Irgendwann kann Max Schuster seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Es ist Donnerstagabend gegen 22.30 Uhr, Messe Nürnberg. Es ist die Verleihung des Bayerischen Gründerpreises 2012. Aber eigentlich ist es der Abend von Max Schuster. Der Mann, der das Therapiezentrum Burgau gegründet hat. Der Mann, der an diesem Abend gleich zweimal auf der Bühne stand, zwei Preise entgegennahm und zweimal lang anhaltenden Applaus erhielt.
Als Max Schuster von seiner Tochter Evi berichtete, die 1987 nach einem schweren Unfall ins Wachkoma fiel, von den Ärzten bereits aufgegeben wurde und erst im Ausland Hilfe fand, werden seine Augen feucht. Er beschrieb den Moment, als seine Tochter Evi zurück ins Leben kam, wieder aufwachte. Er habe, so erzählte Schuster, einen Baum auf ein Blatt Papier gemalt und seine Tochter gefragt, ob das ein Auto sei. Eine richtige Regung gab es nicht, erzählte Schuster, aber der Vater bemerkte eine Veränderung. Nein. Kein Auto. Ein Baum? „Und dann war das dieser unbeschreibliche Gesichtszug“, sagt Schuster, stockt und schluckt. Und dann greift die Moderatorin Angelika Demmerschmidt den Arm von Max Schuster und sagt: „Herr Schuster, ich muss Ihnen das jetzt einfach sagen, Sie sind ein ganz toller Mann!“
Dass ein Preisträger an einem Abend gleich zweimal den Bayerischen Gründerpreis, eine Initiative der Sparkassen zusammen mit Stern, ZDF und Porsche, erhält, ist einzigartig in der zehnjährigen Geschichte der Verleihung. In der Kategorie Sonderpreis wurde das Therapiezentrum in Burgau ausgezeichnet, Max Schuster erhielt die Ehrung für sein Lebenswerk.
In einem kurzen Film über das Therapiezentrum wurde während der Preisverleihung das Schicksal einer Patienten gezeigt, die eine Hirnblutung erlitten hatte, ins Koma fiel und erst langsam aufwachte. Aber es wurde auch die Geschichte der Einrichtung beschrieben. Von der Idee Max Schusters, solch eine Klinik, wie es sie im Ausland schon gab, auch in Deutschland zu gründen. Von den Schwierigkeiten und Widerständen, mit denen der Augsburger zu kämpfen hatte und zum Teil heute noch kämpft. Denn die Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen der Mitarbeiter werden laut Schuster beispielsweise weiterhin rein aus Spendengeldern finanziert. Der Landkreis stellte die Räume des alten Krankenhauses in Burgau zur Verfügung.
„Für das Therapiezentrum ist dieser Preis eine Anerkennung unserer Arbeit, die uns alle sehr freut, die wir aber auch als Aufforderung verstehen, als ein ‚weiter so’“, sagte der Geschäftsführer Thomas Schaber im Gespräch mit unserer Zeitung. „Wir wollen immer weiter kommen und die Behandlung weiter verbessern und die Menschen zurück ins Leben holen“, legte Schaber die Ziele für die Zukunft fest.
Max Schuster ist gerührt, als er die Bühne betritt. Das ist ihm deutlich anzumerken. Aber ist er denn auch stolz?, wollten die Moderatoren Angelika Demmerschmidt und Stefan Meixner wissen. „Stolz ist der falsche Ausdruck. Es verschafft mir eine große Befriedigung“, gab sich der 73-Jährige aus Augsburg bescheiden. Und am Ende wendete er sich mit einem Appell an das Führungsteam des Therapiezentrums, das an diesem Abend geschlossen nach Nürnberg gekommen war. „Erhalten Sie das Besondere an dieser Klinik. Burgau, Sie leisten hervorragende Arbeit.“