Mit knapper Mehrheit hatte sich der Burgauer Stadtrat gegen einen Bebauungsplan für das ehemalige Gärtner-Areal ausgesprochen, mit dem die Verwaltung auf eine Wohnnutzung neben den geplanten Gewerbeflächen hätte drängen können (wir berichteten). Ratsmitglied Wilhelm Frielinghaus (CWG) hatte seine Ablehnung unter anderem damit begründet, dass in naher Zukunft ja noch sehr viele Wohnungen in Burgau gebaut würden. Details nannte er keine mit Verweis auf derzeit noch nicht öffentliche Angelegenheiten. Doch wo gibt es denn bereits konkrete Pläne für neue Wohnflächen in Burgau?
In Limbach sollen knapp 20 Bauplätze entstehen
Im Gespräch mit unserer Zeitung sagt Stadtbaumeister Werner Mihatsch, dass derzeit einzig im Stadtteil Limbach ein Bebauungsplan im Entwurfsstadium ist, um dort ein größeres Baugebiet an der Frühlingsstraße mit knapp 20 Bauplätzen zu schaffen. Doch im Gegensatz zu früher erschließt man nicht mehr einfach ein mögliches Wohngebiet in der Erwartung, dass dort irgendwann gebaut wird – und das dann ewig dauern kann.
Ziel der Stadt ist es inzwischen, für neue Wohngebiete erst einmal mindestens mehr als die Hälfte der nötigen Flächen in ihren Besitz zu bringen. Und weil derzeit so gut wie keiner Grundstücke verkaufen will, sei es sehr schwierig, in anderen Bereichen voranzukommen. Die Stadt wolle ohnehin keinen Gewinn mit den gekauften und dann zu veräußernden Flächen machen, sondern für verträgliche Preise für Bauherren sorgen. So wurden für das Gebiet an der Von-Freyberg-Straße in Unterknöringen gerade einmal 97 Euro für den Quadratmeter aufgerufen – allerdings mit der Autobahn in Hörweite.
Durch private Projekte könnten 50 bis 100 Wohnungen entstehen
Ansonsten kann die Stadt derzeit nur kleinere Projekte angehen. Bereits erworben wurde in Limbach eine gut 3000 Quadratmeter große Fläche, wo fünf Bauplätze entstehen sollen. In Großanhausen könnten ebenfalls drei bis vier ausgewiesen werden. Ansonsten gebe es gerade hauptsächlich private Projekte, bei denen nachverdichtet wird, sprich in bestehenden Wohngebieten neue Häuser gebaut werden. So sollen in den nächsten ein bis zwei Jahren zwischen 50 und 100 neue Wohnungen geschaffen werden, indem einerseits brachliegende Grundstücke genutzt oder bestehende Gebäude abgerissen und größere Häuser erstellt werden. Dazu gehört auch, zum Teil Gärten aufzugeben, wodurch sich wiederum der Charakter eines Gebietes stark verändern kann.
Diese Entwicklungen zu lenken, sei für die Stadt aber schwierig, sagt Mihatsch. Denn meist gebe es dort keinen Bebauungsplan, man müsse sich vielmehr nach der Umgebungsbebauung richten. Und das ist mehr oder minder Auslegungssache, was jeden Monat aufs Neue im Bauausschuss zu verfolgen ist. Viele Neubauten seien zwar gelungen, aber nicht alle. Es sei zwar möglich, in bestehenden Wohngebieten einen Bebauungsplan zu erstellen, „aber dann kommen wir als Stadt in eine Entschädigungspflicht“. Wenn sich ein potenzieller Bauplatz nicht mehr vermarkten lässt, könne der Eigentümer rechtlich dagegen vorgehen und von der Stadt Geld verlangen.
Anwohner wollen ein Mehrfamilienhaus verhindern
So oder so sind Konflikte programmiert, wenn nachverdichtet wird. So haben sich Anwohner der Amalienstraße, wie berichtet, vehement gegen ein neues Mehrfamilienhaus in ihrer Nachbarschaft ausgesprochen. Das Landratsamt, sagt Mihatsch, habe das Projekt für nicht genehmigungsfähig erklärt, weil es sich nicht in die Umgebung einfüge, und dem Investor empfohlen, seinen Antrag zurückzuziehen. Der Stadtbaumeister geht davon aus, dass im neuen Jahr ein geänderter Plan eingereicht wird. Auch in anderen Teilen Burgaus sei durchaus mehr Widerstand gegen solche Projekte spürbar, aber nicht so stark wie im Fall der Amalienstraße.
Grundsätzlich sei Burgau durch die überörtlichen Straßen, die Gewässer und wertvolle Naturflächen in seiner Entwicklung eingeschränkt, und Ausgleichsflächen bei neuen Gebieten müsse man auch schaffen. Hinzu komme der Widerstand von Landwirten und mehr Auflagen von Behörden, „normale“ Bürger äußerten sich hingegen eher selten kritisch in Sachen Flächenverbrauch. Und auch weil es so viele Belange zu bedenken gebe und immer mehr mitreden, werde es zunehmend schwierig, Bauland auszuweisen.
Sollen in Burgau Gewerbe- zu Wohnflächen werden?
Das habe aber nichts damit zu tun, dass man mitunter von Vorgaben in Bebauungsplänen abweiche, Burgau sei hier grundsätzlich eher tolerant. Flachbauten ließen sich auch nicht verhindern, weil die Bebauungspläne Gebäude eher nach oben und nicht nach unten hin einschränkten. In einer internen Besprechung mit den Fraktionen sei von einem Stadtratsmitglied zwar angesprochen worden, die nördlich der Staatsstraße 2025 zwischen Unter- und Oberknöringen im Flächennutzungsplan vorgesehene Gewerbefläche zu einem Wohnareal umzuwandeln.
Das sei aber nur als Idee gedacht gewesen, die irgendwann diskutiert werden muss. Generelle Überlegungen, angesichts des zunehmenden Drucks auf dem Wohnungsmarkt auch Gewerbeflächen in Wohnraum umzuwandeln, bestehen bei der Stadt derzeit nicht.
Burgaus Stadtbaumeister wünscht sich günstigen Wohnraum
Persönlich vertritt Mihatsch durchaus die Meinung, dass die Stadt zusammen mit dem Staat gerade günstigen Wohnraum schaffen müsse, weil sich die Bürger kaum noch ein Eigenheim leisten könnten. Doch auch das sei durch die vielen Vorschriften nicht so einfach. Wie es hier weitergeht, werde sich nach den Kommunalwahlen zeigen.
Auch wenn derzeit kaum neue Wohngebiete geschaffen werden können, so sind sie im Flächennutzungsplan durchaus vorgesehen. Und zwar in folgenden Bereichen:
Kernstadt
- Westlich der Galgenbergstraße
- Schleifweg/St. Leonhard
- nördlicher Ortsrand
- Erweiterung Frauenbreite
- Brementalstraße
Großanhausen
- nördlich der Bürgermeister-Mader-Straße
Kleinanhausen
- Viehweitel
Limbach
- Angerstraße
- Frühlingsstraße (bereits in Planung)
Sollte sich das alles verwirklichen lassen, so rechnet der Stadtbaumeister damit, dass hier insgesamt 150 bis 200 Bauplätze entstehen könnten, wobei das auf den Zuschnitt der Grundstücke ankommt. Derzeit sind Größen zwischen 500 und 700 Quadratmetern angedacht.
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