Eine Beschäftigung im öffentlichen Dienst hat - wie wohl jeder Job - Vor- und Nachteile. Viele kritisieren unter anderem die mangelnde Digitalisierung oder starre Hierarchien, eine Anstellung im öffentlichen Dienst bringt aber auch eine hohe Jobsicherheit mit sich und bietet eine Vergütung, die mit den Berufsjahren ansteigt.
In puncto Gehalt gibt es aber auch hier große Differenzen zwischen den einzelnen Berufssparten. Haben Sie sich schon einmal gefragt, wer im öffentlichen Dienst nicht am besten, sondern am schlechtesten entlohnt wird? Wir verraten es Ihnen.
TVÖD: Tarifverträge als wichtiger Ausgangspunkt
Wer im öffentlichen Dienst wie viel verdient, hängt maßgeblich von den aktuell geltenden Tarifverträgen ab. Diese wiederum werden meist von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft, besser bekannt unter dem geläufigeren Namen ver.di, für die Mehrheit der knapp fünf Millionen im öffentlichen Dienst Beschäftigten ausgehandelt. Sie vertritt damit die Interessen unterschiedlichster Berufsgruppen, angefangen bei Erziehern über Feuerwehrleute bis hin zu Müllwerkern. So verwundert es kaum, dass es eine ganze Reihe an Tarifverträgen gibt, die die jeweiligen Besonderheiten der einzelnen Branchen berücksichtigen.
Die konkrete Höhe des Gehalts ist schließlich von zwei Faktoren abhängig – der Entgeltgruppe (beziehungsweise Eingruppierung) sowie der Erfahrungsstufe (beziehungsweise Einstufung). Was aber versteht man darunter?
Die Entgeltgruppen orientieren sich jeweils an der Schwierigkeit, Bedeutung und Verantwortung eines Berufes. Je größer diese einzelnen Attribute sind, desto höher im Regelfall auch die Eingruppierung. Die Entscheidung darüber, in welcher Entgeltgruppe eine Stelle anzusiedeln ist, wird entweder von einem externen Beratungsunternehmen, der Personalstelle des Unternehmens oder einer Stellenbewertungskommission getroffen. Beurteilt werden sämtliche allgemeinen und besonderen Tätigkeitsmerkmale eines Arbeitsvorganges, um darauf basierend zu einer Entscheidung über die Eingruppierung zu gelangen. Im öffentlichen Dienst gibt es gegenwärtig fünfzehn verschiedene Entgeltgruppen, die je nach Voraussetzungen grob in vier Bereiche unterteilt werden können.
Niedriges Gehalt im öffentlichen Dienst: Was bedeuten die Stufen?
Die ersten vier Gruppen richten sich dabei laut oeffentlichen-dienst.de in der Regel an ungelernte Angestellte beziehungsweise Hilfskräfte. Der zweite Block, der die Gruppen fünf bis neun umfasst, setzt bereits eine mindestens dreijährige Berufsausbildung voraus. Wer höher hinaus will, etwa bis in die Entgeltgruppe zwölf, sollte einen Bachelor oder eine qualifizierte Weiterbildung wie einen Fachwirt vorweisen können. Die Gruppen dreizehn, vierzehn und fünfzehn setzen für gewöhnlich ein wissenschaftliches Hochschulstudium respektive einen abgeschlossenen Master voraus.
Die Stufen wiederum spiegeln die Berufserfahrung der Beschäftigten wider. Innerhalb der Entgeltgruppen gibt es mit Ausnahme der ersten jeweils sechs verschiedene Stufen, die von den Angestellten durchlaufen werden. Das Gehalt steigt dabei mit zunehmender Erfahrung an. In manchen Fällen kann einschlägige Berufserfahrung, die nicht im öffentlichen Dienst erbracht wurde, bei der Einstellung berücksichtigt, beziehungsweise angerechnet werden. Auch ein vorzeitiges Erreichen der nächsten Stufe bei außerordentlich guten Leistungen ist möglich. Im Allgemeinen wird bei einer Neueinstellung laut oeffentlichen-dienst.de die erste Stufe gewährt. Die zweite erreicht man nach einem Jahr in der ersten Stufe, die dritte nach zwei Jahren in der zweiten Stufe. Schließlich erfolgt die vierte Stufe nach drei Jahren in der dritten und die fünfte Stufe nach vier Jahren in der vierten. Die höchste und damit sechste Stufe wird bei fünfjähriger Berufserfahrung in der fünften Stufe bewilligt.
Wer verdient im öffentlichen Dienst vergleichsweise wenig?
Nachdem nun geklärt ist, aus welchen Faktoren sich die Gehälter im öffentlichen Dienst im Wesentlichen zusammensetzen, stellt sich die Frage nach deren genauer Höhe. Selbstverständlich bieten die Tarifverträge hierfür einen guten Orientierungsrahmen. Doch welche Berufsbilder sind normalerweise in welcher Entgeltgruppe wiederzufinden? Eine Auswahl der Berufsgruppen bietet kommunalforum.de:
- Jobbeispiele in E1: Gartenarbeiter, Kassierer, Abwaschkraft, Veranstaltungsassistent, Raumpfleger
- Jobbeispiele in E2: Rettungsschwimmer, Strandbetreuer, Hauswart, Küchenhilfe, Einlasskontrolle
- Jobbeispiele in E3: Briefwahlhelfer, Friedhofswärter, Kanalarbeiter, Pflegehelfer, Telefonist
- Jobbeispiele in E4: Baumpfleger, Host, Straßenbauer, Tischler, Zimmermann
- Jobbeispiele in E5: Baugeräteführer, Elektriker, Berufskraftfahrer, Installateur, Kfz-Mechaniker
- Jobbeispiele in E6: Anlagenmechaniker, Bauzeichner, Kassenverwalter, Maurer, Rettungsassistent
- Jobbeispiele in E7: Fahrlehrer, Schulsekretärin, Steuerfachangestellter, Veranstaltungstechniker
- Jobbeispiele in E8: Justizfachangestellter, Notfallsanitäter, Metallbauer, Dolmetscher, Klärwärter
- Jobbeispiele in E9: Archivar, Bilanzbuchhalter, Gesundheitsaufseher, Hygienekontrolleur
- Jobbeispiele in E10: Anwendungsbetreuer, Bautechniker, Klimamanager, Stadtplaner
- Jobbeispiele in E11: Betriebsprüfer, Energiemanager, Informatiker, Museologe, Revisor
- Jobbeispiele in E12: Architekt, Teamleiter, Brandschutzprüfer, Verkehrsplaner
- Jobbeispiele in E13: Dezernent, Bauingenieur, Datenanalyst, Tierarzt, Wissenschaftsjournalist
- Jobbeispiele in E14: Amtsapotheker, Jurist, Beteiligungsmanager, Projektleiter
- Jobbeispiele in E15: Geschäftsführer, Kämmerer, Psychiater, Abteilungsleiter
TVÖD: Untere Entgeltgruppen mit niedrigstem Gehalt
Geht man davon aus, dass die oben aufgezählten Berufe allesamt nach TVöD Bund vergütet werden, ergeben sich für die seit 01. April 2022 geltende Tabelle folgende Werte:
Ein in E1 eingestufter Gartenarbeiter würde brutto zwischen 2015 Euro in der zweiten Stufe und rund 2229 Euro in der sechsten Stufe verdienen. Wie bereits dargelegt, entfällt in der Entgeltgruppe E1 die erste Stufe. Eine Küchenhilfe, die nach E2 vergütet wird, erhält demnach 2242 Euro brutto in der ersten Stufe, kann es in der Endstufe sechs aber bis auf 2861 Euro im Monat schaffen. Die Entgeltgruppe drei, die etwa bei Telefonisten greift, startet mit 2418 Euro brutto und sieht in Stufe sechs ein Gehalt von 2924 Euro monatlich vor. Dieses Gehalt steigt aber wiederum nach mehrmaligen Tarifverhandlungen deutlich. Dabei profitieren vor allem die unteren Entgeltgruppen: Laut dem Bundesministerium des Inneren und für Heimat winken ab März 2024 folgende Erhöhungen (vorläufige Werte):
Entgeltgruppe | Stufe 1 | Stufe 2 | Stufe 3 | Stufe 4 | Stufe 5 | Stufe 6 |
15 | 486,94 | 505,70 | 526,63 | 555,21 | 584,60 | 603,93 |
14 | 460,86 | 477,85 | 500,04 | 524,67 | 552,11 | 571,82 |
13 | 441,31 | 459,93 | 481,13 | 504,14 | 531,23 | 545,92 |
12 | 417,41 | 438,84 | 463,88 | 491,66 | 524,27 | 539,74 |
11 | 410,22 | 429,93 | 448,44 | 468,54 | 496,03 | 511,50 |
10 | 403,07 | 418,52 | 436,07 | 455,11 | 476,31 | 483,27 |
9c | 395,87 | 409,25 | 425,95 | 444,14 | 463,86 | 470,20 |
9b | 388,67 | 394,78 | 410,09 | 426,88 | 445,37 | 460,84 |
9a | 381,47 | 392,87 | 396,01 | 406,61 | 426,03 | 433,72 |
8 | 371,07 | 381,77 | 389,17 | 396,57 | 404,50 | 408,31 |
7 | 361,36 | 373,68 | 381,02 | 388,43 | 395,42 | 399,17 |
6 | 358,59 | 368,73 | 375,84 | 382,88 | 389,79 | 393,31 |
5 | 352,70 | 362,53 | 369,18 | 376,21 | 382,75 | 386,13 |
4 | 346,11 | 356,06 | 364,41 | 369,61 | 374,81 | 377,86 |
3 | 344,03 | 354,73 | 357,34 | 363,29 | 367,76 | 371,85 |
2 | 340,00 | 345,15 | 347,78 | 351,53 | 359,77 | 368,39 |
1 | 340,00 | 340,00 | 340,00 | 340,00 | 340,00 |