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Burgau: Eisstadion in Corona-Zeiten: Naht in Burgau das Ende der Eiszeit?

Burgau

Eisstadion in Corona-Zeiten: Naht in Burgau das Ende der Eiszeit?

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    Frostige Leere, wo sonst fröhliches Leben ist: Seit dem 10. Dezember ist die schmucke Eisarena in Burgau zu Zwecken der Körperertüchtigung gesperrt. Die Eisfläche zu erhalten, verursacht Kosten. Sie vorschnell abzutauen, könnte aber auch ein Fehler sein.
    Frostige Leere, wo sonst fröhliches Leben ist: Seit dem 10. Dezember ist die schmucke Eisarena in Burgau zu Zwecken der Körperertüchtigung gesperrt. Die Eisfläche zu erhalten, verursacht Kosten. Sie vorschnell abzutauen, könnte aber auch ein Fehler sein. Foto: Bernhard Weizenegger

    Unberührt liegt das blanke Weiß, auf dem sich sonst in dieser Jahreszeit Eishockey-Buben leidenschaftlich austoben und Schlittschuh-Mädchen elegante Kurven drehen. Eisiges Schweigen dehnt den urplötzlich so trist wirkenden Raum im schmucken Burgauer Eispalast, der sonst so viele vergnügte Menschen unter seinem Dach begrüßt. Nein, diese Eissport-Saison ist eine zum Vergessen. Und einiges deutet darauf hin, dass Schlittschuhläufer wie Eishockeyspieler im ortsansässigen Eissportverein in eine Nachwuchskrise schlittern. Denn es ist kein Leichtes, Kinder ohne Eis fürs Eislaufen zu begeistern – und wenn sie sich erst einmal intensiv anderen, im Zweifelsfall sinnfreien Tätigkeiten zugewendet haben, bleiben sie den Bewegungsspielen womöglich für immer verloren.

    Dieser Gedanke treibt ESV-Präsident Werner Gebauer um, seit die ersten corona-bedingten Einschränkungen erlassen wurden. Und seine Sorgen haben sich in den Tagen des Lockdowns schmerzhaft verstärkt. Denn seit jenem 10. Dezember 2020 ist von Staats wegen nahezu alles untersagt, was Menschen zusammen bringt. Das betrifft auch den Schulsport, der zuvor immerhin noch erlaubt gewesen war. „Seitdem ist die Eishalle komplett leer“, sagt Gebauer mit betrübter Miene.

    Und daran wird sich vorerst nichts ändern, denn spätestens seit die Berliner Beschlüsse am Dienstag dieser Woche den Zustand der gefühlten Endlosschleife erreicht haben, ist mehr als absehbar, dass zumindest in Bayern Teamsport selbst zu Trainingszwecken oder als Schulfach verboten bleibt. Vorerst und vorübergehend, wie seitens der Politik stets betont wird, doch das ist in Sachen Wintersport schon fast egal. Was bis Februar nicht stattgefunden hat, erfüllt danach wohl kaum noch einen messbaren Zweck.

    Ein Tag Normalbetrieb im Burgauer Eisstadion kostet gut 3000 Euro

    Dieser Sachverhalt wirft nun ganz konkret die Frage auf, ob es Sinn macht, die Eiszeit in der Burgauer Halle fortzusetzen. Dass die betriebs-notwendigen Prozesse auch im Leerlauf ein paar Euro verschlingen, versteht sich von selbst. Zwar kann Wolfgang Buckel, Leiter der Hauptverwaltung der Stadt Burgau, keine exakten Angaben zu den derzeit anfallenden Aufwendungen machen. Die Auswertung der vergangenen Jahre zeigt ihm aber, dass ein Tag Normalbetrieb ungefähr 3000 Euro kostet. In den beiden zurückliegenden Wintern klaffte zwischen den Einnahmen aus dem Tagesgeschäft (die diesmal praktisch komplett entfallen) und den Betriebsausgaben jeweils ein Loch von gut einer halben Million Euro, berichtet Buckel.

    In einer Runde mit Bürgermeister Martin Brenner, Stadtbaumeister Werner Mihac und Kämmerer Tobias Menz wird er am kommenden Dienstag, 12. Januar, beratschlagen, wie die Stadt unter den aktuellen Gegebenheiten mit der Halle verfahren möchte. Es gilt als sicher, dass dabei das Wort „Abtauen“ als offensichtlich günstigste Lösung auf den Tisch kommt. Dann allerdings wäre, so viel ist auch klar, der Eissport-Winter in Burgau unwiderruflich beendet.

    Kinder würden Bewegung brauchen - mehr als je zuvor

    Andere Kommunen sollen diesen Schritt bereits vollzogen haben. Für Gebauer ist es ausgemachte Sache, dass man sich vor Ort ebenfalls dazu entscheiden wird, vorzeitig abzutauen. Aus Sicht des ESV Burgau sei dagegen auch gar nichts einzuwenden, bemerkt er schulterzuckend. „Mit Gewalt Geld raushauen geht auch nicht. Da ist jeder Euro zu viel. Wenn wenigstens die Schüler aufs Eis könnten, wäre es ja noch okay. Aber so?“

    Dabei würden die Kinder die Bewegung unbedingt brauchen, in diesen Zeiten wohl mehr als jemals zuvor. Aus Sicht der Eishockey-Sparte im ESV Burgau verursacht die unfreiwillige Winterruhe gar ein Problem, das sich dereinst als gravierend erweisen könnte. Laut Statut darf ein Verein nur dann in der Landesliga spielen, wenn er eine U9-Nachwuchsmannschaft gemeldet hat. Doch viele U9-Eisbären steigen für die kommende Runde aus Altersgründen eine Stufe höher und neue Talente waren während der Corona-Krise nicht zu gewinnen. Deshalb stellt sich für Gebauer die Preisfrage: „Wo soll ich jetzt eine neue U9 herkriegen?“

    Einen geregelten Spielbetrieb gibt es nicht mehr

    Das Thema hat der ESV-Vorsitzende inzwischen mit Frank Butz, Eishockey-Obmann im Bayerischen Eissport-Verband (BEV), besprochen. Der Verbandsfunktionär äußerte dazu vage, er könne sich vorstellen, dass diese Bestimmung für ein, zwei Jahre ausgesetzt wird, um den Vereinen die Möglichkeit einzuräumen, neue Nachwuchsspieler zu rekrutieren.

    Seitens des Verbands sickerte ebenfalls durch, dass intern von einem geregelten Spielbetrieb in der laufenden Runde schon lange keine Rede mehr ist. Nachdrücklich erwünscht bleibt dagegen, die Kinder noch in diesem Winter zurück ins Training zu bringen. Das ist das Hauptziel – auch für Gebauer, so es denn irgendwie zu machen ist. Die Männer in der Landesliga sieht er dagegen als lösbare Herausforderung, denn: „Erwachsene nach einem Jahr Pause wieder ins Laufen zu kriegen, ist auch schwierig. Aber das geht dann allen Vereinen so.“

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