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Bald soll es ein weiteres Zwischenlager auf dem AKW-Gelände geben
![Bayerns ehemals größtes Kernkraftwerk in Gundremmingen ist seit Jahresende 2021 endgültig vom Netz. Ein Zwischenlager gibt es bereits für hoch radioaktive Abfälle. Bayerns ehemals größtes Kernkraftwerk in Gundremmingen ist seit Jahresende 2021 endgültig vom Netz. Ein Zwischenlager gibt es bereits für hoch radioaktive Abfälle.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Den Bauantrag dafür hat der RWE-Energiekonzern schon seit Längerem gestellt. Die Gemeinde Gundremmingen ist nicht begeistert, hat aber kaum Spielraum.
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Momentan steht auf dem Gelände der Rückbauanlage Gundremmingen (das frühere Atomkraftwerk) nur ein Zwischenlager. Momentan. Das wird sich aller Voraussicht nach ändern. Der Energiekonzern RWE hat nämlich beantragt, ein weiteres Zwischenlager (welches das Unternehmen selbst "Bereitstellungshalle" nennt) zu bauen. In diesem Gebäude sollen – anders als im bisher existierenden Zwischenlager – schwach und mittel radioaktive Abfälle gelagert werden. Die fallen beispielsweise beim Rückbau des Atomkraftwerks (AKW) an.
Wie bei den abgebrannten Brennstäben, die nach der Nutzung erst für etwa fünf Jahre in ein Abklingbecken müssen, bis sie in das Zwischenlager transportiert werden können, sollen auch die Stoffe mit einer geringeren Radioaktivität untergebracht werden. Ein weiteres Zwischenlager ist deshalb nötig. Es gibt jedoch einen entscheidenden Unterschied: Während der Endlagersuche für die in Castor-Behälter eingeschlossenen, verbrauchten Brennstäbe in absehbarer Zeit kein Erfolg beschieden sein dürfte, wird mit dem Schacht Konrad in der niedersächsischen Stadt bei Salzgitter diese letzte Aufbewahrungsstätte für den schwach und mittel radioaktiven Atommüll bereits gebaut.
Gundremminger Gemeinderat sieht sich den Schacht Konrad an
2027 soll die Anlage in dem und über dem ehemaligen Eisenerz-Bergwerk fertig sein. "Das kann sich auch bis 2028 oder 2029 hinziehen. Mit dem Schacht Konrad habe ich ein gutes Gefühl", sagt Bürgermeister Tobias Bühler. "Das klingt alles einigermaßen glaubwürdig." Der Gemeinderat und der Rathauschef waren im März auf einer besonderen Exkursion: Sie inspizierten den Schacht in 800 bis 1100 Metern Tiefe. Dort soll in wenigen Jahren der radioaktive Müll nicht nur aus den deutschen Kernkraftwerken, sondern zum Beispiel auch aus der Forschung und Medizin eingelagert werden. Oberirdisch sehe man noch wenig, tief unter der Erde werde erkennbar gearbeitet.
Der Gundremminger Gemeinderat hat sich bereits vor über einem Jahr mit dem zweiten Zwischenlager auf dem Areal des ehemaligen Gundremminger AKW beschäftigt. Damals war das kommunale Gremium mit einer Mehrheit von neun zu drei Stimmen dagegen, das gemeindliche Einvernehmen zu erteilen. "Wir wollten ein Zeichen setzen, dass uns das Ganze nicht passt", begründet der Rathauschef und meint damit vor allem den Bundesgesetzgeber, der im Hinblick auf die endgültige Lagerung der hoch radioaktiven Abfälle aus Bühlers Sicht alles andere als ein zuverlässiger Partner ist.
Hinweis aus dem Landratsamt
Doch nach einem Hinweis aus dem Landratsamt, der kommunalen Aufsichtsbehörde im Landkreis, sei spätestens klar gewesen, dass Gundremmingen im Prinzip keinen Spielraum habe, sich zu verweigern. Baurechtliche Bedenken – und um die geht es – konnten schlechterdings angeführt werden. Oder sollte sich ausgerechnet diese ungefähr 130 Meter lange und 35 Meter breite Halle auf dem Areal neben vielen weiteren Funktionsbauten nicht in die Landschaft einfügen? Im September 2022 sprachen sich nun neun Gemeinderäte bei einer Gegenstimme für das Bauprojekt aus.
Seit "einer Weile", wie es aus dem Landratsamt heißt, beschäftigt sich die Kreisverwaltungsbehörde mit dem Ansinnen von RWE. Die "Weile" umschreibt Behördensprecher Simon Painter-Frei auf Nachfrage der Redaktion mit "ungefähr ein Jahr" genauer und setzt hinzu, dass das Landratsamt quasi nur für "die Außenhülle" zuständig sei. Das Innenleben müsste strahlenschutzrechtlich vom Landesamt für Umwelt mit Sitz in Augsburg bewertet und gegebenenfalls dort eine Genehmigung erteilt werden. Liege das Ergebnis vor, könne das Günzburger Landratsamt ziemlich zügig entscheiden. Vergangenen September hat das Landesamt der Kreisverwaltungsbehörde Painter-Frei zufolge mitgeteilt, dass der TÜV Süd mit einem Gutachten beauftragt worden ist.
Zwischenlager in Gundremmingen: Eine "Zwickmühle" für die Gemeinde
Die "Zwickmühle", in der sich die politisch Verantwortlichen der Standortgemeinde Gundremmingen sehen, beschreibt Tobias Bühler noch mit einem anderen Umstand: "Es könnte durchaus sein, dass RWE mit dem Rückbau des Kernkraftwerks pausieren muss, wenn es nicht rechtzeitig Zwischenlagerungsmöglichkeiten für die anfallenden Stoffe gibt. Das wollen wir natürlich nicht."
![Gundremmingens Bürgermeister Tobias Bühler hat sich mit dem Gemeinderat vor wenigen Wochen den Schacht Konrad angesehen. Gundremmingens Bürgermeister Tobias Bühler hat sich mit dem Gemeinderat vor wenigen Wochen den Schacht Konrad angesehen.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/1x1.png)
Bewegung kommt jetzt auch wieder in das existierende und seit 2006 betriebene Brennelemente-Zwischenlager: Dort sind aktuell 117 Castor-Behälter eingelagert. Der Start der nächsten Einlagerungskampagne stehe unmittelbar bevor, sagt der unter anderem für Gundremmingen zuständige BGZ-Sprecher Stefan Mirbeth. Bis Ende Juli 2023 werden weitere zehn Behälter eingelagert, sodass nach dem Abschluss der Kampagne dann 127 Stellplätze belegt sein werden. Genehmigt ist das Zwischenlager für 192 Behälterstellplätze.
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