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Wetter: Kälteeinbruch Mitte Mai: Sind die Eisheiligen mehr Mythos als Realität?

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Kälteeinbruch Mitte Mai: Sind die Eisheiligen mehr Mythos als Realität?

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    Viele Hobbygärtner fürchten die Eisheiligen. Nachtfröste Mitte Mai können Pflanzen erhebliche Schäden zuführen.
    Viele Hobbygärtner fürchten die Eisheiligen. Nachtfröste Mitte Mai können Pflanzen erhebliche Schäden zuführen. Foto: Matthias Bein, dpa (Symbolbild)

    Für viele sind sie alles andere als heilig: Die Eisheiligen haben den Ruf, vom 11. bis 15. Mai nachts noch einmal frostige Temperaturen zu bringen. Deshalb haben einige Hobbygärtner diese Tage in ihrem Kalender rot markiert. Die Eisheiligen sind nach den fünf Heiligen der katholischen Kirche, Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia benannt. Jeder von ihnen steht für einen Tag in der Mitte des Monats Mai. Manche Forscher gehen davon aus, dass die Bezeichnung Eisheilige sogar schon im Mittelalter entstanden ist.

    Bauernregel zu den Eisheiligen: "Pflanze nie vor der kalten Sophie"

    Meteorologisch gesehen haben die Eisheiligen einen einfachen Grund: Für die Jahreszeit üblich zieht kalte Luft aus den Polargebieten Richtung Mitteleuropa bis an die Alpen. Das Wetterphänomen ist zyklisch und tritt aufgrund der globalen Luftströmung jedes Jahr auf.

    Ist in Deutschland nachts der Himmel unter dem Einfluss eines Hochdruckgebiets  klar, kann es dann kalt und teilweise unter null Grad werden. Mit dem 15. Kalendertag im Mai, der auch als „kalte Sophie“ bezeichnet wird, endet der jahrhundertelangen Erfahrung nach die kurze Kälteperiode. Deshalb lautet eine Bauernregel: „Pflanze nie vor der kalten Sophie“.

    Meteorologe: Eisheiligen finden wegen Klimawandel meist schon Anfang Mai statt

    Aber ist diese Regel überhaupt noch gültig? Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst erläutert, dass die Eisheiligen aufgrund der Klimaerwärmung in unseren Breitengraden mittlerweile mehr Mythos als Realität seien. „Man müsste die Eisheiligen ungefähr zehn Tage nach vorne schieben", ergänzt er. Dass sie pünktlich eintreten würden, so wie etwa im vergangenen Jahr, sei eher die Ausnahme, sagt Friedrich.

    Laut den aktuellen Wetterprognosen sollen am Muttertag und am darauffolgenden Montag sommerliche Temperaturen um 26 Grad herrschen. Wegen des tristen Corona-Alltags ist das für viele eine erfreuliche Nachricht. Aber die Wärme soll nicht lange anhalten. Dem Meteorologen Friedrich zufolge sollen im süddeutschen Raum bereits am Dienstag die Temperaturen wieder fallen. Er prognostiziert für die Zeit danach unbeständiges, teils regnerisches Wetter – jedoch würden die nächtlichen Temperaturen wahrscheinlich nicht soweit fallen, dass es zu Bodenfrösten komme. „Es sieht so aus, als würden die Eisheiligen heuer zahnlos daherkommen und gar nicht stattfinden.“

    Es bleibt ein Restrisiko: Was Hobbygärtner nun beachten sollten

    Weil das Wetter nie nach festen Regeln verläuft und sich oft unverhofft ändert, bleibt für Gärtner wie jedes Jahr ein gewisses Restrisiko, warnen Experten: Wer jetzt schon am Wochenende im Garten kälteempfindliche Pflanzen setzt, sollte den Wetterbericht der nächsten Tage im Auge behalten und die Pflanzen in kälteren Nächten mit einem Vlies oder einer Plane abdecken – oder gar wieder aus dem Beet ausgraben und ins Warme stellen.

    Frostempfindliche Pflanzen wie diese Bougainvillea sollten Gärtner erst nach den Eisheiligen dauerhaft nach draußen pflanzen.
    Frostempfindliche Pflanzen wie diese Bougainvillea sollten Gärtner erst nach den Eisheiligen dauerhaft nach draußen pflanzen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Tomatenpflanzen im Gewächshaus kann man zum Beispiel schützen, indem man nachts ein paar Teelichter auf nicht-brennbarem Untergrund aufstellt. Die Abwärme der Kerzen hebt die Lufttemperatur im Gewächshaus um wenige Grad an. Auf diese Weise kann man kurze Kälteperioden im Gewächshaus ohne eine spezielle Gewächshaus-Heizung überbrücken. Paprika-, Chili-, Gurken- und Kürbispflanzen gelten als besonders kälteempfindlich und sollten nachts keinen Temperaturen unter zehn Grad ausgesetzt sein. Besonders Pflanzen aus dem Supermarkt sind oft nicht abgehärtet und vertragen keinen Kältesturz.

    Übrigens: Auch nach den Eisheiligen könne es Ende Mai durchaus noch einmal unangenehm kalt werden und es können in höheren Lagen Bodenfröste drohen, sagt Friedrich.  Sogar noch bis Mitte Juni könne die sogenannte Schafskälte auftreten. Aber das werde angesichts des Klimawandels zunehmend unwahrscheinlicher, so der Meteorologe. „Inzwischen haben wir immer öfter Heißheilige, also schon Mitte Mai Frühlingstage mit über 30 Grad.“

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