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Burgau: Die Burgauer Feuerwehr muss anbauen

Burgau

Die Burgauer Feuerwehr muss anbauen

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    In der Fahrzeughalle ist kein Platz mehr frei für die Wagen und Geräte, die für die Feuerwehr Burgau neu angeschafft werden.
    In der Fahrzeughalle ist kein Platz mehr frei für die Wagen und Geräte, die für die Feuerwehr Burgau neu angeschafft werden. Foto: Bernhard Weizenegger

    Es gibt Momente, da würde sich der Kommandant schon wünschen, dass die Burgauer Feuerwehr weniger Aufgaben hätte. Stattdessen werden sie vielfältiger. Und aus diesem Grund wird dringend mehr Platz gebraucht. Eine neue Waschhalle als Ersatz für die aus dem Jahr 1985 stammende, deren Ölabscheider zudem zu klein und defekt ist, und fünf zusätzliche Garagenstellplätze sollten es sein, sagt Hans-Peter Merz im Gespräch mit unserer Zeitung.

    Gut 800000 Euro würde ein solcher Neubau kosten, der quer zum bestehenden Gerätehaus auf einer Freifläche auf dem Gelände entstehen soll, um die Umfahrung des bisherigen Gebäudes zu erhalten. Mit Maßen von 22 Metern Breite und zwölf Metern Tiefe kein kleines Projekt, für das auch schon seit einigen Jahren die Planungen laufen. Sollte der Burgauer Stadtrat sich nun bei der Verabschiedung des kommunalen Haushalts dafür entscheiden, könnte es in zwei Jahren stehen, auch wenn Merz sich eine schnellere Fertigstellung wünscht.

    Schließlich muss einiges untergebracht werden. Für eine neue Drehleiter im Wert zwischen 650000 und 750000 Euro wird zwar kein neuer Platz benötigt, da es sich um einen Ersatz für das 26 Jahre alte bisherige Fahrzeug handelt. Bei der Beschaffung wird mit Gersthofen und Stadtbergen zusammengearbeitet, die Ausschreibung läuft. Aber die Feuerwehr braucht auch einen zusätzlichen Mannschaftswagen, in dem eine ebenfalls nach einer Vorgabe der Regierung von Schwaben neu zu kaufende ABC-Schutzausrüstung Platz findet. Diese kostet 22000 Euro, das

    Neuer Großraumlüfter soll in vielen Fällen helfen

    Nach einer langen Diskussion über die richtige Variante bekommt die Wehr zudem einen Großraumlüfter, der nicht nur für Einsätze in verrauchten Industriehallen und Tiefgaragen wichtig ist, sondern mit dem sich auch mit geringem Personaleinsatz Waldbrände bekämpfen lassen. Er wird auf einem Fahrzeug montiert, zusammen kostet die Anschaffung 160000 Euro, an der sich Burgauer Firmen beteiligen. Ebenfalls untergebracht werden müssen diverse Container und Material für den Hochwasserschutz. Dafür wurde vom Freistaat bereits ein neues Fahrzeug in Burgau stationiert. Die Kameraden in Großanhausen benötigen übrigens auch einen neuen Wagen als Ersatz für den alten, der 140000 Euro kostet – und in den wegen einer Änderung beim Fahrzeugbauer nicht mehr so viele Personen wie in den bisherigen passen.

    Burgau hat, was die Ausrüstung angeht, somit fast schon den Charakter einer Berufsfeuerwehr. Angesichts der vielen Industriebetriebe, der ICE-Strecke, der Autobahn und dem Atomkraftwerk in der Nähe hat sie eben auch viel zu tun und muss für viele Szenarien vorbereitet sein; bei vielen anderen Wehren passe die Ausrüstung schon gar nicht mehr zu den neu entstandenen Industriebauten. Die Zahl der Einsätze steigt, alleine in diesem Jahr gab es bereits mehr als 40.

    Viele Wehrleute arbeiten in Betrieben in der Nachbarschaft

    Insgesamt ist die Wehr noch in einer komfortablen Lage, dass tagsüber 20 bis 25 Leute ausrücken können und der erste Wagen innerhalb von dreieinhalb Minuten die Garage verlässt. Das liegt auch daran, dass viele Aktive in Betrieben in der Nachbarschaft arbeiten und kulante Arbeitgeber haben. Doch die zunehmende Belastung mache sich bemerkbar, sagt Merz. Er ist nicht nur Kommandant, sondern auch einer von zwei hauptamtlichen Gerätewarten – die sich dabei ebenfalls um mehrere Feuerwehren in der Umgebung kümmern.

    Neben dem Gehalt eines Bauhofmitarbeiters erhält der Kommandant noch eine kleine Aufwandsentschädigung, er muss sich auch um viel Organisatorisches kümmern. Aber insgesamt schultere die Feuerwehr die Einsätze ehrenamtlich. Dafür müsse sie wegen der ständigen Abrufbereitschaft Einschränkungen im Privatleben hinnehmen und den mentalen Druck aushalten, bei Einsätzen vor oder nach der Arbeit werde es schwer mit dem Einhalten von Ruhezeiten und für die häufigen Fahrten zum Gerätehaus würden die Privatfahrzeuge abgenutzt.

    Kommandant wünscht sich eine Einsatzentschädigung

    Dafür wünscht sich Merz für die Feuerwehr zumindest eine kleine (steuerfreie) Einsatzentschädigung, vielleicht in Höhe von 350 Euro pro Aktivem pro Jahr. Das wären 17500 Euro für 50 der insgesamt 125 Aktiven, in deren Zahl die Jugend eingerechnet ist. Die Freiwilligkeit und den Dienst an der Gesellschaft will er nicht infrage stellen, „wir sind ja auch blaulichtblöd“, aber ein Zeichen der Unterstützung zusätzlich zu den bereits gewährten kleineren Vergünstigungen wie billigeren Eintritten in der Stadt findet er wichtig. „Ich bin im Gespräch mit der Stadt darüber“, sagt der 49-jährige Merz, der seit zwölf Jahren Kommandant ist. Weil er fast rund um die Uhr für die Feuerwehr da sein muss, hat er auch keine Zeit mehr für seine Schreinerei. Sein Sohn musste diese übernehmen, ab und an hilft er dort aber noch aus.

    Wie es insgesamt mit den Freiwilligen Feuerwehren weitergeht, kann auch er nicht sagen. Aber angesichts dessen, dass in vielen kleineren Orten in der Umgebung tagsüber bereits keiner mehr zum Ausrücken da ist – und Burgau öfter einspringen muss –, könnte es vielleicht mehr Stützpunktwehren geben, in denen Zentralwerkstätten mit hauptamtlichem Personal eingerichtet werden. Schließlich würden vom Staat auch immer mehr Aufgaben an die Feuerwehren delegiert – und dann hapere es aber teilweise an der Infrastruktur.

    Digitaler Funk kann bei schlechtem Wetter ausfallen

    So laufe die Alarmierung trotz der Einführung des Digitalfunks noch analog, weil es Kompatibilitätsprobleme gebe. Und der erst zwei Jahre alte Einsatzleitwagen müsse für 12000 bis 15000 Euro umgerüstet werden, weil dessen Ausstattung auch nicht mit dem Digitalfunk harmoniert. Und zu allem Übel solle der Analogfunk nach einer Anweisung der Regierung von Schwaben weiter vorgehalten werden, weil der digitale Funk bei schlechtem Wetter ausfallen könne – doch ein neuer, vom Freistaat in Burgau stationierter Wagen habe trotzdem nur noch Digitalfunk.

    Bürgermeister Konrad Barm (Freie Wähler) würde eine Einsatzentschädigung auf jeden Fall begrüßen, sagt er auf Anfrage unserer Zeitung. Aber würde jetzt einfach etwas gezahlt, könnte es ein geldwerter Vorteil sein, der zu versteuern wäre. „Der Schuss könnte nach hinten losgehen.“ Bevor im Stadtrat diskutiert werden kann, müsse eine Lösung geprüft werden, aber schnell werde das wegen der Komplexität wohl nicht gehen. Es wäre gut, sagt der Bürgermeister, wenn der Gesetzgeber hier grundsätzlich etwas ändert. Denn viele Ehrenamtliche etwa in Sportvereinen erhielten einen Freibetrag, Feuerwehrleute aber nicht – und das, obwohl sie nicht irgendeinem Hobby nachgehen, sondern etwas für das Allgemeinwohl tun.

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