Damit das Haus auch noch im Alter passt
Verschiedene Lebensphasen stellen unterschiedliche Anforderungen an das eigene Zuhause. Flexibler Wohnraum ist daher entscheidend für die Lebensqualität.
Familiengründung, Auszug der Kinder, Seniorenalter: Die verschiedenen Lebensphasen, die man durchläuft, stellen auch unterschiedliche Anforderungen an die eigene Immobilie. Wer heute baut oder in naher Zukunft bauen will, sollte daher flexibel planen, damit das eigene Zuhause möglichst ein Leben lang komfortabel, funktional und nutzbar bleiben kann. Denn nur wenn sich der Wohnraum flexibel an die sich mit den Jahren verändernden Bedürfnisse anpassen lässt, ist er wirklich langfristig nutzbar.
Knackpunkt ist hier vor allem das Seniorenalter: Laut einer aktuellen YouGov-Umfrage im Auftrag der Portale Immobilienscout24 und Immoverkauf24 sorgen sich zwei Drittel der Deutschen um ihre Wohnsituation im Alter. „Der Bedarf an altersgerechtem Wohnraum ist hoch und wird in den nächsten Jahren noch stark zunehmen“, sagt Cinja Barck, Geschäftsführerin von Immoverkauf24. Denn die meisten Menschen würden im Alter möglichst lange in ihrem Zuhause wohnen bleiben wollen. „Bundesweit fehlen schon jetzt mehr als zwei Millionen barrierearme und altersgerechte Wohnungen“, so Barck. Beim Bauen müsse daher das altersgerechte Wohnen mitgedacht werden.
Alt werden im Eigenheim: Was muss man beachten?
Wer möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen möchte, sollte zunächst den Standort bewusst auswählen: Entscheidend sei eine gute Lage mit ausreichender Infrastruktur, sagt Sven Haustein, Architekt bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall. Dabei gelte es, auf die klassischen Standortfaktoren zu achten: Ist eine Bushaltestelle zu Fuß erreichbar? Ist ein Supermarkt ohne Auto in Reichweite? Gibt es eine wohnortnahe medizinische Versorgung? Und sind gegebenenfalls Spielplätze, Arbeitsplätze, Naherholungsgebiete oder Freizeitangebote in der Nähe? „Die Wahl des Wohnorts ist mehr als eine Frage des persönlichen Geschmacks“, so Haustein. „Es geht um Lebensqualität und langfristige Zufriedenheit.“ Eine durchdachte Standortwahl könne das tägliche Wohlbefinden maßgeblich beeinflussen.
Und dann geht es natürlich um die Immobilie selbst. Entscheidendes Kriterium, um die eigenen vier Wände möglichst lange nutzen zu können, ist die flexible Gestaltung. Das bedeutet, so zu planen und zu bauen, dass die Räume später ohne großen Aufwand an veränderte Anforderungen angepasst werden können. Die Grundvoraussetzung dafür sind möglichst wenig statisch tragende Elemente im Innenraum. So können Grundrisse mit relativ geringem Aufwand verändert und Zwischenwände eingezogen oder entfernt werden. Das macht die Immobilie generationenübergreifend nutzbar. „Wer ein Geschoss vorausschauend so plant, dass es später als eigenständige Wohneinheit abgetrennt werden kann, sichert sich zudem Förderzuschüsse der KfW“, sagt Haustein. Die Wohneinheit könne dann als erste eigene Wohnung für den Nachwuchs dienen, vermietet werden oder später als Unterkunft für eine Pflegekraft dienen.
Barrierefreiheit von Anfang an beachten
Wenn man im Alter ohne große Umbaumaßnahmen bequem und sicher in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben möchte, sollte man zudem die Barrierefreiheit von Anfang an mitbedenken. Dabei gilt insbesondere, dass möglichst sämtliche Räume und Außenanlagen stufenlos erreichbar sein und Flure und Türen großzügig bemessen sein sollten. „Wer dem aktuellen Wohntrend folgt und statt eines Gäste-WCs ein barrierefreies Duschbad im Erdgeschoss einplant, für den ist auch in jungen Jahren eine Sportverletzung kein Beinbruch“, so der Architekt. Zudem werte dieser Einbau das Eigenheim auf.
Zudem sollte man beim Bauen ein Augenmerk auf die Materialauswahl legen. Die Binsenweisheit, dass wer zu billig kauft, oft zweimal kauft, gilt auch beim Bauen. „Wer seine eigenen vier Wände dauerhaft bewohnen will, tut gut daran, trotz hoher Baukosten auch die Langlebigkeit der Materialien in seine Entscheidungen einzubeziehen“, sagt Haustein. Ein Außenputz mit Anstrich, der nach wenigen Jahren von Algen und Flechten überwuchert ist, kostet bald Geld für den Renovierungsanstrich und das Gerüst. Ein Parkettboden mit ausreichender Nutzschichtdicke kann langfristig günstiger sein als Laminat, da er drei- bis viermal abgeschliffen werden kann.
Warum Smart-Home-Geräte das Wohnen erleichtern
Empfehlenswert ist zudem die Integration von Smart-Home-Anwendungen. Diese erhöhen nicht nur in jüngeren Jahren den Wohnkomfort, sondern erleichtern auch im höheren Alter das Leben. Smart Home heißt so viel wie intelligentes Zuhause – und das beinhaltet, dass unterschiedliche Geräte wie Heizung, Lampen, Rollläden oder Fenster vernetzt sind, automatisch reagieren oder sich zentral steuern lassen, etwa per Smartphone-App. Sinnvoll seien beispielsweise Bewegungsmelder für Lampen oder intelligente Türöffnungssysteme, sagt Birger Mählmann, Pflegeexperte der IDEAL-Versicherung. Auch eine Haustür mit Fingerabdruckscanner ist sinnvoll: Die Kinder brauchen dann keinen Haustürschlüssel mehr. Im Alter sorgt der Mechanismus für Erleichterung, denn er erspart bei zittrigen Händen oder einem Rollator das mühsame Aufschließen.
Auch eine vernetzte Türklingel kann in unterschiedlichen Lebenssituationen für mehr Sicherheit sorgen: Kinder können dann einfach per Kamera sehen, ob ein Schulfreund oder ein Fremder vor der Tür steht. Und auch Senioren können sich so einerseits vor ungebetenem Besuch schützen - und andererseits die Tür auch „bequem per Smartphone oder Tablet öffnen“, so Mählmann. Darüber hinaus können Sprachassistenten das Smart Home ergänzen. Sie ermöglichen das Bedienen von Fenstern, Heizung, Licht, Fernseher und Co. per Stimme. Da der Umgang mit Smart Home-Geräten Gewohnheitssache ist, ist es sinnvoll, diese schon in jüngeren Jahren praktisch einzuüben.
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