Was ist ein „gutes Gehalt“? Wer in seinem familiären Umfeld und in seinem Freundes- und Bekanntenkreis diese Frage stellt, der bekommt womöglich viele unterschiedliche Antworten. Oft hängen verschiedene Faktoren damit zusammen, wie gut man mit seinem Nettogehalt auskommt. Dabei ist eine bloße Zahl allein noch nicht aussagekräftig genug, um zu definieren, ob es sich um ein gutes Gehalt handelt. Allerdings kann man mit einem Blick auf die Durchschnittswerte schnell herausfinden, ob sich das eigene Nettogehalt überdurchschnittlich oder unterdurchschnittlich darstellt. Und so kann die Frage nach dem guten Gehalt zumindest zum Teil beantwortet werden.
Ein gutes Nettogehalt misst sich am Durchschnittseinkommen
Eine Möglichkeit, um ein gutes Nettogehalt zu ermitteln, ist das durchschnittliche Nettoeinkommen in Deutschland zum Vergleich heranzuziehen. Das Portal Statista nutzt Daten des Fraunhofer Instituts und errechnete für das Jahr 2023 das durchschnittliche Nettoeinkommen von ledigen, kinderlosen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Demnach lag dieses bei 2426 Euro im Monat. Im Vergleich zum Jahr 2022 bedeutet das einen Anstieg von knapp 200 Euro.
Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft legt nahe, dass sich jeder Arbeitende, der ein Nettogehalt von 3529 Euro im Monat erreicht, zur „Oberschicht“ zählen darf. Das gilt jedenfalls für alleinstehende Personen. Bei kinderlosen Paaren liegt die Grenze bei einem Nettogehalt (zusammengerechnet) von 5294 Euro im Monat. Ein Paar mit zwei Kindern muss insgesamt 7412 Euro netto einstreichen, um der Oberschicht zugeordnet zu werden.
Das Wirtschaftsinstitut IW Koeln lässt bei den Grenzen zwischen Geringverdienern, der Mittelschicht und der Oberschicht etwas mehr Spielraum. Um zur sogenannten Mittelschicht zu gehören, reicht es demzufolge, wenn man als Single monatlich zwischen 1496 und 2804 Euro netto verdient.
- Einkommensschwache Mitte: 1121 Euro bis 1495 Euro Nettogehalt
- Mittelschicht: 1496 Euro bis 2804 Euro Nettogehalt
- Einkommensstarke Mitte: 2805 Euro bis 4673 Euro Nettogehalt
- Relativ Reich: ab 4673 Euro Nettogehalt
Welche Faktoren beeinflussen ein gutes Nettogehalt?
Das Nettogehalt ist die Zahl, die übrig bleibt, wenn man von seinem Einkommen alle Steuern und sonstigen Abgaben abzieht. Also das, was man am Ende wirklich erhält. Für die meisten Menschen spielt das eine wichtige Rolle bei der Wahl des Berufs und der Entscheidung für einen bestimmten Job. Bis zu einem gewissen Maße kann man als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer in Gehaltsverhandlungen Einfluss auf die Höhe des Nettogehalts nehmen, aber es gibt noch andere Faktoren, die es beeinflussen können.
Faktoren, die das Nettogehalt beeinflussen sind:
- Branchenübliches Gehalt
- Region
- Berufserfahrung
Vor allem spielen für ein die Güte des Nettogehalts aber die persönlichen Wünsche und Bedürfnisse eine große Rolle.
Gutes Nettogehalt innerhalb einer Branche
Das durchschnittliche Nettoeinkommen in Deutschland kann dabei helfen, das eigene Nettogehalt einzuordnen und allgemein zu vergleichen. Es ist jedoch kein Garant dafür, dass man in seiner Branche auch ein gutes Nettogehalt verdient. So können die Gehälter innerhalb verschiedener Branchen stark von den durchschnittlichen Nettogehältern in Deutschland abweichen.
Thomas Haussmann, Vergütungsexperte der Personalberatung Hay-Group, erklärte der Wirtschaftswoche, dass es innerhalb einer Branche „durchaus Gehaltsunterschiede von 40 bis 50 Prozent zwischen dem unteren und dem oberen Quartil“ geben könne. Um zu ermitteln, ob man innerhalb der eigenen Branche ein gutes Nettogehalt verdient, können Gehaltsvergleiche hilfreich sein.
Dabei kann beispielsweise der große Gehaltsrechner des Statistischen Bundesamts behilflich sein. Hier kann man das eigene Gehalt anonymisiert mit den Gehältern anderer Berufstätiger derselben Branche vergleichen, um zu ermessen, ob man mit dem eigenen Nettogehalt ein gutes Einkommen hat.
Gutes Nettogehalt nach Berufserfahrung und Wohnort
Je nach Wohnort können sich die Lebenshaltungskosten unterscheiden. Dementsprechend muss auch beim Ermessen und Vergleichen des eigenen Nettoeinkommens darauf geachtet werden, wie viel das eigene Leben kostet. Für die meisten Menschen sollte ein gutes Nettogehalt reichen, um die anfallenden laufenden Kosten des Lebens zu decken, und dennoch am Ende des Monats ausreichend Geld übrig zu haben, um sich persönliche Dinge leisten zu können.
Auch die Berufserfahrung spielt eine wichtige Rolle beim richtigen Nettoeinkommen. Nach einigen Jahren im selben Job bringt man oft auch Erfahrung mit, die entsprechend bezahlt werden sollte. Um ein gutes Nettogehalt zu verdienen ist es hilfreich, sein Gehalt anhand der Erfahrungen und Verantwortung immer wieder einmal neu zu verhandeln.
Beim Gehalt zählt nicht nur der Netto-Betrag
Allein auf den Betrag des Gehalts sollten sich Arbeitnehmer nicht beziehen, wenn sie die Attraktivität eines Jobs aus finanzieller Sicht einordnen wollen. Von Bedeutung sind auch Bonuszahlungen und Vergünstigungen anderer Art. Beispielsweise die Bezahlung eines Abos im Fitnessstudio oder die Finanzierung eines Job-Rads.
„Ein Unterschied zwischen 50.000 Euro und 70.000 Euro Jahresgehalt ist natürlich ein Wort, aber bei einer Differenz zwischen 50.000 Euro und 55.000 Euro gewinnt der Arbeitgeber mit dem attraktiveren Gesamtpaket“, sagte Haussmann der Wirtschaftswoche. Gemeint sind hier Brutto-Jahresgehälter.
Ein gutes Nettogehalt allein macht nicht glücklich
Auch wenn ein gutes Nettogehalt dabei helfen kann, sich ein paar Wünsche zu erfüllen und sorgenfreier zu leben, reicht Geld allein noch nicht zum Glücklichsein. Ein angemessener Ausgleich zwischen Beruf und Freizeit ist vielen Menschen genauso wichtig, wie ein sicheres Einkommen.