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Foto: stock.adobe.com/contrastwerkstatt
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Die monatlichen Kosten einer Zahnzusatzversicherung hängen vom Alter des Versicherten ab – und vom Leistungsumfang.

Vergleich
23.05.2022

Das taugen Zahnzusatzversicherungen

Von Harald Czycholl

Der Besuch beim Zahnarzt kann ins Geld gehen, Krankenkassen zahlen nur einen Festzuschuss. Versicherungen versprechen Abhilfe. Worauf man achten sollte.

Ob Krone, Brücke oder Prothese – wer schon einmal Probleme mit seinen Zähnen hatte, weiß, dass auch die Zahnarztrechnung richtig wehtun kann. Denn Zahnersatz kann schnell ins Geld gehen: Die gesetzlichen Krankenkassen beteiligen sich nur mit einem festen Betrag an der Regelversorgung – egal, ob man bei einem fehlenden Zahn eine schlichte Metallbrücke oder ein mehrere tausend Euro teures Implantat wählt. Abhilfe verspricht eine Zahnzusatzversicherung – die Auswahl ist hier riesig. Für die Juni-Ausgabe der Zeitschrift Finanztest hat die Stiftung Warentest 267 Tarife unter die Lupe genommen – 111 von ihnen wurden mit „sehr gut“ bewertet. Dennoch sollten gesetzlich Versicherte beim Abschluss von Zahnzusatzversicherungen genau hinsehen.

Eine solche Police lohnt sich vor allem für diejenigen, die sich beim Zahnersatz nicht mit dem gesetzlichen Minimalstandard zufriedengeben wollen.

Für wen sich Zahnzusatzversicherungen lohnen

„Wer sich anstelle einer Brücke auch ein Implantat einsetzen lassen will oder vollständig verblendete Zähne anstelle von Metallkronen haben möchte, sollte eine Zahnzusatzversicherung abschließen“, rät Finanztest-Expertin Ulrike Steckkönig. Denn bei solchen Leistungen kommen schnell Kosten in erheblichem Umfang zusammen, an denen sich die Krankenkasse trotzdem nur mit einem festen Zuschuss beteiligt. Und dann muss man ohne Zusatzversicherung unter Umständen mehrere tausend Euro aus eigener Tasche berappen.

Bei den Leistungen der Police sollte der Fokus klar auf dem Zahnersatz liegen – also Kronen, Brücken und Implantaten. Andere Leistungen, die von den Versicherern angeboten werden – etwa eine professionelle Zahnreinigung oder eine Paradontitis-Behandlung, sind hier weniger relevant. „Man sollte bei Versicherungen immer aus dem Blickwinkel herangehen, welche Kosten im Ernstfall große finanzielle Schwierigkeiten bereiten können“, so Steckkönig.

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Foto: Johann Peter Kierzkowski, proDente e.V., dpa
Foto: Johann Peter Kierzkowski, proDente e.V., dpa

Zahnimplantate sind künstliche Wurzeln, die so wie in diesem Modell in den Knochen gebohrt werden. Darauf bringt der Zahnarzt dann den künstlichen Zahn an.

„Und da ist ein Implantat, das beispielsweise auch mal die 4000 Euro übersteigen kann, wenn vorher noch ein Knochenaufbau erforderlich ist, schon eine andere Hausnummer als eine professionelle Zahnreinigung, wo man etwa 70 bis 120 Euro bezahlt.“ Wer zusätzlich Wert darauf legt, auch eine professionelle Zahnreinigung bezahlt zu bekommen, kann das in seine Überlegungen immer noch mit einbeziehen, wenn mehrere Anbieter mit ähnlich guten Leistungen beim Zahnersatz in der engeren Auswahl stehen.

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Die Suche nach der optimalen Zahnzusatzversicherung braucht Zeit – nämlich für die gründlichen Blicke ins Kleingedruckte. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rät, Tarife unbedingt sorgfältig zu prüfen. Wichtig sei es, sich genau zu überlegen, welche Leistungen regelmäßig in Anspruch genommen werden beziehungsweise im Ernstfall abgesichert sein sollen. Wenn es um den Preis geht, ist entscheidend, ob wirklich Privatleistungen abgedeckt sind oder nur der Festzuschuss – also der Kassenanteil – verdoppelt wird. Werbeversprechen wie „Rundum-Sorglos-Paket“ sollte man nicht blind vertrauen.

Die monatlichen Kosten der Police hängen vom Alter des Versicherten und dem Leistungsumfang ab

Die monatlichen Kosten hängen vom Alter des Versicherten ab - und natürlich vom Leistungsumfang der Police. Anspruchsvolle Policen, die auch teure Inlays und mehrere Implantate vollständig bezahlen, gibt es laut Finanztest für einen 43-Jährigen Modellkunden ab 22 Euro im Monat, wobei im Alter dann schnell 60 Euro und mehr an monatlichen Beiträgen fällig werden. Wer einen Selbstbehalt vereinbart, kann den Beitrag reduzieren. Wer lediglich den Eigenanteil, der bei der Regelversorgung anfällt, abdecken möchte, kann einen günstigen Basistarif abschließen. Den bekommt man als Mittvierziger schon ab sechs Euro im Monat – und auch mit 73 Jahren steigt der Monatsbeitrag auf maximal 13 Euro.

Die meisten Menschen kümmern sich im Alter zwischen 40 und 50 Jahren um Krankenzusatzversicherungen wie etwa eine Zahnersatzpolice. Sinnvoller wäre es aber, sich schon früher damit zu befassen. Denn Zahnprobleme treten nicht erst mit dem Alter auf – auch Missgeschicke beim Sport oder Unfälle können eine Zahnersatzbehandlung notwendig machen. Und weil in jungen Jahren normalerweise das Geld knapper ist, ist dann erst recht guter Rat teuer.

Wann man die Zahnzusatzversicherung abschließen sollte

In jedem Fall ist es grundsätzlich sinnvoll, die Versicherung abzuschließen, solange das Gebiss noch in Ordnung ist. Denn wenn bereits klar ist, dass eine größere Behandlung anstehen wird, gilt das für die Versicherer als begonnene Behandlung – und dafür zahlen sie in der Regel nicht. Bedenken sollte man zudem, dass in den meisten Versicherungsverträgen Wartezeiten vereinbart werden: Die volle Leistung erhalten die Versicherten erst nach Ablauf einer Karenzzeit. Wichtig ist es zudem, sämtliche Gesundheitsfragen wahrheitsgemäß zu beantworten. Denn wenn herauskommt, dass man hier geflunkert hat, kann es später Probleme bei der Erstattung geben – selbst wenn man jahrelang seine Beiträge gezahlt hat.

Zahnzusatzversicherungen sind weit verbreitet. Viele gesetzlich Krankenversicherte setzen auf zusätzlichen Schutz durch eine Zahnzusatzversicherung. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa haben 77 Prozent der Befragten eine solche Police abgeschlossen. Ebenfalls Wert legen viele gesetzlich Versicherte auf eine stationäre Zusatzversicherung (37 Prozent) sowie eine Krankentagegeldversicherung (30 Prozent). Eine Pflegezusatzversicherung haben hingegen weniger Verbraucher (15 Prozent). Heilpraktikerversicherungen (Acht Prozent) oder die ambulante Zusatzversicherung (Sechs Prozent) rangieren am unteren Ende des Feldes.

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