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Tierkolumne: Wenn Tierbesitzer über Leben und Tod entscheiden müssen

Tierkolumne

Wenn Tierbesitzer über Leben und Tod entscheiden müssen

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    Immer mehr Haustierbesitzer lassen ihre Tiere nach dem Tod einäschern und nehmen sie mit nach Hause. In einer klassischen Urne, im Bilderrahmen oder im Schmuckmedaillon.
    Immer mehr Haustierbesitzer lassen ihre Tiere nach dem Tod einäschern und nehmen sie mit nach Hause. In einer klassischen Urne, im Bilderrahmen oder im Schmuckmedaillon. Foto: Harald Tittel (dpa)

    Mit wackeligen, langsamen Schritten geht der Hund in Richtung Futternapf. Man sieht seine Rippen und auch die Hüftknochen. Das Fell ist struppig geworden in den letzten Tagen. Er schnuppert. Es gibt Suppe mit Fisch zum 17. Geburtstag. Beißen kann er schon länger nicht mehr gut, denn vor einer Weile mussten mehrere Zähne gezogen werden. Der Hund schlabbert kurz und wendet sich ab. Kein Appetit. Das hat es vorher noch nie gegeben. Sein trüber Blick fällt durch die Terrassentür in den Garten. Er ist alt geworden, und seine Besitzerin weiß, dass es nicht mehr ewig gehen wird. 

    Ob Hund oder Katze, Tiere gehören zur Familie. Und was anfangs so fern erscheint, wenn ein Katzenkind oder ein Welpe einzieht, ist irgendwann harte Realität – die Entscheidung über den Abschied. Sei es eine unheilbare Krankheit oder das Alter, das das Leben immer beschwerlicher macht. Wann ist es genug? Da man ein Tier nicht nach seinem Willen fragen kann, liegt die „End-of-life“-Entscheidung (das ist der Fachbegriff, den Ethiker, Theologen und Tierärzte in der wissenschaftlichen Diskussion verwenden) allein beim Menschen. 

    Auch in der Tiermedizin ist die Palliativversorgung zu einem wichtigen Fachbereich geworden

    Früher gab es meist nur zwei Möglichkeiten zum Auswählen: entweder Intensivmedizin oder einschläfern. Das hat sich in den letzten Jahren gewandelt, denn auch in der Tiermedizin ist die Palliativversorgung zu einem wichtigen Fachbereich geworden. Klingt verrückt? Nicht mehr, wenn man die Inhalte genauer betrachtet: Es gibt heutzutage Behandlungsmöglichkeiten, mit denen dem Tier das Leben in seinem gewohnten Umfeld vorübergehend erleichtert werden kann, auch wenn es keine Chance auf Heilung gibt. Dadurch lassen sich noch einige kostbare gemeinsame Stunden, Tage, vielleicht sogar Wochen gewinnen. 

    Das Wohlbefinden des Tieres steht während dieser Palliativbetreuung im Mittelpunkt. Aber jeder weiß, dass Versorgung und Pflege keine leichten Aufgaben sind. Wenn Ihnen alles zu viel wird, Sie beispielsweise wegen eines inkontinenten Tieres nervlich am Rand der Belastbarkeit stehen, ist es wichtig, auch darüber mit dem Tierarzt zu sprechen. 

    Gemeinsam die Entscheidung für den besten Zeitpunkt treffen

    Wer ein Tier liebt, will dessen Leben und Wohlbefinden schützen. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem beides nicht gleichzeitig zu haben ist. Man kann das Leben nicht erhalten, ohne dass das Wohl massiv darunter leidet. Und andererseits kann man das Tier nicht von seinem Leid befreien, ohne dass der Tod der Preis dafür ist. 

    Ihr Tierarzt ist darin ausgebildet, das körperliche Wohl Ihres Lieblings zu beurteilen und medizinische Möglichkeiten anzubieten. Aber am besten kennen Sie das Tier. Sein liebstes Spielzeug, das plötzlich uninteressant ist. Die Scham, wenn der Hund in die Wohnung macht. Der Lieblingsplatz am Fenster, der auf einmal gemieden wird. Gemeinsam lässt sich eine gute Entscheidung für den bestmöglichen Zeitpunkt finden.

    Buchtipps zum Thema: „Nicht nur dein Tier stirbt“ von Marion Schmitt und Peter Kunzmann, Verlag Kern; „Abschied vom geliebten Hund: Trauern, loslassen neuen Mut fassen“ von Elli H. Radinger, Ludwig Buchverlag. 

    Zur Person: Tanja Warter ist Tierärztin und verknüpft seit Jahren die Leidenschaft für die Tiermedizin mit dem Spaß am Schreiben.

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