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Burgau: Beim Schwäbischen Abend geht es nicht nur um Reagadächr und Flädlasuppa

Burgau

Beim Schwäbischen Abend geht es nicht nur um Reagadächr und Flädlasuppa

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    Beim Schwäbischen Abend am Samstag in der Burgauer Kapuziner-Halle brachte Peter Mader dem Publikum den Charme und die Eleganz des schwäbischen Dialekts auf amüsante Weise nahe.
    Beim Schwäbischen Abend am Samstag in der Burgauer Kapuziner-Halle brachte Peter Mader dem Publikum den Charme und die Eleganz des schwäbischen Dialekts auf amüsante Weise nahe. Foto: Peter Wieser

    Nein, das war nicht Hubert von Goisern, der auf dem Akkordeon mit der „Soliden Alm“ den „Schwäbischen Abend“ am Samstag in der Burgauer Kapuziner-Halle musikalisch begann. Peter Mader hatte Dieter Endris mitgebracht – sozusagen als Verstärkung, um bei dem vielen Text „au a bissle“ aufzulockern. Für sich selber hatte er ein Autenrieder Urtyp dabei, im Steinkrug und in Reichweite. Und wegen seiner Stimme – zu erzählen gab es nämlich genügend. Dass sich zudem so viele bekannte Gesichter unter dem Publikum befanden, eigentlich ganz Burgau, also auch Knöringen, Klein- und Großanhausen und Limbach, das freute Kulturamtsleiter Stefan Siemons besonders – und

    „Awwe weaniger schätzat’s, awwe weaniger schätzat’s“, da sei doch etwas verkehrt, wenn das Schwäbische „vergessa weard“, bringt es Peter Mader auf den Punkt. Schließlich sei Schwaben so schön, dass dort sogar der Gockel Eier lege und die Milch der schwäbischen Kühe den besten Butter gebe. Wohlklingend, geschmeidig und charmant, darum heiße es auch der Butter und nicht die Butter und nicht die Schokolade sondern der „Schogglad“, stellt Mader klar. Das angebliche Verhunageln von Namen, vom Karl zum Karre oder von der Maria zur Mare, das gehöre ebenfalls zu einem gepflegten Schwäbisch und falle gar nicht auf, wenn man es gewohnt sei.

    Peter Mader erzählt auf schwäbisch aus dem schwäbischen Alltag

    In seinen „Gschichtla“, von „raghaglat“ (heruntergefallen) oder „dosohrig“ (schwerhörig) erzählt Peter Mader vom schwäbischen Alltag, von den „Schwaubaweibr“ bis hin zur schwäbischen Beerdigung samt Leichenschmaus: „Mei, war des a scheana Leich“, heiße es vor allem dann, wenn ein solcher lustig und recht feucht gewesen sei. Auch auf das Thema, das einen seit eineinhalb Jahren „traktiert“, kommt Peter Mader zu sprechen. Er erzählt vom Lockdown, wo sogar im Baumarkt und im Biergarten „a Ruah isch“ und wo es im Fasching „koi Räuschle mea an der Bar“ gibt, dafür aber Klopapier gehamstert wird.

    Als Verstärkung hatte Peter Mader Dieter Endris mitgebracht. Mit seinem Akkordeon lockerte er den Abend auf und brachte das Publikum zusätzlich
in Schwung.
    Als Verstärkung hatte Peter Mader Dieter Endris mitgebracht. Mit seinem Akkordeon lockerte er den Abend auf und brachte das Publikum zusätzlich in Schwung. Foto: Peter Wieser

    Dem schließt sich Dieter Endris an und bringt die Gäste in Schwung: nicht mit „Volare Cantare“ sondern mit dem Einkauf beim Aldi und beim Lidl. Das Publikum singt fröhlich zu den leeren Regalen, "ohne Heff (Hefe), ohne Nudla (Nudeln) und bloß no oim Oi (einem Ei)“ mit. Zu den „Gschupfte Nudla, saure Kuttla, Häberlesmuaß und Flädlasuppa“ wird munter weitergesungen und geklatscht.

    Beim „Schwäbisch für Auswärtige“ erzählt Peter Mader, dass eine Tüte eine „Gschdaddl“ und eine Sau eine „Suggl“ ist, erklärt im Endspurt die Bedeutung von „enna, denna und henna, “ und von „dieba und hieba“, bevor er das Publikum in eine kurze Pause schickt: „Dass sich jeder a bissle seine Fiaß verdrabba ka.“

    In Burgau spricht Peter Mader auch von der schwäbischen Internationalität

    Danach wird Peter Mader regional, erzählt von Burgau, wo es mehr „Stäpfala“ gibt als „Äpfala“ am Apfelbaum hängen und wo es wegen der vielen Störche jetzt sogar einen „Storchamichl“ gibt. Dass die Burgauer beim Hackenberg beim Einkauf von Boss und Kelvin Klein die Kleiderbügel dalassen und dass sie ihr Buschwerk nicht wild im Kammeltale, sondern in Herberts Grüngutzentrale abgeben sollen.

    Nach der „Marseillaise“ und den „Champs-Elysées“ von Dieter Endris‘ Akkordeon parliert Peter Mader von der schwäbischen Internationalität – schließlich können die Schwaben auch Französisch, weil der Gehweg das Trottoir, das „Reagadach“ ein Parapluie und dass das Sofa ein Kanapee ist. Politische Weisheiten gibt es auch: „A Nüsslein isch a kloina Nuss, dia net überall dabei sei muss“ und „Wenn oiner stielt, dann klaut er, dia Welt weard allawei versauter", gibt Peter Mader den Gästen zu verstehen.

    Am Ende angekommen bedankt er sich bei einem echten und aufmerksamen Fachpublikum: Die, die ihn nicht verstanden hätten, die hätten wahrscheinlich zum Ratschen angefangen und sich gelangweilt. Nein, das Fachpublikum lauschte angespannt, lachte und amüsierte sich. „Wir haben alles verstanden, mir schwätzen doch genauso“, versichert die sechsköpfige Gruppe, alles Burgauer. Nur bei der „Blauna“ – eine ganz alte Bezeichnung für den Heuboden im Stadel, wo Peter Mader mit dem Fuß in einen Nagel „gedrabbt“ ist – da habe man sich dann doch „a bissle“ schwergetan.

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