So berührend, diese Szene im Fernsehen: Ein älterer Mann kämpft sich durch fast hüfthohes Wasser von seinem Haus Richtung Feuerwehrauto, in der Hand eine Katzenbox, in die er zwischendurch einen besorgten Blick wirft und dazu ein paar Worte sagt. Vielleicht etwas wie: „Ganz ruhig, Minka, gleich haben wir es geschafft.“
Tierrettung kann schneller nötig werden als gedacht
Wer verschwendet im Alltag schon Gedanken daran, was er im Fall einer Evakuierung mit seinem Tier machen würde? Doch kürzlich in Niederösterreich mussten wir erst wieder sehen, wie schnell es gehen kann und man genau mit dieser Frage konfrontiert ist.
Wenn irgendwie möglich, können und sollen Haustiere bei einer Evakuierung mitgenommen werden. Bei Hunden klappt das im Normalfall problemlos. Sie suchen in Stresssituationen meist ohnehin die Nähe ihrer Menschen, gehen vertrauensvoll mit ihnen mit oder lassen sich tragen. Katzen sind oft anders. Sobald sie spüren, dass etwas passiert, was nicht zu ihren Routinen gehört, werden sie leicht misstrauisch und unter Umständen sehr wehrhaft. Viele Katzenbesitzer kennen das beispielsweise vom Tierarztbesuch. Der Stubentiger spürt vorher einfach, ob man ihn nur streicheln oder in Wahrheit einfangen und in die Transportbox stecken will. Menschliche Körpersprache ist enorm verräterisch.
Studie: Manche Menschen lassen ihre Tiere auf keinen Fall zurück
Welchen Einfluss Haustiere auf Entscheidungen ihrer Besitzer in bedrohlichen Situationen haben, lässt eine Studie aus den USA erahnen. In Kalifornien waren 2001 die Menschen einer bestimmten Region aufgefordert, ihre Häuser wegen einer drohenden Flutkatastrophe zu verlassen. Später befragten Wissenschaftler jene Personen, die eine Evakuierung verweigert hatten, nach den Gründen. Es stellte sich heraus: Es waren überdurchschnittlich viele Tierbesitzer, die der Aufforderung, sich in Sicherheit zu begeben, nicht gefolgt waren. Die organisatorischen Hürden seien für sie zu oft zu groß gewesen – vor allem bei Hunden in Zwingerhaltung, die an keine Leine gewöhnt waren, und bei Katzen, für die es entweder keine Transportbox im Haus gab oder die Tiere nicht daran gewöhnt waren. Je mehr Tiere im Haushalt lebten, desto eher blieben die Besitzer trotz Warnungen daheim.
Katzen ihre Scheu vor der Transportbox zu nehmen, ist also nicht nur für den nächsten Tierarztbesuch hilfreich, sondern kann auch in Krisensituationen eine enorme Erleichterung sein. Schritt 1: Stellen Sie die Box offen an einen Lieblingsplatz der Katze und legen Sie Spielzeug und Leckerlis hinein. Nur Geduld, irgendwann wird die Katze neugierig, schnuppert und steigt von allein ein. Mit Glück empfindet der Stubentiger die Box nach etwa zwei Wochen als nette Kuschelhöhle. Dann folgt Schritt 2: Liegt die Katze entspannt im Transportkorb, schließen Sie sanft das Türchen für wenige Minuten. Bleibt die Katze auch dabei ruhig, Schritt 3: Tragen Sie ihren Liebling durch die Wohnung. Stellen Sie die Box danach unbedingt wieder am gewohnten Ort ab und öffnen Sie die Tür wieder. Dann gibt es ein Leckerli für die Katze. So lang üben, bis die Katze auch beim Tragen entspannt bleibt. Ziel: Die Katze soll nur angenehme Erfahrungen mit der Transportbox machen. Dann stehen die Chancen am besten, dass sie später selbst bei Hektik problemlos einsteigt. Für Fortgeschrittene: Einsteigen mit Spielmaus oder Federangel klappt oft binnen Sekunden.
Zur Person: Tanja Warter ist Tierärztin und verknüpft seit Jahren die Leidenschaft für die Tiermedizin mit dem Spaß am Schreiben.
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