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Burgau: Der „Ikarus von Ulm“ hebt in Burgau erstmals ab

Burgau

Der „Ikarus von Ulm“ hebt in Burgau erstmals ab

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    Ein Vorschlag aus Burgau, wie die Stadt Ulm das Berblinger-Jahr 2020 bewerben könnte. Der Flugapparat des Schneiders von Ulm ist darauf auch zu finden.
    Ein Vorschlag aus Burgau, wie die Stadt Ulm das Berblinger-Jahr 2020 bewerben könnte. Der Flugapparat des Schneiders von Ulm ist darauf auch zu finden. Foto: Till Hofmann

    Eigentlich müsste man von Albrecht Ludwig Berblinger die Finger lassen. Sein (unfreiwilliger) Plumps von der Ulmer Adlerbastei in die Donau am 31. Mai 1811, der eigentlich ein Gleitflug über den Fluss hätte werden sollen, brachte dem Schneider von Ulm Hohn und Spott der Zeitgenossen ein. Dabei war der Erfinder und Flugpionier seiner Zeit weit voraus.

    Der Regisseur Edgar Reitz („Heimat“) verfilmte im Jahr 1978 die Geschichte Berblingers mit Tilo Prückner in der Hauptrolle. Die aufwendige Produktion „Der Schneider von Ulm“ floppte und bereitete in der Folge dem Filmemacher große finanzielle Schwierigkeiten.

    Liedermacher aus Ichenhausen

    Im selben Jahr hat der schwäbische Liedermacher Hubert Endhart auf seiner Platte „vo mir und uns“ das Lied „dr Berblinger“ veröffentlicht. Jeder Refrain beginnt mit „Des war dr Berblinger, dr Ikarus von Ulm“. Der Liedermacher ist in Ichenhausen geboren und in Günzburg aufgewachsen.

    Jetzt gibt es dank Berblinger wieder einen Bezug in die Region – mit einem Musiktheater-Projekt, das in einem Jahr im Ulmer Roxy zu hören und zu sehen sein wird. Die Uraufführung ist am 26. Juni 2020, zwei Tage nach dem 250. Geburtstag des Schneiders von Ulm. Im Jubiläumsjahr soll dieses Musical der Höhepunkt sein – und die Stadt zeigt sich großzügig: Mit 75000 Euro übernimmt sie die Hälfte der Produktionskosten.

    Zwei der vier Hauptrollen (insgesamt stehen zehn Akteure auf der Bühne) sind mit Darstellern aus Günzburg (Cordula Wegerer als Sekretärin) und Burgau (Wolfgang Eichelmann als dubioser Patient des Günzburger Bezirkskrankenhauses, in das auch der Schneider von Ulm kommt) besetzt.

    Die Lieder komponierten und schrieben Christof Biermann, Helmut Pusch und Hermann Skibbe, der wie Eichelmann in Burgau lebt.

    Die Idee für das Musical ist über zehn Jahre alt

    Die Idee für ein Berblinger-Musical ist über zehn Jahre alt. Aber bei der letzten Gelegenheit 2011 – dem 200. Jahrestag des Flugversuches – waren die Macher Pusch und Biermann einfach zu spät dran bei der Suche nach einem Geldgeber. Die Stadt hatte ihre Mittel bereits verplant. Und so verschwand die Idee zunächst einmal in der Schublade, um jetzt wiederbelebt zu werden – mit Erfolg. Siebenmal ist das Roxy in Ulm gebucht – und ein Historiendrama steht nicht auf dem Programm. Die Geschichte von „Berblinger. Der Traum vom Fliegen 2.0“ spielt in der Gegenwart. Ein Urahne Berblingers will seinen Vorfahren, den Flugpionier und Erfinder, rehabilitieren. Doch selbst hat der Nachfahre als nimmersatter Banker einen Fehler gemacht, der sein Haus Millionen kostet. Als er mit Anzeichen von Burnout Schwäche zeigt, nutzen das die lieben Kollegen, um ihn loszuwerden und in die Psychiatrie zu bringen. Dort trifft er auf die Sekretärin eines dubiosen Geschäftsmannes, der sich wie auch ein Psychiater als Gegenspieler Berblingers herausstellt. Der Psychiater ist scharf auf die Sekretärin. Und die hat nur Augen für Berblinger.

    Um „Geld, Gier und Scheitern“ dreht sich das Stück, mit dem Pusch bewusst nicht die Lebens- und Leidensgeschichte des Schneiders von Ulm nacherzählen wollte. „Das wäre langweilig für mich gewesen.“

    Das Scheitern und der Umgang damit hat an Aktualität nichts verloren: Wer heute ein Start-up-Unternehmen gegen die Wand fährt, hat den Ruf des Verlierers gleich weg. Die Forschung lebt vom Prinzip „Versuch und Irrtum“, um voranzukommen – aber das ist gesellschaftlich hierzulande noch nicht verinnerlicht.

    Ein Jahr bis zum Musical ist eine lange Zeit. So lange muss keiner warten. Denn einige der Songs werden am Freitag, 12. Juli, ab 20 Uhr in der „Storytellersnight“ am Schloss in Burgau erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Burgauer Kultursommer (Burgauer Kultursommer als Wundertüte ), für den Skibbe mitverantwortlich ist, macht’s möglich.

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