Wenn der Wind weht und die Sonne über Deutschland scheint, kommt es immer wieder vor, dass hierzulande die Stromerzeugung den Bedarf übersteigt. Das schlägt sich auch auf die Strombörsenpreise nieder, sprich die Preise sinken und können sogar ins Negative fallen. Aber auch tageszeitlich schwanken die Strompreise. Abends, wenn viele Menschen zu Hause sind und Energie verbrauchen, ist Strom besonders gefragt und teuer. Nachts wiederum wird weniger Strom verbraucht, der Preis ist günstiger. Als Kundin oder Kunde mit einem klassischen Strom-Vertrag merkt man davon freilich nichts. Man zahlt immer denselben Betrag für die Kilowattstunde, egal, wie sich der Börsenpreis gerade entwickelt. Inzwischen gibt es aber einzelne Anbieter, die Stromtarife mit dynamischen Preisen anbieten, beispielsweise auch die Lechwerke. Ab 2025 müssen sogar alle Stromanbieter in Deutschland ein solches Preismodell in ihrem Portfolio anbieten.
Wann ergeben dynamische Stromtarife Sinn?
Um wirklich von günstigen Preisen an der Strombörse zu profitieren, ist eines wichtig: Es muss möglich sein, einen Teil seines Stromverbrauchs zeitlich flexibel an die Preisentwicklung anpassen zu können – sprich, beispielsweise die Wasch- und Spülmaschine oder der Trockner werden dann eingeschaltet, wenn viel Strom vorhanden und der Preis daher niedrig ist. Viele moderne Haushaltsgeräte haben Zeitprogramme beziehungsweise lassen sich per Handy bedienen, sodass man nicht zu Hause sein muss, um sie zu starten. Zur besseren Planung geben die Anbieter von dynamischen Stromtarifen am Nachmittag die Börsenpreise für den kommenden Tag bekannt.
Ab wann kann es richtig lukrativ werden?
Richtig lukrativ ist ein variabler Stromtarif für Haushalte mit einem hohen Strombedarf, und wenn sich der Verbrauch auf Zeiten verschieben lässt, in denen der Strompreis günstig ist. Das trifft insbesondere für Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer mit Wärmepumpe oder Eigentümerinnen und Eigentümer von Elektroautos zu. Beispielsweise gibt es heute schon Wallboxen, in denen sich einstellen lässt, ab welchem Preis das angeschlossene Auto tatsächlich geladen werden soll, ohne dass man selbst auf dem Smartphone permanent die Preise kontrollieren muss.
Aber auch mit einem vergleichsweise geringen Stromverbrauch kann sich ein variabler Stromtarif durchaus lohnen - wenn auch in geringerem Umfang. Bedenken muss man, dass ein relativ großer Anteil des am Ende bezahlten Betrags für die Kilowattstunde Strom in Form von Steuern und anderen Abgaben auch bei flexiblen Tarifen fix ist. Dazu kommt die Grundgebühr, die auch von Anbietern flexibler Stromtarife erhoben wird und bei einem geringen Verbrauch bei Betrachtung der Gesamtkosten mehr zu Buche schlägt.
Weitere Vorteile von variablen Stromtarifen
Abgesehen von den monetären Aspekten für die Stromkunden haben variable Stromtarife aber auch noch andere positive Effekte. So trägt ein solches Preismodell zur Stabilisierung des Stromnetzes bei, indem es die Nachfrage in Zeiten hohen Stromangebots belohnt. Dies hilft, Überlastungen zu vermeiden und entschärft das Speicherproblem von Wind- und Solarstrom.
Bleibt noch die Frage nach den technischen Voraussetzungen, um überhaupt einen dynamischen Stromtarif nutzen zu können. Idealerweise ist ein sogenanntes intelligentes Messsystem, auch Smartmeter, vorhanden, das eine dynamische Abrechnung zum aktuellen Marktpreis ermöglicht. Noch findet man aber solche Smartmeter in den Zählerkästen eher selten. Deutlich öfter sind digitale Stromzähler verbaut. Dieser muss erst “smart” gemacht werden. Dafür benötigt er eine Kommunikationseinheit, eine Art Sender, die von manchen Stromanbieter gestellt wird. Das kleine Gerät wird mit dem digitalen Stromzähler verbunden und liest anschließend die Verbrauchsdaten aus und gibt sie an den Netzbetreiber weiter.
Zur Person: Martin Sambale ist Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!.
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