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Interview: Anton Vogel: „Wir Reiter jammern auf hohem Niveau“

Interview

Anton Vogel: „Wir Reiter jammern auf hohem Niveau“

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    Hält die staatlichen Vorgaben strikt ein: Anton Vogel.
    Hält die staatlichen Vorgaben strikt ein: Anton Vogel. Foto: Ernst Mayer

    Wie gehen Sie beim RFV Jettingen mit dem aufgrund der Pandemie verhängten Sportverbot um, Herr Vogel?

    Vogel: Die Vorgaben halten wir sehr strikt ein. Wir haben ja eine Verantwortung – nicht nur für die Reiter, sondern für das Problem an sich.

    "Ich verstehe, dass jeder Reiter aufs Pferd will"

    Und wie schwer ist es, die Vorgaben im Verein umzusetzen beziehungsweise Grenzübertretungen zu maßregeln?

    Vogel: Einzelne muss man durchaus manchmal mahnen, langsam zu machen. Ich verstehe ja auch, dass jeder Reiter aufs Pferd will. Da müssen wir schon sehr genau darauf achten, dass das Training nicht ausartet. Aber wenn man es genau nimmt, muss man auch sagen: Wir Reiter jammern auf hohem Niveau. Denn wir sind immer noch privilegiert gegenüber vielen anderen Sportarten.

    Zumal ganz normale Mitglieder Ihres Vereins eigentlich gar nicht so viel umstellen müssen, oder?

    Vogel: Tatsächlich bewegen viele Reiter ihre Tiere einfach unverändert weiter, weil es bei ihnen keinen Unterschied macht – sofern sie die wichtigsten Vorschriften beachten, also dass sie sich so kurz wie möglich auf der Anlage aufhalten und nur das unbedingt Notwendige mit den Pferden ausüben. Aber das geht für Hobbyreiter recht einfach. Dann reite ich halt mal ein bisschen weniger als eine Stunde und natürlich nicht in der Gruppe.

    "Bewegen uns auf der gefährlichen Kante"

    Sportlich ambitionierte Reiter allerdings dürften kaum damit zufrieden sein, ihre Tiere notzubewegen, wie es in den Vorgaben sperrig heißt.

    Vogel: Sportpferde müssen natürlich auch im Training gehalten werden. Und schon bewegen wir uns in Sachen Pandemie-Auflagen auf der gefährlichen Kante. Der eine sagt, was er macht, ist Notbewegen, der andere meint, wenn er sein Pensum von 100 Sprüngen auf 20 reduziert, ist das auch schon Not.

    Beim Reitunterricht ist es einfach: Der ist verboten. Was sagen die Reitschüler dazu?

    Vogel: Die Kinder, die hier im Schulbetrieb reiten, jammern, dass sie keinen Kontakt mehr zum Pferd haben. Die fragen teilweise täglich, wann es endlich wieder weitergeht. Da spürt man, dass die Kinder total auf Entzug sind.

    Dem Tierschutzgesetz verpflichtet

    Und was passiert im Augenblick mit den insgesamt sechs Schulpferden in Ihrem Stall?

    Vogel: Die müssen natürlich auch raus, obwohl der Unterricht gestrichen ist. Allein schon, weil wir als Verein dem Tierschutzgesetz verpflichtet sind. Das haben wir so geregelt, dass mehrere Leute, die fähig sind, selbstständig zu reiten, diese Pferde täglich und einzeln bewegen.

    Wie kommt der RFV Jettingen eigentlich finanziell über die Runden?

    Vogel: Das dürfte derzeit für alle Sportvereine ein Thema sein. Höchst erfreulich ist, dass uns ein Mitglied, dessen Kinder hier reiten, spontan 1000 Euro Corona-Hilfe hat zukommen lassen. Von einer ortsansässigen Firma haben wir zu Weihnachten 500 Euro bekommen. Da waren wir natürlich sehr erfreut, weil das den finanziellen Verlust ein wenig abfängt. Denn aus dem Schulbetrieb fehlen uns netto 1500 Euro pro Monat. Dazu kommen die zwei im Sommer ausgefallenen Turniere. Die machen bestimmt 8000 Euro aus. Alles zusammen fehlen uns also um die 14000 Euro.

    Interview:

    Zur Person Anton Vogel ist zu Jahresbeginn 2021 seit fünf Jahren 2. Vorsitzender des Reit- und Fahrvereins (RFV) Jettingen. Der 58-Jährige ist verheiratet, hat zwei inzwischen volljährige Kinder und lebt in Jettingen.

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