Wegen des anhaltend milden Wetters sind Zecken in Deutschland bislang gut durch den Winter gekommen und schon jetzt sehr aktiv. "Es gibt keine Winterpause mehr", sagt Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim in Stuttgart gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe bereits erste Infektionen. Bei einem Vorlauf von etwa vier Wochen bis zur Diagnose einer übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) müssen sich die Betroffenen demnach mitten im Winter infiziert haben. Mackenstedt rechnet damit, dass 2024 ein ausgeprägtes Zecken-Jahr werden könnte.
Zecken übertragen in Deutschland FSME und Lyme-Borreliose
Eine FSME geht auf Viren zurück. Die meisten Infektionen verlaufen ohne Symptome. Bei Menschen über 60 Jahren ist das Risiko einer schweren Erkrankung deutlich erhöht. In der ersten Phase treten häufig grippeähnliche Symptome auf, später kann eine Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks folgen. Dabei sind bleibende Spätfolgen möglich.
FSME-Infektionen bei Menschen sind in Deutschland meldepflichtig. 2023 ist die Zahl der Fälle nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) zwar von 627 Fällen im Jahr zuvor auf 527 Fälle gesunken. In Bayern gingen die Fälle von 291 auf 265 zurück. Doch Experten warnen vor einem langfristigen Aufwärtstrend, früheren Infektionen und einer deutlich höheren Infektionsrate als bislang angenommen. Viele FSME-Infektionen würden bisher nicht als solche erkannt.
Neben FSME übertragen Zecken in Deutschland etwa die Lyme-Borreliose. Das erste Symptom ist oft eine größer werdende Rötung um die Einstichstelle herum, später können Nerven, Gelenke und Herz von den Bakterien befallen werden. Die meisten Infektionen verlaufen ohne Symptome.
Zecken-Biss: Hohes Infektionsrisiko in Bayern
Die Forschung identifiziere auch immer mehr sogenannte Naturherde: räumlich begrenzte Gebiete mit Zecken, die den FSME-Erreger in sich tragen. Die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion liegt in Risikogebieten nach Angaben des baden-württembergischen Landesgesundheitsamts nach einem Zeckenstich bei 1 zu 50 bis 1 zu 100. Vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und seit dem Vorjahr auch im südöstlichen Brandenburg besteht laut dem RKI ein Infektionsrisiko. Risikogebiete gibt es aber auch in anderen Bundesländern. Die Ständige Impfkommission empfiehlt dort eine FSME-Impfung.
Experten raten zum Zecken-Schutz
Experten empfehlen, sich von Frühjahr bis Herbst in freier Natur vor Zecken zu schützen. Meist reichen schon einfache Maßnahmen wie langärmelige Hemden, lange Hosen, feste Schuhe und Socken. Am besten ist es, sich die Socken über die Hosenbeine zu ziehen, damit die Parasiten deutlich schwerer Hautstellen finden, zustechen und Blut saugen. Zudem gibt es chemische Abwehrmittel, die zeitweilig wirken.
Wer einen Spaziergang in freier Natur, insbesondere abseits breiter Wege, unternommen hat, sollte sich selbst und vor allem Kinder nach Zecken absuchen, so das RKI. Die Parasiten setzen sich besonders gern in die weichere Haut von Arm- und Kniebeugen, unter Achseln, an den Haaransatz oder in den Genitalbereich. (mit dpa)