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Weltbienentag: Honig mit ungewisser Herkunft: Kommen nun neue Honig-Regeln?

Weltbienentag

Honig mit ungewisser Herkunft: Kommen nun neue Honig-Regeln?

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    Europäische Bienen können bei Weitem nicht so viel Honig produzieren, dass es für den Bedarf reicht. Importe sind also notwendig – aber nicht immer entsprechen die den Standards.
    Europäische Bienen können bei Weitem nicht so viel Honig produzieren, dass es für den Bedarf reicht. Importe sind also notwendig – aber nicht immer entsprechen die den Standards. Foto: Rasch

    Bei den meisten darf er auf dem Frühstückstisch nicht fehlen: Honig. Durchschnittlich strichen sich die Deutschen 2021 schließlich mehr als 800 Gramm auf ihre Frühstücksbrote. Dementsprechend groß ist auch die Auswahl in den Supermärkten – aber auch die Unsicherheit bei vielen Käuferinnen und Käufern. Wann ist im Glas auch wirklich nur Honig drin? Und woher kommen Produkte mit schwammigen Labels wie "Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-

    "Das ist schon seit Jahren ein Ärgernis", sagt Daniela Krehl, Fachberaterin bei der Verbraucherzentrale Bayern. Sie beobachtet, dass sich immer wieder Verbraucherinnen und Verbraucher auf Portalen wie Lebensmittelklarheit.de melden, die durch die unklaren Angaben zur Herkunft von Honig verunsichert und getäuscht fühlen. "Die aktuelle Regelung ist total unbefriedigend", sagt Krehl. 

    Ein neuer Vorschlag der EU-Kommission soll für mehr Klarheit sorgen

    Derzeit ist es so, dassHonig keine genaue Herkunfts-Bezeichnung braucht – allerdings nur, sobald er eine Mischung aus verschiedenen Ländern enthält. So kommen Bezeichnungen wie "Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern" zustande, die gleichzeitig alles und nichts aussagen. Das soll sich aber demnächst ändern. Zumindest hat die EU-Kommission im April einen entsprechenden Richtlinienvorschlag eingebracht: Statt den ungenauen Angaben soll künftig eine genaue Liste der Herkunftsländer auf den Gläsern angegeben werden, aus denen der Honig stammt. Aber reicht das aus?

    Die Agrarministerinnen und -ministerder 27 EU-Staaten hatten vorab gefordert, dass neben den Ländern auch der jeweilige Prozentsatz angegeben werden müsse. Und auch Markus Ferber, wirtschaftspolitischer Sprecher der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, sagt dazu: "Es macht einen Unterschied, ob ein Honig-Gemisch zu 10 Prozent aus der EU kommt und zu 90 Prozent aus China." Und über die genauen Verhältnisse werden die vorgeschlagenen Regeln tatsächlich keine Auskunft geben. 

    Frankreich hat bereits mit eigenen Honig-Regeln vorgelegt

    Für Stefan Ammon, Obmann für Honig beim Landesverband Bayerischer Imker, braucht es nicht unbedingt eine prozentuale Aufschlüsselung. Er sagt: "Ich denke, eine Kennzeichnung, bei der die Herkunftsländer der Menge nach sortiert sind, ist ausreichend." Die hingegen sei umso wichtiger, denn sonst könne man ja auch einfach Deutschland als Erstes angeben, selbst wenn nur ein kleiner Anteil der Honig-Mischung von hier komme. 

    So wird es in Frankreich bereits seit kurzem gehandhabt: Alle Herkunftsländer müssen auf Honiggläsern vermerkt werden – in absteigender Reihenfolge, sortiert nach den jeweiligen Anteilen in der Mischung. Eine solche Sortierung ist in dem Vorschlag der Kommission – zumindest derzeit – nicht vorgesehen. 

    Honig gehört zu den Top Ten der gepanschten Lebensmittel

    Wie die Qualität von Honig besser sichergestellt werden kann, wird immer wieder diskutiert. Laut Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern liegt das daran, dass Honig zu den Top Ten der gepanschten Lebensmittel gehört – trotz sehr strenger gesetzlicher Vorgaben in der EU. "Wenn Honig draufsteht, muss auch 100 Prozent Honig drin sein", erklärt sie. Es ist also verboten, etwa Aromen, Zucker oder Wasser beizumischen, selbst wenn sie im Honig von Natur aus bereits enthalten sind. 

    Trotzdem passiert genau das immer wieder: Um die Menge des Honigs zu strecken – und ihn demnach günstiger verkaufen zu können – werden etwa günstige Zuckersirup-Sorten beigemischt. Besonders häufig passiert das bei Honig aus dem außereuropäischen Ausland. Das zeigte auch eine aktuelle Studie der EU-Kommission: bei 46 Prozent der untersuchten Proben von importierten Honig lag der Verdacht nahe, dass sie mit Zuckersirup gestreckt wurden. Zweifelsfrei nachweisen konnte man den Betrug allerdings nicht – und das ist ein großes Problem.

    Neue Analyseverfahren für Honig werden getestet

    Laut Rechtsanwältin Barbara Klaus, die unter anderem auf Lebensmittelrecht der EU spezialisiert ist, ist beigefügter Zucker bisher oft nur schwierig nachzuweisen. Denn Zucker ist nun einmal der Hauptbestandteil von Honig. "Es sind allerdings bereits verschiedene Projekte gestartet worden, um künftig ein routinetaugliches Analyseverfahren anwenden zu können, das Verfälschungen besser entlarvt", sagt Klaus. Eine genauere Herkunftskennzeichnung würde es außerdem den Behörden erleichtern, herauszufinden, welche Produkte intensiver kontrolliert werden sollen.

    Für Stefan Ammon ist die genauere Kennzeichnung von Honig vor allem aber "eines der wichtigsten Dinge überhaupt", damit Verbraucherinnen und Verbraucher am Ende selbst bessere Entscheidungen darüber treffen können, welchem Honig sie vertrauen –und welchem nicht. Gläser mit dem Siegel "Echter Deutscher Honig" unterliegen etwa noch strengeren Richtlinien als denen der EU, kommen nur aus Deutschland und sind naturbelassen. 

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