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Burgau: Therapiezentrum in Burgau: Ein Ort, an dem die Liebsten verabschiedet werden

Burgau

Therapiezentrum in Burgau: Ein Ort, an dem die Liebsten verabschiedet werden

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    Im neuen Abschiedsraum im Therapiezentrum Burgau können Angehörige sich von ihren Verstorbenen verabschieden.
    Im neuen Abschiedsraum im Therapiezentrum Burgau können Angehörige sich von ihren Verstorbenen verabschieden. Foto: Ralf Gengnagel

    Sterben ist ein Teil des Lebens. Und doch ruft es Gefühle zwischen Hoffnung, festhalten wollen und loslassen müssen hervor. Um Sterbenden und Angehörigen einen würdigen Rahmen für den Abschied zu geben, wurde im Therapiezentrum Burgau jetzt ein Abschiedsraum gestaltet. Robert Förg, Diplompsychologe und Leiter der Neuropsychologie am Therapiezentrum Burgau (TPZ) erklärt, warum das Thema Sterben und die Palliativarbeit auch in Burgau immer mehr werden. Der Künstler Robert Knöfler, der den

    Im Untergeschoss des Therapiezentrums Burgau, in räumlicher Nähe zum Kühlraum für Verstorbene, ist im vergangenen Jahr ein Raum frei geworden, der zuvor als Kinderambulanz mit den bunten Handabdrücken an den Wänden genutzt wurde. Jetzt wurde der Raum umgestaltet – diesmal ist er schlicht und zurückhaltend geworden. Zwischen den Fenstern, die durch einen lichtdurchlässigen, aber blickdichten Vorhang in den Hintergrund treten, sieht man einen mit Glasstreifen beleuchteten Sonnenkreis hinter einem beweglichen Kreuz, das auf Wunsch aufgestellt werden kann. "Der Abschiedsraum ist für uns als Teil der Palliativarbeit ganz wichtig, in erster Linie für die Angehörigen der Patientinnen und Patienten, aber auch für die Mitglieder des Palliativteams und der Klinikseelsorge", betont Prof. Dr. Andreas Bender, Chefarzt am Therapiezentrum Burgau. Jutta und Stefan Weindl gehören zum Palliativteam und begleiten einzelne Schicksale bis zum Ende.

    "Hier ist Raum entstanden, ein Schutzraum", wie Klinikseelsorgerin Marit Hole bei der Segnung des Abschiedsraumes durch Pfarrer Simon Stegmüller und Pfarrerin Tina Griffith sagt. Der Raum könne den Angehörigen alle Zeit und Ruhe lassen, die sie für die erste Trauer benötigen. Es sei ein Raum auf Zeit, vielleicht manchmal nur für einige Minuten, aber es soll möglich sein, dass man sich hier dem Thema Abschied annähern könne. Abschied nehmen sei ein langer Prozess, da könne der Raum eine Station auf diesem Weg sein. 

    Palliativteam in Burgau bietet Struktur, Begleitung und Führung an

    Ein gutes halbes Jahr habe es gedauert, bis der Raum fertig war, sagt Thomas Brandner, der Leiter der Haustechnik. Wesentlich zur Gestaltung des Raums beigetragen habe der Künstler Martin Knöferl. Sein zentrales Element ist ein Sonnenkreis, der für die Offenheit des Weitergehens des Verstorbenen hinein ins Licht stehen könne. "Das Sterben ist eigentlich ein Skandal, wir Menschen wünschen uns doch immer, dass alles gut wird", sagt er. Doch zum Menschensein gehöre auch die Vergänglichkeit. "Die ist eine Zumutung für jeden Menschen. Vor allem in einem Krankenhaus, in dem auch so viel Gutes passiert, doch auch hier gibt es diese Begrenzung." Da werde die Frage bedeutsam, wie man als Mensch damit umgehe. Kompetenz schade da nicht, so Knöferl, da sei eine gute Betreuung der Betroffenen notwendig. 

    Martin Knöfler hat den Abschiedsraum kunstvoll gestaltet.
    Martin Knöfler hat den Abschiedsraum kunstvoll gestaltet. Foto: Ralf Gengnagel

    Wichtig sei, auf Strukturen zu treffen, die in der palliativen Therapie diejenigen sicher leiten, die schlagartig in so eine Situation geraten, sagt Diplompsychologe Robert Förg. Es gehe darum, Menschen an der Seite zu haben, die feste Strukturen, Begleitung und Führung in solch schweren Situationen anbieten. Diese Struktur und die Unterstützung des Palliativteams brauche man aber auch für das Pflegepersonal, das oft mit der geballten Ladung des Leides konfrontiert wird, da Sterbende nicht aus der gewohnten Umgebung ihrer Station verlegt werden. 

    Bedarf an palliativen Therapien stieg im Therapiezentrum an

    Die palliative Behandlungsstruktur im Therapiezentrum Burgau gewinnt seit Inbetriebnahme der Intensivstation im Jahr 2012 immer mehr an Bedeutung. In der Frührehabilitation versterben rund zehn Prozent der dort behandelten Patienten in einem Jahr. "Bei uns zeigen die konkreten Zahlen die gleiche Entwicklung", die Zahl der Verstorbenen sei gestiegen, sagt Förg. Das liege vor allem auch daran, dass immer mehr Patienten limitierende Vorausverfügungen, Patientenverfügungen oder Vorsorgevollmachten mitbringen, die später Behandelnde in der Frührehabilitation binden.

    Für Klinikseelsorger Michael Pindl ist der Raum ein Rückzugsort für die Angehörigen, um sich würdevoll von Verstorbenen verabschieden zu können. Der Raum soll trotz aller Unaussprechlichkeit des Todes erahnen lassen, dass es etwas gibt, das hält, trägt. Im Eingangsbereich vor dem Abschiedsraum hat Knöferl eine Holzskulptur angebracht, auf der steht: „Trauern kann nur, wer liebt.“ Rotes Glas schimmert durch das Holz und kann beleuchtet werden. Dann ist dies für die Vorbeigehenden ein Zeichen, dass im Augenblick ein Verstorbener aufgebahrt ist.

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