Startseite
Icon Pfeil nach unten
Günzburg
Icon Pfeil nach unten

Blindsimultan: Schachweltmeister Marc Lang peilt zwei Weltrekorde an

Blindsimultan

Schachweltmeister Marc Lang peilt zwei Weltrekorde an

    • |
    Marc Lang ist Europarekordinhaber im Blindsimultanschach. Jetzt will der Günzburger einen 50 und einen 65 Jahre alten Weltrekord überbieten.
    Marc Lang ist Europarekordinhaber im Blindsimultanschach. Jetzt will der Günzburger einen 50 und einen 65 Jahre alten Weltrekord überbieten. Foto: Archivfoto: Helmut Kircher

    Günzburg/Sontheim/Brenz Was soll man von einem 41-jährigen, äußerlich völlig normal wirkenden, selbstständigen Programmierer halten, der – verheiratet, zwei Kinder – ein halbes Jahr seinen Job an den Nagel hängt, das Einspruchsrecht der Ehefrau ignorierend Urlaub von Familie und sonstigen Anhängseln nimmt, um sich täglich vor einen Computer mit leerem Schachbrett auf dem Monitor zu setzen, und stundenlang, nach exakter Zeitvorgabe von 5 Minuten und 5 Sekunden, sich auf der Tastatur die Finger wund klickt? Auf den Kopf gefallen? Demenzhaltiger Selbstzerstörungstrieb? Radikaler Aussteigerfundamentalismus? Nein, viel schlimmer!

    Der Günzburger Marc Lang ist seit frühester Kindheit von einem zwar wenig ansteckenden, doch hartnäckig wuchernden Krankheitskeim befallen, dem so genannten „Blindsimultanler“. Laienhaft ausgedrückt: Er spielt Schach gegen Mitspieler, die er sieht, an Brettern die er nicht sieht. Gleichzeitig. Und je mehr es sind, desto lieber. Den deutschen Rekord, klar, hat er natürlich längst. Den Europarekord (laut Wikipedia) stellte er, gegen 36 Mitspieler in einer 23-Stunden-Partie, im November letzten Jahres in der Schachhochburg Sontheim/Brenz auf (die GZ berichtete). Danach allerdings neigte sich der Pegel seines Schachdranges praktisch gegen null. Vorübergehend. Schließlich musste er sich, physisch genauso wie mental, auf die Eroberung neuer Kontinente in den Weiten der Schachwelt vorbereiten.

    Mitten in der Vorbereitungsphase

    Nun also ist es wieder so weit: Der im Sontheimer Schachclub spielende Günzburger befindet sich mitten in der Vorbereitungsphase zu einer neuen, Rekord anvisierenden Großtat. Am 26./27. November diesen Jahres soll es dem, 1947 mit 45 Gegnern aufgestellten Weltrekord des polnisch-argentinischen Großmeisters Miguel Najdorf an den Kragen gehen. Genau einem Spieler mehr wird Lang bei dieser Marathonpartie von voraussichtlich mehr als 24 Stunden gegenübersitzen. Ein gigantisches Unternehmen.

    Die „Generalprobe“ dazu findet bereits dieses Wochenende, am Samstag, 16. Juli, beim Dorffest in Sontheim/Brenz (auf dem Parkplatz der Gemeindehalle) statt. Ebenfalls ein Weltrekordversuch, doch einer im Hochgeschwindigkeitsbereich, nämlich im „die meisten Blindblitzpartien hintereinander spielen“. Gehalten von dem Amerikaner George Koltanowski, mit 56 Blindpartien in Serie.

    Jedem Spieler stehen laut Reglement lediglich 5 Minuten für die gesamte Partie, plus 5 Sekunden Zeitgutschrift für jeden gespielten Zug, zur Verfügung. Beginn ist, inmitten phonstarker Stadtfestkulisse, um 12 Uhr, das (gute) Ende steht so gegen 2 Uhr morgens an.

    Das Ereignis wird auf Großleinwand und im Internet übertragen und dürfte für „Blindsimultant“ Marc Lang, nach eigener Meinung, zwar zum „unheimlich anstrengenden und kraftraubenden“ Konzentrationsmarathon werden, sei jedoch als „kein Rekord, der einem vor Staunen die Schließung des Mundes verweigert“, zu betrachten. Vielmehr solle das Event, so die vordergründige Absicht, für das eigentliche Großereignis, das Weltrekord-Blindschachwochenende im November, das Publikumsinteresse wecken.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden