Das Wetter schlägt alle Rekorde: Ungewöhnlich warm soll es werden, in Bayern könnten die Temperaturen am Sonntag auf bis zu 30 Grad Celcius steigen. Aber bedeutet diese ungewöhnliche April-Wetterlage auch einen ungewöhnlich frühen Beginn der Gartensaison? Viele Hobbygärtnerinnen und -gärtner dürften sich beim Blick auf die Wettervorhersage auf die Arbeit und Zeit im heimischen Beet und Garten freuen. Dabei sollten sie jedoch mit Bedacht nach Hacke und Schaufel greifen.
Balkon- und Beetpflanzen: Beatrix Bieker-Royackers ist Lehrkraft und Versuchsingenieurin im Bereich Zierpflanzenanbau und Baumschule an der bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim. Und sie mahnt zur Geduld. Denn ein wichtiges Wetterereignis steht noch aus: Häufig bringen die Eisheiligen im Mai nochmals Frost mit sich. Völlig ausgeschlossen ist das auch in diesem bislang milden Jahr nicht. "Das würden die jungen Pflanzen, wenn sie im Freiland gepflanzt werden, nicht überleben oder würde ihnen zumindest schaden", sagt Bieker-Royackers. Es komme etwa zu Wachstumsschäden. Ihr Rat an alle Gartenfreunde: Die alte Gärtnertradition wahren und sich bei der Anpflanzung von Tomate, Gurke und Co. sowie bei den traditionellen Sommerblumen wie Zauberglöckchen und Begonien bis zu den Eisheiligen in Geduld üben.
Kübelpflanzen: Anders sieht es bei Kübelpflanzen aus, wie Bieker-Royackers sagt. Weil diese bei Privatpersonen oft unter suboptimalen Bedingungen überwintern müssten, habe sie selbst ihre unempfindlichen Kübelpflanzen bereits am vergangenen Wochenende nach draußen geholt. "Das ist aber immer ein wenig Geschmackssache", gibt sie zu. Früher habe man auch bei Kübelpflanzen wie Palmen oder dem beliebten Oleander bis nach den Eisheiligen gewartet, um sie nach draußen zu holen. "In meiner Erfahrung treiben Kübelpflanzen aber schlechter aus, wenn sie zu lange im Inneren stehen. Die Pflanzen leiden sehr, wenn sie unter unglücklichen Bedingungen überwintern müssen", begründet sie ihre Entscheidung. Der Mangel an Sonnenlicht macht ihnen zu schaffen. Bieker-Royackers empfiehlt, den Frostverlauf in diesem Zeitraum zu beobachten und die Pflanzen eher bei bedecktem Wetter nach draußen zu stellen.
Bei Pflanzen spielt Bewässerung enorme Rolle
"Die Pflanzen bei bestem Wetter nach draußen zu holen ist ein Fehler, der häufig gemacht wird", sagt Bieker-Royackers. Wenn sie aus dem dunklen Keller nach draußen kommen und direkt in der prallen Sonne stehen würden, sei das Laub nicht auf die sommerlichen Temperaturen ausgerichtet. Es komme deshalb schneller zu Verbrennungsschäden. "Bei bedecktem Wetter können sich die Pflanzen besser akklimatisieren und langsam an die Witterung gewöhnen", sagt sie.
Stauden und Gehölze: Bäume, Sträucher und Stauden dürfen laut Bieker-Royackers auch am warmen Wochenende verpflanzt werden. "Für sie sind der März und der April eine gute Pflanzzeit, also kann man sich damit auf jeden Fall beschäftigen", sagt sie. Allerdings gibt es eines zu beachten: Werden Pflanzen neu angepflanzt, brauchen sie einige Zeit, bis sie sich einwurzeln können. In dieser Zeit spielt, gerade bei der überdurchschnittlich warmen Witterung, die Bewässerung eine enorme Rolle, sagt Bieker-Royackers. Denn die jungen Pflanzen können schnell vertrocknen. "Das bedeutet aber nicht, dass man die Pflanze ertränken soll", mahnt die Expertin. Denn manche meinten es dann zu gut mit den Pflänzchen. Am besten sei darum, sie einzupflanzen, wenn wieder Regen zu erwarten ist.
Schon ab Dienstag soll es kühler werden
Ob es nicht auch schon vor den Eisheiligen nochmals richtig kalt wird, das wissen auch die Wetterexperten nicht. Andreas Walter, Sprecher des Deutschen Wetterdienstes, geht allerdings davon aus, dass die sommerlichen Temperaturen nicht von Dauer sein werden. Bereits am Dienstag sei mit einer Kaltfront zu rechnen – also mit ganz normalem Aprilwetter. "Man muss schauen, wie schnell das alles passiert", sagt Walter. "Das Wochenende ist also als warme Situation zu betrachten, nicht etwa als Sommerbeginn."
Wer am Wochenende bis in die Dämmerung hinein im Garten sitzt, sieht womöglich schon einen Igel durchs Gras stöbern. Viele sind wegen der milden Temperaturen zu früh aus dem Winterschlaf erwacht und brauchen darum die Unterstützung von Gartenbesitzern, die ihnen Futter bereitstellen. Am besten geeignet ist Feucht- und Trockenfutter für Katzen mit hohem Fleischanteil. Wer den stacheligen Tieren das ganze Jahr über etwas Gutes tun will, der erlaubt in seinem Garten auch ein paar weniger ordentliche Stellen. Ein zu aufgeräumter Garten mit kurzem Rasen und nicht einheimischen Pflanzen bietet Insekten, Schnecken und Würmern kein Zuhause – und sie sind die bevorzugte Nahrung der Igel.