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Burgau: Jugendliche bedauern das Aus für ihren Treff

Burgau

Jugendliche bedauern das Aus für ihren Treff

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    Tobias Ullmann vom Jugendtreff Burgau unterhält sich mit Jugendlichen am Minifeld.
    Tobias Ullmann vom Jugendtreff Burgau unterhält sich mit Jugendlichen am Minifeld. Foto: Christian Kirstges

    Wohin sie künftig gehen sollen, wenn der Jugendtreff in Burgau geschlossen ist, wissen die drei noch nicht. Jetzt können sie sich auf dem Minifeld austoben, doch wenn das Wetter schlechter und die Tage kürzer werden, fehlt eine Alternative. Zwar sind der zwölfjährige Endrit und der gleichaltrige Florian sowie Pascal, elf Jahre alt, nicht immer im Treff. Aber immer wieder, teils sogar regelmäßig. Hier können sie auch mit anderen spielen, abhängen und sich mit den Betreuern unterhalten – die auch eingreifen, wenn die älteren Besucher sie nicht mitmachen lassen oder die Jüngeren beschimpfen. Dass der Treff geschlossen wird, finden sie gar nicht gut, und sie hätten sich gewünscht, dass mehr Stadtratsmitglieder dort vorbei gekommen wären, um mit ihnen und den anderen zu reden, bevor sie ihre Entscheidung trafen.

    Die war mit 13 zu sechs Stimmen vor knapp einem Monat deutlich gegen die Einrichtung ausgefallen (wir berichteten). Der Mehrheit fehlten die Erfolge und die Besucher, ihre Geduld war am Ende. Damit wurde nicht nur das Aus für den Treff, sondern auch für die aufsuchende Arbeit besiegelt, die vielen eigentlich besonders wichtig war. Für sie ist Tobias Ullmann zuständig. Seit April ist er in Vollzeit dabei, er hat die Aufgabe von einer Kollegin übernommen. Und in diesen Monaten hat der Heilerziehungspfleger, der schon im Augsburger Josefinum in der Suchtstation für Kinder und Jugendliche gearbeitet hat, eine gute Verbindung zu den jungen Leuten in der Stadt aufgebaut, wie er sagt. Bei seinem Rundgang an diesem späten Nachmittag ist nicht allzu viel los, „die meisten sind bei dem Wetter im Freibad“. Aber die, die der 31-Jährige trifft, erzählen bereitwillig mit ihm.

    So auch Samet, 15, und Erion, 14. Sie finden, dass es in der Stadt genug Angebote für junge Leute gibt. Dass der Treff geschlossen wird, bedauern sie aber. Gerade die Sport-Angebote haben ihnen viel Spaß gemacht, sagen sie. Wenn die Einrichtung schließt, werden sie sich mit ihren Kumpels wohl noch häufiger am V-Markt treffen, mit Getränken eindecken und in der Nähe chillen. So lange, bis Anwohner sich beschweren, weil sie zu laut sind.

    Drogenkonsum am Wehr

    Der Supermarkt ist nur einer der angesagten Treffpunkte in Burgau, weiß Tobias Ullmann. Auch das Minifeld, der Skateplatz, die Höfe von Grund- und Mittelschule oder die Gegend rund um das Eiscafé Firenze sind beliebt – oder die Stelle am Wehr in der Nähe des Mahnmals für das frühere KZ-Außenlager. Wie ihm jemand erzählt habe, treffen sich dort 15 bis 20 Jugendliche und konsumieren auch Drogen, etwa Marihuana und Speed. Als er einmal dort war, seien sie misstrauisch geworden und hätten sich zurückgezogen. Dass er an sie herankommen würde, steht für Ullmann außer Frage. „Aber das braucht Zeit. Und die haben wir nicht mehr.“ Burgaus Polizeichef Stefan Eska bestätigt, dass es in der Stadt eine Drogenszene gibt. Zu Details kann er sich aber nicht äußern.

    Tobias Ullmann wollte die aufsuchende Arbeit intensivieren, so wie es der Rat wollte, nicht nur am späten Nachmittag für zwei Stunden zu den Treffs gehen und mit den jungen Leuten ins Gespräch kommen, sondern auch abends. Das will er im Herbst auch noch tun, bevor dann irgendwann der Vertrag ausläuft. „Wir wollen uns mit guter Arbeit verabschieden und den Jugendlichen das Gefühl geben, dass wir versucht haben, etwas für sie zu verändern.“ Die Entscheidung des Stadtrats gegen sie habe die Mitarbeiter hart getroffen, sie schockiert und sei manchen auf den Magen geschlagen. Drei Mitarbeiter sind es im Treff, und sie hätten gerne weitergemacht, „denn Burgau hat Potenzial“. Sie werden künftig in anderen Einrichtungen der Jugendhilfe eingesetzt.

    Er will mit Gesprächen etwas erreichen

    Ullmann versteht sich nicht als Aufpasser mit dem erhobenen Zeigefinger. Vielmehr will er mit Gesprächen etwas erreichen. Zeigen, dass er die Jugendlichen versteht, wenn sie draußen irgendwo rumhängen, aber nicht akzeptiert, wenn es laut wird, Alkohol und Drogen die Runde machen. Viele hätten sogar Verständnis, dass Erwachsene es nicht toll finden, wenn sie ihren Müll liegen lassen, sagt er. Sie seien empathisch.

    Aber er will auch nicht, dass ihnen für alles die Schuld in die Schuhe geschoben wird. Schließlich benehmen sich auch andere in der Stadt und woanders daneben. Gerade für die schwierigen Fälle, die zu Hause Gewalt erleben oder andere Probleme haben, seien der Jugendtreff und die aufsuchende Arbeit sehr wichtig gewesen. Um zu reden. Aber auch, um sich zumindest zeitweise an Regeln zu halten.

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