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Bilanz: Borgers Süd wird Leitwerk für Fiat-Großauftrag

Bilanz

Borgers Süd wird Leitwerk für Fiat-Großauftrag

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    Großer Auftrag für Borgers Süd mit seinen Standorten in Ellzee und Krumbach: Wie Unternehmensgruppen-Vorstand Werner Borgers (links) und Borgers-Süd-Geschäftsführer Josef Lutz berichten, wird 2016 die Produktion für Fiat anlaufen.
    Großer Auftrag für Borgers Süd mit seinen Standorten in Ellzee und Krumbach: Wie Unternehmensgruppen-Vorstand Werner Borgers (links) und Borgers-Süd-Geschäftsführer Josef Lutz berichten, wird 2016 die Produktion für Fiat anlaufen. Foto: Maximilian Czysz

    Spätestens vier Jahre danach ist klar: Für die früheren Aksys-Werke in Krumbach und Ellzee war die Übernahme durch den Automobilzulieferer Borgers ein Glücksfall. Die Werke wurden nach der Insolvenz erhalten, sind seitdem deutlich gewachsen und werden dies in den kommenden Jahren tun, prognostiziert Werner Borgers, der das Familienunternehmen mit rund 5500 Beschäftigten weltweit leitet. Er freut sich mit dem Werkleiter von

    Nach der Übernahme der in die Brüche gegangenen Aksys 2010 ist die Borgers-Gruppe weltweit gewachsen: Die im chinesischen Ningbo ansässige Borgers Tuopu Automobile Parts wurde 2012 gegründet, dazu kommen zwei Werke in Alabama und Ohio – unter dem Strich sind es 21 Standorte in Europa, China und den USA. Muss dieser Weg der Expansion gegangen werden, um am Markt zu bestehen?

    In der global tätigen Automobilindustrie sind wir ein verhältnismäßig kleines Unternehmen. Als Systemanbieter mit führender Technologie müssen wir unseren Kunden auf deren Globalisierungs- und Expansionskurs in einem gewissen Maß folgen. Es geht dabei auch darum, bestehendes Geschäft, das bislang nur in Deutschland gemacht wurde, durch zusätzliche Produktion im Ausland zu sichern.

    Ein Beispiel?

    Wenn die Mercedes-C-Klasse, die früher nur in Deutschland und Südafrika gefertigt wurde, nun auch in den USA und in China hergestellt wird, stellt sich die Frage: Wer beliefert Mercedes für welchen Standort in Zukunft?

    Ist Größe das Ziel?

    Nicht an sich. Das bringt eher die Geschäftssystematik mit sich. Für ein Familienunternehmen ist die große Herausforderung, einerseits die Managementkapazität aufzubauen und andererseits die Finanzmittel bereitzustellen. Ideen und Innovationen haben wir genug. Wir müssen uns aktuell eher beim Auftragswachstum bremsen und uns nach unseren finanziellen Grenzen richten. Trotzdem haben wir immer noch ein strammes Wachstum.

    Ist die Ukraine-Krise zu spüren?

    Im Auslandsgeschäft für unser Unternehmen. Der Export von hochpreisigen Autos nach Russland funktioniert noch relativ gut, obwohl diese Fahrzeuge durch die Rubel-Abwertung rund 20 Prozent teurer geworden sind. Die Hersteller von kleinen

    Das Wachstum der Borgers-Unternehmensgruppe zeigt sich auch an den Mitarbeitern. Deren Zahl ist in den vergangenen Jahren ständig gewachsen. Geht das so weiter?

    Es sieht im Moment danach aus. Wir werden wieder einen Umsatzzuwachs erwirtschaften. Damit ist auch ein Personalaufbau verbunden. In den nächsten Jahren rechnen wir mit einem weiteren Wachstum.

    Warum sind Sie sich da so sicher?

    Die Auftragsbücher sind voll und da wir etwa zwei Jahre, bevor eine Autoproduktion anläuft, schon den Auftragseingang erzielen und uns an die Entwicklungsarbeit für das neue Fahrzeugprojekt machen, haben wir eine gute Vorausschau. Natürlich sind wir nicht gegen generelle Produktionsrückgänge unserer Kunden gefeit.

    Spielt Leiharbeit bei solchen Planungszeiträumen eine Rolle?

    Zeitarbeit hatte bei uns früher eine große Rolle gespielt. Wir hatten zeitweise bis zu 65 Zeitarbeiter beschäftigt. Mittlerweile sind es deutlich weniger. Das liegt an verschiedenen Faktoren: Zeitarbeit ist zum einen sehr teuer geworden. Auf der anderen Seite haben wir kein Problem, gut qualifizierte Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt zu finden.

    Gegen Zeitarbeit spricht auch, dass fest angestellte Mitarbeiter– selbst wenn sie nur einen befristeten Vertrag haben – häufig eine höhere Arbeitsmoral besitzen.

    Wie geht es mit den Werken in Krumbach und Ellzee weiter? Bei der Übernahme 2011 waren es weniger als 300 Mitarbeiter.

    Derzeit sind es rund 500 Mitarbeiter ...

    ... und die Tendenz ist steigend, wobei der größere Zuwachs nach unseren Planungen erst 2016 erfolgt. Dann kommt die Produktion für zusätzliche Fahrzeuge der Kunden wie Audi oder Fiat hinzu. Borgers Süd wird das Leitwerk für einen neuen Großauftrag von

    Herr Borgers, Sie sind Familienmanager im doppelten Sinne – als Vorstand eines Unternehmens mit weltweit mehr als 5500 Mitarbeitern und zu Hause in Bocholt als Vater einer Familie mit drei Kindern. Wie lange ist ihr Arbeitstag?

    Etwa zwölf Stunden.

    Was zeichnet einen Familienunternehmer aus?

    Das ist zum einen der wertschätzende Umgang mit den Mitarbeitern und die Präsenz vor Ort. Ich wohne in Bocholt, meine Kinder gehen dort zur Schule, meine Frau geht auf dem Markt einkaufen und wenn ich mit meinem Jüngsten auf dem Fußballplatz stehe, dann sind dort auch unsere Mitarbeiter mit ihren Kindern. Man ist näher dran und sozial verhaftet – im positiven Sinne. Für einen Familienunternehmer ist es selbstverständlich, ein guter Bürger zu sein. Meine Mitarbeiter sind mir nicht egal. Dazu kommt das langfristige Denken. Spitz formuliert: Mir ist es fast egal, wie das nächste Quartalsergebnis aussieht, wenn die langfristige Tendenz stimmt. Mir ist viel wichtiger, das Unternehmen in der Substanz, das heißt in der Leistungsfähigkeit und im Wert zu steigern, um es an die nächste Generation zu übergeben. Wir haben den Luxus, uns für die nachhaltig beste Lösung Zeit nehmen zu können und besser zu werden.

    Sie lassen immer wieder anklingen, dass Westfalen und Mittelschwaben gut zusammenpassen. Warum?

    Mag sein, dass es der katholische Glaube ist. Eine Rolle spielen sicher auch die Bodenständigkeit und die Zuverlässigkeit. Dazu kommen Fleiß und Bescheidenheit.

    Im Zweifel ein Wort weniger, aber eine Tat mehr. Man kann sich aufeinander verlassen. Das passt sehr gut. Interview: Maximilian Czysz

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