Können Sie sich noch an die Zeit erinnern, als die Katze neu im Haus und ganz jung war? Oder haben Sie zurzeit ein junges Kätzchen? Dann wissen Sie, wie faszinierend und herzerwärmend es ist, dieses kleine Springinkerl zu beobachten: Die wilden Luftsprünge begeistern das menschliche Publikum ebenso wie das spontane, energische Spiel mit der Stoffmaus.
Aber wozu ist Spielen gut? Bei Jungtieren sind sich Wissenschaftler weitgehend einig: Es dient der Vorbereitung auf künftige Begebenheiten. Kampftechniken oder zielorientierte Futtersuche sind im späteren Leben wichtig. Aber es dürfte noch mehr dahinterstecken, denn auch alte Tiere spielen. Und solche, die in reizloser Umgebung leben und nicht spielen können, verletzen sich selbst durch Beißen oder Kratzen. Spiel hingegen fordert Augen, Ohren, Tastorgane. Es hilft gegen Stress und auch gegen Langeweile und – diese Theorie erörtern Spielforscher für Mensch wie Tier – gleicht damit einen unangenehmen Ist-Zustand aus und verbessert die Stimmung.
Bei alternden Katzen stellen sich Gewohnheiten um
Doch irgendwann kommen Tage, an denen Altbewährtes auf den Kopf gestellt wird. Die Katze springt plötzlich nicht mehr auf ihr so geliebtes Fensterbrett. Sie faucht auf einmal, wenn man sie unterm Kinn streichelt, obwohl sie das immer besonders mochte. Sie beginnt, in der Nacht durch die Wohnung zu geistern, während sie früher doch immer bis sechs Uhr durchgeschlafen hat. Oder sie bleibt beim Spielen einfach sitzen und starrt den Lieblingsball nur an. Immer wieder höre ich dann von Besitzern: „Seit einer Weile mag sie einfach nicht mehr spielen. Womöglich geht es ihr nicht gut?“
Das kann möglich sein, muss aber nicht. Oft ist das Spiel bei betagteren Tieren nur nicht so leicht zu bemerken. Wenn eine ältere Katze einen Ball, der ihr zum Verfolgen vorbeigerollt wurde, einfach nur minutenlang und völlig regungslos anstarrt, dann kann es gut sein, dass sie längst mittendrin ist im Spiel. Es hat sich nur die Art und Weise grundlegend verändert. Das Spiel der älteren Katze stellt eher die Lauerjagd, das geduldige Ausharren und das Konzentrieren in den Mittelpunkt. Wilde Verfolgungen mit körperlichem Energieabbau werden seltener.
Besitzer stärken mit dem Spiel die Bindung zu der alten Katze
In dieser Phase ist ein aufmerksamer und geduldiger menschlicher Spielpartner gefragt. Die Herausforderung für ihn: Die Spannung mit wenigen, ruhigen Aktionen zu halten. Zum Beispiel den Ball nach einiger Zeit wieder anstupsen und damit das Lauerspiel auffrischen. Wie sagte eine Kollegin neulich: „Mit einer alten Katze zu spielen ist ungefähr so aufregend, wie der Farbe beim Trocknen zuzuschauen.“ Wenn es also schon zum Gähnen ist, kann man sich zumindest damit motivieren, dass das Spiel die Bindung stärkt, die Katze fit hält und ihr wahrscheinlich sogar Spaß macht. Gründe genug, sich der Katze mit der Federangel zu widmen und ihr zuzuschauen. Und nach Möglichkeit nicht einzuschlafen.