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Berichte über erhöhte Radioaktivität: Streit um Messwerte im AKW Gundremmingen

Berichte über erhöhte Radioaktivität

Streit um Messwerte im AKW Gundremmingen

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    „Keine unzulässigen Auswirkungen auf den sicheren Anlagenbetrieb …“Bayerisches Umweltministerium
    „Keine unzulässigen Auswirkungen auf den sicheren Anlagenbetrieb …“Bayerisches Umweltministerium

    Der Betreiber des Kernkraftwerks Gundremmingen hat Berichte über einen erhöhten Ausstoß von Radioaktivität bei Revisionsarbeiten in dem schwäbischen Kraftwerk zurückgewiesen.

    Die Vereinigung "Internationale Ärzte zur Verhütung des Nuklearkrieges" (IPPNW) hatte zuvor über bedenklich hohe Werte im vergangenen September berichtet. Nach Angaben der IPPNW sollen die Emissionswerte zu Beginn der Jahresrevision in Gundremmingnen "schlagartig in extremer Weise" zugenommen haben. Die Konzentration radioaktiver Edelgase habe zeitweise "im Maximum das 500-fache des Normalwerts" erreicht, teilte die Organisation in Berlin mit.

    Diskussion um Tagesgrenzwert

    Diese Atomkraftwerke werden in Deutschland betrieben

    Wo stehen welche Atomkraftwerke in Deutschland, wer betreibt sie und wann werden oder wurden sie abgeschaltet? Eine Übersicht:

    Das Atomkraftwerk Brokdorf in Schleswig-Holstein wird von E.ON betrieben. Baubeginn war im Januar 1976, im kommerziellen Betrieb ist das AKW seit Dezember 1986. Brockdorf ist ein Druckwasserreaktor und soll 2021 abgeschaltet werden.

    Das Kernkraftwerk Isar liegt nahe Landshut und wird von E.ON betrieben. Isar/Ohu 1 ist ein Siedewasserreaktor. Bauzeit war von 1972 bis 1979. Isar/Ohu 2 ist ein Druckwasserreaktor und ging nach sechsjähriger Bauzeit im April 1988 ans Netz. Isar 2 soll im Jahr 2022 abgeschaltet werden. Der Atommeiler Isar 1 wurde bereits im August 2011 vom Netz genommen.

    Das Atomkraftwerk Philippsburg steht im Landkreis Karlsruhe (Baden-Württemberg). Betreiberin ist die EnBW. Philippsburg 2, ein Druckwasserreaktor, ging nach achtjähriger Bauzeit 1985 in den kommerziellen Betrieb, der Siedewasserreaktor Philippsburg 1 im Jahr 1980. 2011 wurde Philippsburg 1 vom Netz genommen.

    Das Kernkraftwerk Grohnde (KWG) ist ein Druckwasserreaktor und steht im Landkreis Hameln-Pyrmont in Niedersachsen. Betreiben wird es von der Firma E.ON. Baubeginn für Grohnde war im Jahr 1986, Betriebsstart 1985, Ende soll 2021 sein.

    Das Kernkraftwerk Emsland in Niedersachsen wird von RWE betrieben. Es wurde in den Jahren 1982 bis 1988 gebaut. In Betrieb bleiben soll der Druckwasserrreaktor bis zum Jahr 2022.

    Das Atomkraftwerk Neckarwestheim in Baden-Württemberg wird von enBW betrieben. Es hat zwei Druckwasserreaktoren, von denen derzeit noch einer in Betrieb ist. Neckarwestheim II soll als eines der letzten deutschen AKW 2022 vom Netz gehen.

    Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld liegt südlich von Schweinfurt am Main. Baubeginn für Grafenrheinfeld war 1974, die Inbetriebnahme war 1981. Das Atomkraftwerk wird von der E.ON Kernkraft GmbH betrieben und wurde 2015 abgeschaltet.

    Gundremmingen B und Gundremmingen C im Landkreis Günzburg sind zusammen das leistungsfähigste Atomkraftwerk Deutschlands. Betrieben werden die Siedewasserreaktoren von der RWE. Baubeginn war im Jahr 1976, Gundremmingen B ging 1984 ans Netz, Gundremmingen C ein Jahr später. Block B soll spätestens 2017 vom Netz gehen, Block C spätestens im Jahr 2021.

    Der Kraftwerksprecher versicherte dagegen am Samstag, während der Jahresrevision in Gundremmingen seien alle Grenzwerte für den Ausstoß radioaktiver Stoffe eingehalten worden. Die kontrollierte Aktivitätsableitung habe weit unterhalb der genehmigten Grenzwerte gelegen. Er verwies zudem darauf, bei der Gefahrenabschätzung sei ausschließlich der sogenannte Tagesgrenzwert relevant. Dabei handelt es sich um die Summe aller Ableitungen innerhalb von 24 Stunden inklusive des Spitzenwertes.

    Dieser Tagesgrenzwert sei auch am Tag mit den höchsten Emissionen um rund 85 Prozent unterschritten worden, betonte der Sprecher. Die IPPNW hingegen kritisierte die bisherige Praxis. Bislang seien die entsprechenden Messwerte von den Aufsichtsbehörden und Kraftwerksbetreibern lediglich als über einen längeren Zeitraum nivellierte Mittelwerte veröffentlicht worden. Dabei seien die teils bedenklichen Emissionsspitzen verborgen geblieben. Deshalb forderte die Vereinigung nun "ungemittelte Halbstundenwerte aller radioaktiven Abgaben" von sämtlichen Meilern in Deutschland. (dapd-bay)

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