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Zucker-Alternative: Was taugen Stevia, Agavendicksaft & Xylit?

Ernährungskolumne

Stevia und Co: Was natürliche Zucker-Alternativen taugen

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    Aus einem Extrakt der Stevia-Pflanze entstehen Steviolglycoside, die ungefähr 400 Mal so süß sind wie Zucker.
    Aus einem Extrakt der Stevia-Pflanze entstehen Steviolglycoside, die ungefähr 400 Mal so süß sind wie Zucker. Foto: Marion Nickig, dpa (Symbolbild)

    Zu viel Zucker in der Ernährung begünstigt Übergewicht, Karies, Diabetes und andere Zivilisationserkrankungen. Jeder weiß es, doch die Vorliebe für Süßes kann sehr hartnäckig sein. Sie ist teils angeboren, teils durch die Gewohnheit geprägt. Der Handel bietet daher mehr und mehr süße Alternativen an, die sich als gesünder, natürlicher oder leichter präsentieren als herkömmlicher Haushaltszucker. Und für die man zum Teil tief in die Tasche greifen muss, wie beispielsweise beim Kokosblütenzucker, der zu Kilopreisen von etwa 8 bis 20 Euro zu haben ist.

    Er wird mit viel Handarbeit aus dem eingedickten Blütennektar von Kokospalmen gewonnen. Vier Liter ergeben etwa ein Kilogramm des hellbraunen, karamellartig schmeckenden Blütenzuckers. Die Behauptung, er ließe den Blutzuckerspiegel weniger schnell ansteigen als Rübenzucker, lässt sich nicht wissenschaftlich untermauern. Wenig verwunderlich, denn seine chemische Zusammensetzung ähnelt stark dem herkömmlichen Zucker und besteht vor allem aus Saccharose und ihren Bausteinen Glucose und Fructose.

    Der Vorteil von Zuckeralternativen wie Xylit ist, dass sie in der Küche ähnlich verarbeitet werden können.
    Der Vorteil von Zuckeralternativen wie Xylit ist, dass sie in der Küche ähnlich verarbeitet werden können. Foto: Florian Schuh, dpa (Symbolbild)

    Agavendicksaft hat ähnlich viele Kalorien wie Zucker

    Dies gilt auch für andere Zuckeralternativen wie Agavendicksaft, Dattel- und Ahornsirup. Sie alle bringen ihre eigenen Geschmacksnoten mit, allerdings auch ähnlich viele Kalorien wie Zucker. Bei Sirup mit einem hohen Fructoseanteil, etwa aus der Agave, lässt sich etwas einsparen, weil Fruchtzucker stärker süßt und somit weniger Sirup ausreicht. Auf fructosereiche Süßungsmittel umzusteigen, ist jedoch nicht zu empfehlen, da eine erhöhte Zufuhr negative Folgen haben kann.

    Aus der Nahrung aufgenommene Fructose wird in der Leber zu Fettbausteinen verarbeitet. Diese gelangen zurück in den Blutkreislauf und verschlechtern die Blutfettwerte. Ein Teil der Fructose wird in Form von Fett in der Leber gespeichert. Bei übermäßigem Fruchtzuckerkonsum kann ähnlich wie bei Alkoholkranken eine Fettleber entstehen. Fructose mindert das Sättigungsgefühl und erhöht das Risiko für Übergewicht und Gicht, da der Abbau den Harnsäurespiegel steigen lässt.

    Das sind die Krankheiten Diabetes Typ 1 und Typ 2

    Diabetes mellitus, umgangssprachlich auch einfach nur Diabetes oder auch Zuckerkrankheit genannt, ist eine chronische Stoffwechselerkrankung. Die beiden wichtigsten Formen sind der Typ-1- und der Typ-2-Diabetes.

    Woher kommt der Name Zuckerkrankheit? Tatsächlich sind die ersten Diagnosen von Diabetes mellitus mithilfe einer Geschmackprobe des Urins erstellt worden. Der Harn von Diabetikern weist einen erhöhten Blutzuckerspiegel und somit einen süßlichen Geschmack auf.

    Die Überzuckerung des Blutes - der sogenannten Hyperglykämie - erfolgt überwiegend aufgrund einer Beeinträchtigung des körpereigenen Insulins, dem Hauptregelungshormon des Zuckerstoffwechsels im menschlichen Körper.

    Diabetes ist eine der weltweit am weitesten verbreiteten Krankheiten. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO leiden global rund 350 Millionen Menschen unter der Stoffwechselerkrankung. In Deutschland gibt es Schätzungen zufolge rund sechs Millionen Betroffene. Damit ist Diabetes eine Volkskrankheit.

    Seit 1998 wird Diabetes mellitus in vier Typen unterteilt: Typ-1-Diabetes (Zerstörung speziell der Betazellen der Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse, meist absoluter Insulinmangel), Typ-2-Diabetes (unterschiedliche Kombinationen von Insulinresistenz, Hyperinsulinismus, relativem Insulinmangel, Sekretionsstörungen), andere spezifische Diabetes-Typen und Schwangerschaftsdiabetes.

    Diabetes Typ 1: Bei diesem Krankheitstyp handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Dabei zerstört das körpereigene Immunsystem im Rahmen einer als Insulitis bezeichneten Entzündungsreaktion die insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse. Dieser Verlust führt zu einem zunehmenden Insulinmangel. Erst wenn ca. 80 – 90 Prozent der Betazellen zerstört sind, manifestiert sich der Typ-1-Diabetes.

    Der Insulinmangel bei Typ-1-Diabetes bewirkt, dass die insulinabhängigen Zellen und Gewebe nicht mehr in der Lage sind, Glukose aufzunehmen. Deshalb häuft sich Glukose im Blut an, während es den Zellen als Energielieferant fehlt. Die Glukoseneubildung in der Leber wird allerdings nicht eingeschränkt. Daher steigt der Blutzuckerspiegel. Das wiederum hat zur Folge, dass Körperfett nicht mehr gehalten werden kann und das Blut überschwemmt, bis alle Stoffwechselvorgänge im Körper beeinflusst werden. Das Blut wird übersäuert, der Körper verliert Wasser und Nährstoffe.

    Charakteristisch für die Manifestation des Typ-1-Diabetes ist die ausgeprägte Gewichtsabnahme innerhalb von Tagen bis wenigen Wochen, verbunden mit Austrocknung (Exsikkose), ständigem Durstgefühl, häufigem Wasserlassen, Erbrechen und gelegentlich auch Wadenkrämpfen und Bauchschmerzen. Allgemeine Symptome wie Müdigkeit und Kraftlosigkeit, Sehstörungen und Konzentrationsstörungen kommen hinzu. Kopfschmerzen sind auch nicht ungewöhnlich.

    Die Entstehung von Diabetes Typ 1 ist sowohl genetisch, als auch durch Umweltfaktoren bedingt. Dabei spielen stets mehrere Faktoren eine Rolle. Bisher konnte bei mehr als 50 Genen ein Zusammenhang mit der Entstehung von Typ-1-Diabetes nachgewiesen werden. Die meisten Genveränderungen müssen zusammen mit anderen Veränderungen einhergehen, um eine Erkrankung auszulösen.

    Beim Typ-1-Diabetes muss das fehlende Hormon Insulin künstlich in Form von Insulinpräparaten zugeführt werden. Das Ziel dieser Insulintherapie ist nicht die Heilung von Typ-1-Diabetes, sondern Ersatz des fehlenden körpereigenen Insulins. Deshalb muss die Therapie kontinuierlich bis ans Lebensende durchgeführt werden. Eine Therapie zur Heilung ist bisher nicht verfügbar.

    Bei Typ-2-Diabetes ist Insulin zwar im Körper vorhanden, kann aber an seinem Zielort, den Zellmembranen, aber nicht richtig wirken: Es handelt sich um eine Insulinresistenz. In den ersten Krankheitsjahren kann die Bauchspeicheldrüse dies durch die Produktion hoher Insulinmengen kompensieren. Irgendwann kann die Bauchspeicheldrüse die überhöhte Insulinproduktion aber nicht mehr aufrechterhalten und somit den Blutzuckerspiegel nicht mehr kontrollieren. Ein Typ-2-Diabetiker produziert viel mehr körpereigenes Insulin als der Stoffwechselgesunde, doch aufgrund einer hohen Insulinresistenz steigt der Blutzucker dennoch an; später kommt es über einen relativen Mangel in einigen Fällen zu einem absoluten Insulinmangel.

    Noch in den 1990er Jahren hatte der Diabetes-Typ-2 verharmlosend den Beinamen Altersdiabetes, weil er in der Regel erst im höheren Lebensalter auftrat. Allerdings wird der Diabetes Typ 2 auch bei immer mehr jüngeren Menschen diagnostiziert. Es handelt sich wie bei Typ 1 um eine multifaktoriell ausgelöste Erkrankung, wobei an erster Stelle der Ursachen das Übergewicht steht. Dessen Einfluss wird durch die Gene und mögliche weitere Faktoren verändert. Insbesondere übermäßiges Bauchfett um innere Organe wie Leber oder Bauchspeicheldrüse, verursacht durch eine fett- und zuckerlastige Ernährung, gilt als Risikofaktor.

    Viele Typ-2-Diabetiker haben jahrelang keine fassbaren Symptome. Im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes geht der Typ-2-Diabetes eher selten mit einer Gewichtsabnahme und nur bei massiv erhöhten Blutzuckerwerten mit vermehrtem Wasserlassen und Durstgefühl einher. Häufig bestehen zu Beginn unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Schwäche, Sehstörungen und Infektneigung wie z. B. häufige Blasenentzündungen, bei Männern wiederholt auftretende Entzündungen der Eichel und/oder der Vorhaut mit möglicher Ausbildung einer sekundären Phimose.

    Da diese Symptome sehr unspezifisch sind, wird die Diagnose häufig erst nach Jahren durch Zufall gestellt.

    Beim Typ-2-Diabetes kann die erhöhte Insulinresistenz u. a. durch Gewichtsabnahme und vermehrte Bewegung verringert werden. Der Blutzucker sinkt bei jedem Patienten, der Übergewicht abbaut, prozentual im Mittel deutlicher als der Blutdruck. Etwa die Hälfte aller neu diagnostizierten Diabetiker erreichen durch eine Gewichtsabnahme von 10 kg eine Remission (normaler Nüchternblutzucker). Diese Erkenntnisse legen übergewichtigen Diabetikern eine umfassende Lebensstiländerung nahe, was allerdings eine hohe Motivation erfordert und für viele Patienten schwer zu realisieren ist.

    Für die Wirksamkeit der Lebensstiländerung zur Verhinderung eines Diabetes mellitus Typ 2 gibt es eine Vielzahl von Studien. Diese zeigen aber auch, dass Patienten die Einnahme von Medikamenten eher akzeptieren als eine Veränderung des Lebensstils.

    Auch wer nur gelegentlich mit Fructose gesüßte Speisen und Getränke verzehrt, sollte wissen, dass der menschliche Darm nicht für die Verarbeitung größerer Mengen ausgelegt ist. Bei Überlastung kommt es zu Verdauungsbeschwerden. Die verträgliche Menge an Fruchtzucker ist dabei individuell unterschiedlich. Ähnliches gilt für Xylit und Erythrit. Kalorienreduzierte Lebensmittel, die diese Zuckeraustauschstoffe enthalten, müssen deshalb den Warnhinweis „kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“ tragen.

    Xylit wird etwa aus Maisstroh gewonnen

    Erythrit oder E 968 wird aus Stärke gewonnen, ist nahezu kalorienfrei und hat eine Süßkraft von etwa 60 Prozent verglichen mit Haushaltszucker. Auf der Zunge hat der Stoff einen kühlenden Effekt, weshalb er häufig für Kaugummi und Bonbons verwendet wird. Xylit, das als Zusatzstoff mit der E-Nummer 967 zugelassen ist, wird oft unter dem natürlich wirkendenden Namen Birkenzucker vermarktet.

    Xylit wird aus Holz, aber auch aus Pflanzenresten wie Maisstroh oder Getreidekleie gewonnen. Das weiße, kristalline Pulver enthält rund 40 Prozent weniger Kalorien als Haushaltszucker und lässt sich ähnlich verarbeiten. Häufig findet man Xylit auch in Zahnpflegekaugummis, denn der Stoff kann nachweislich die Bildung von Zahnbelag hemmen und zur Kariesprophylaxe beitragen.

    2011 wurden Stevioglycoside (E 960) als Süßstoff zugelassen. Sie sind kalorienfrei, schmecken lakritzartig und süßen gut 200 Mal stärker als Zucker. Beworben werden sie als natürliche Alternative zu künstlichen Süßstoffen, da sie aus der Steviapflanze stammen. Zur Gewinnung sind allerdings aufwendige chemische Prozesse nötig, sodass von Natürlichkeit kaum die Rede sein kann.

    Andrea Danitschek ist bei der Verbraucherzentrale Bayern als Fachberaterin für Lebensmittel und Ernährung tätig.

    Mehr hilfreiche Informationen finden Sie hier in unserem Ernährung-Ratgeber.

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