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Wero, wie, was? Die Vor- und Nachteile der neuen Paypal-Alternative

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Wero, wie, was? Die Vor- und Nachteile der neuen Paypal-Alternative

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    Seit Anfang Juli gibt es das Bezahlsystem Wero. In Deutschland sind zum Start die Sparkassen und Volksbanken mit an Bord.
    Seit Anfang Juli gibt es das Bezahlsystem Wero. In Deutschland sind zum Start die Sparkassen und Volksbanken mit an Bord. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Anfang Juli ist es gestartet: das Bezahlsystem, das die amerikanische Marktmacht im Zahlungsverkehr angreifen soll. Wero ist bereits der zweite Anlauf, nachdem die deutschen Banken mit Giropay seit 2015 versucht haben, eine eigene Alternative zu Visa, Mastercard und Paypal zu etablieren. Dieser Versuch ist gescheitert. Nun will die European Payment Initiative (EPI), ein europäischer Bankenverbund, mit einer eigenen Variante alles besser machen.

    Was ist Wero?

    Wero ist das neue Bezahlsystem der EPI, zu der auch einige deutsche Banken zählen. Am Ende des rund zweijährigen Einführungsprozesses soll das System alles können, was die Bezahl-App Paypal auch kann. Kundinnen und Kunden sollen untereinander, aber auch im Online- sowie im stationären Handel Geld versenden können. Alles in Echtzeit und nur unter Angabe der Handynummer oder E-Mail-Adresse.

    Aktuell können Verbraucherinnen und Verbraucher nur Person-to-Person (P2P), also nur privat Geld versenden. Für den Online-Handel soll das Bezahlsystem im kommenden Jahr an den Start gehen, im stationären Handel dann 2026. „Die Funktionen schrittweise freizuschalten, ist nachvollziehbar“, sagt Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern, „es geht bei diesem Thema hauptsächlich um Funktionalität. Wenn alles gleichzeitig freigeschaltet wird und es dann nicht funktioniert, verlieren die Nutzerinnen und Nutzer das Vertrauen. Aber dieser Prozess hätte eben viel früher gestartet werden müssen.“

    Wie funktioniert Wero?

    Grundsätzlich wird Wero von den teilnehmenden Banken als Funktion in der mobilen Banking-App freigeschaltet. Das bedeutet, dass alle Transaktionen direkt über das angeschlossene Konto und nicht über Drittanbieter laufen. Bei P2P-Zahlungen muss man in der Banking-App lediglich auf „Geld senden“ klicken, die Telefonnummer oder E-Mail-Adresse eingeben und die Höhe der Zahlung festlegen. Hat man einen Kontakt der betreffenden Person im Handy abgespeichert, genügt es auch, einfach den Namen einzugeben. Zudem soll es bald QR-Codes geben, über die man ebenfalls Geld verschicken oder anfordern kann, damit man fremden Menschen keine privaten Daten geben muss.

    Wer kann Wero nutzen?

    In Deutschland bieten aktuell nur weite Teile der Sparkassen und die Volksbanken/Raiffeisenbanken das System an. Zudem ist die belgische KBC an Bord. Noch in diesem Jahr sollen die Deutsche Bank mit der Tochter Postbank und die ING-Bank nachziehen. Auch Banken aus Frankreich und den Niederlanden sind mittelfristig dabei. Die Commerzbank wird vorerst nicht mitmachen. Straub geht jedoch davon aus, dass bald eine App kommen wird, mit der auch Kunden, deren Bank nicht zur EPI gehören, Wero nutzen können.

    Auf Händlerseite sollen laut EPI-Chefin Martina Weimert im nächsten Einführungsschritt sogenannte Kleinstunternehmer angeschlossen werden. Im Podcast Finanz-Szene sagt Weimert: „Der nächste Schritt ist das, was wir als P2Pro bezeichnen: Gärtner, Babysitter, Yoga-Teacher. Wir wollen, dass die, die keine Kartenzahlung annehmen, eine Möglichkeit haben, das Geld auf ihr Handy zu erhalten und dann direkt auf ihrem Konto zu haben.“

    Was sind die Vorteile von Wero?

    Sascha Straub betont vor allem den Vorteil einer europäischen Unabhängigkeit im Zahlungsverkehr: „Aktuell laufen all unsere Transaktionen in die USA. Das merkt der einzelne nicht beim Zahlungsverkehr, aber wir sind dadurch sehr abhängig von der Politik anderer Länder.“ In Europa habe man das stärkste Datenschutzabkommen der Welt. Grade mit Blick auf asiatische Unternehmen wie Alipay, das sich jüngst als EM-Sponsor in den europäischen Fokus gerückt hat, sei dieser Aspekt nicht zu vernachlässigen.

    Darüber hinaus ist laut Straub der Anschluss ans eigene Konto entscheidend. Paypal parkt das Geld seiner Kundinnen und Kunden für eine kurze Zeit bei sich, bevor es auf das Zielkonto weitergegeben wird. „Das ist wie ein zinsfreier Mini-Kredit, den man Paypal damit jedes Mal gibt“, sagt Straub. Die Echtzeit-Überweisung via Wero ist in spätestens zehn Sekunden auf dem Zielkonto angekommen.

    Was kostet Wero?

    Wero ist aktuell kostenlos. Bei Paypal ist das bei P2P-Zahlungen auch der Fall. Im Online-Handel hingegen werden bei Paypal derzeit immer häufiger kleinere Gebüren fällig. Und auch Kreditkarten kosten Geld. Ob das bei Wero in Zukunft anders sein wird, darüber äußert sich EPI-Chefin Weimert zurückhaltend: „Das hängt von den Banken ab. Aber da wird es keine EPI-Incentivierung geben.“

    Hintergrund von Weimerts Zurückhaltung sind niederländische Banken, die sich mit einem bereits funktionierenden Zahlungssystem an Wero anschließen wollen. Da die Niederländer mit ihrem System bereits einen großen Teil des Online-Handels übernehmen, gibt es dort weniger Gründe, den Kunden finanzielle Anreize zum Umstieg zu bieten, als es beispielsweise in Deutschland der Fall ist.

    Was sind die Hürden bei Wero?

    Abgesehen davon, dass bislang nicht alle Funktionen für alle Bankkunden zur Verfügung stehen, ist für Verbraucherinen und Verbraucher laut Straub vor allem der Gewohnheitsfaktor entscheidend: „Praktikabilität und Schnelligkeit sind die wichtigsten Nutzungsaspekte. Wenn ich dann ein System habe, das funktioniert, gibt es für Verbraucherinnen und Verbraucher eigentlich keinen Grund umzusteigen.“ Sobald Wero im kommenden Jahr auch im Online-Handel verfügbar ist, gelte es, den Vorteil europäischer Autonomie im Zahlungsverkehr zu vermitteln.

    Beim Wero-Vorgänger Giropay hat das offenbar nicht hinreichend funktioniert. „Es ist natürlich auch viel schwieriger, ein System wie Wero zu etablieren. Jede Bank hat ihr eigenes System, die man alle für Wero synchronisieren muss. Da hat es ein externer Anbieter leichter, der einfach mit seiner eigenen App an den Markt geht.“

    Welche Erfahrungen wurden bislang mit Wero gemacht?

    „Bis jetzt funktioniert es gut“, sagt Straub, „es gibt keine versteckten Probleme oder Risiken für Verbraucherinnen und Verbraucher. Es wird spannend, wenn die anderen Funktionen und Banken dazukommen.“

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