter in Burgau einbringen, sagt er.

    Eine Abschiedszeremonie nach dem Ende seiner Amtszeit am 30. April wäre nicht sein Ding. Ein Dankeschön reicht dem im Juni 1961 in München geborenen verheirateten Vater von fünf erwachsenen Kindern vollkommen. Er habe seine Arbeit ja gerne gemacht. Natürlich, sie sei mitunter anstrengend gewesen, im Schnitt habe die Woche für ihn 60 Stunden aufwärts gehabt. Wann immer es der Terminkalender zugelassen habe, sei er aber gegen 17.30 Uhr zu Hause gewesen, um mit seiner Familie zu Abend zu essen. Eine Stunde später habe er sich dann oft verabschieden müssen, da die nächsten Verpflichtungen anstanden. Ohne zeitlichen und persönlichen Einsatz könne man das alles eben nicht machen, wenn man sein Amt ernst nehme.

    Weniger erfreulich: Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft

    Er zieht eine insgesamt positive Bilanz der 18 Jahre, „ich bin stolz, Bürgermeister von Burgau gewesen zu sein“. Vor allem die Begegnungen mit Menschen hätten ihm viel gegeben, gerade die Städtepartnerschaften seien prägend gewesen, daraus seien auch Freundschaften entstanden. Seit seiner Abwahl habe er zudem ein ums andere Mal ein Lob erfahren dürfen, als Bürger ihm für seine Arbeit gedankt hätten. „Das freut einen natürlich.“

    Weniger erfreulich sei es gewesen, als er im Visier der Staatsanwaltschaft war. Über Jahre hinweg waren in Burgau die Abwassergebühren nicht kalkuliert worden, der Stadt entgingen Einnahmen in Millionenhöhe. Ein knappes Jahr ermittelte nach einer Anzeige eines Bürgers daraufhin die

    „Es hat mich gewundert, dass es diese Situation gegeben hat“, sagt Barm. Wenn es um Untreue geht, müsse man schließlich in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Hier sei aber die Fehleinschätzung eines Prüfers das Problem gewesen. „Es war nicht einfach mit der Anzeige, Gott sei Dank sind die Ermittlungen eingestellt worden, ich verschwende aber keinen Gedanken mehr daran.“ Wenn es anders gelaufen wäre, meint er, wären in Bayern viele Entscheidungen von Kommunen als falsch zu bewerten gewesen.

    Besonders den Mitarbeitern im Rathaus gilt sein Dank

    Ein Dankeschön spricht Barm zum Schluss nicht nur Bürgern und Kollegen im Rat aus, sondern vor allem den Mitarbeitern für die Zusammenarbeit in den 18 Jahren. Sie müssten die Ideen von Bürgermeister und Stadträten umsetzen. Nach seiner Niederlage sei es für alle Seiten eine „seltsame Situation“ gewesen im Rathaus, aber da es wegen Corona so viel zu organisieren gibt, sei der Alltag schnell zurück gewesen.

    Sein Nachfolger Martin Brenner werde nun sicherlich noch mit den Mitarbeitern Gespräche führen um mit ihnen zu besprechen, wie er sich die Arbeit vorstellt. Er selbst habe jetzt mehr Zeit, vor allem für die Familie, und freue sich darauf. Und er kann sicherlich auch wieder häufiger seinen Hobbys, dem Angeln und Wandern, nachgehen.

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