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Tierkolumne: Vögel-Nachhilfe für die Ferien: Erkennen Sie den knirschenden Sänger? 

Tierkolumne

Vögel-Nachhilfe für die Ferien: Erkennen Sie den knirschenden Sänger? 

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    Grad flügge geworden und noch ganz ängstlich sind die beiden Rotschwänzchen.
    Grad flügge geworden und noch ganz ängstlich sind die beiden Rotschwänzchen. Foto: Brigitte Scholz

    Wenn ein Vogel so heißt, wie er aussieht, spricht die Wissenschaft von „deskriptiver Nomenklatur“. Daher spare ich mir an dieser Stelle den Hinweis darauf, woran man ein Rotschwänzchen ziemlich sicher bestimmen kann. Dennoch lohnt sich abseits seines Markenzeichens ein genauerer Blick auf den Vogel, denn es gibt bei uns Haus- und Gartenrotschwänze. Können Sie die beiden unterscheiden? Darum: Vögel-Nachhilfe für die Ferien. (Und keine falschen Erwartungen, bitte. Es geht ja um Ornithologie.)

    Wann kann man das Rotschwänzchen am besten beobachten?

    Wer Rotschwänzchen sehen möchte, sucht sich am besten sehr früh morgens oder gegen Abend einen Platz, von dem aus man über die Dächer sieht. Dachgiebel und Hausantennen sind die Lieblingsplätze der Männchen für ihre Konzerte. Allerdings werden ihre Auftritte ab Ende Juli deutlich seltener als sie es im Mai oder Juli waren. Der Gesang ist sehr speziell. Hat man ihn einmal im Ohr, erkennt man Rotschwänzchen daran leicht wieder. Sehr hohe, klare Töne wechseln mit rauen und kratzigen Tönen. Kurze Pause - dann knirscht der Vogel. Krrrrr-Krrrrr. Eine ziemlich extravagante Komposition.

    Noch ein ausgezeichnetes Erkennungsmerkmal: Rotschwänzchen zittern, wippen und vibrieren ständig mit dem Schwanz. Keine Millisekunde können sie ruhig sitzen. Das Dauerzucken soll sein: Imponiergehabe, Territorialverhalten, Kommunikationsmittel allgemein und auch eine Warnung bei Gefahr. Jedenfalls ist das Gezappel praktisch für die Bestimmung des Vogels.      

    Welche Arten es bei uns zu sehen gibt

    Das namensgebende Rot darf man sich nicht wie ein Leuchtrot im Gefieder des Spechts vorstellen. Es ist eher ein Rostrot. An der Verteilung dieses Rostrots lassen sich übrigens die Männchen von Haus- und Gartenrotschwanz unterscheiden. Beim Hausrotschwanz ist nur der Schwanz rot. Bauch und Kehle sind dunkel, fast schwarz, manchmal auch dunkelgraublau. Beim Gartenrotschwanz hingegen ist die gesamte Bauchunterseite rot gefärbt. Kehle und Gesicht sind schwarz, die Stirn weiß. Anders als der Hausrotschwanz, der als Kurzstreckenzieher den Winter zum Beispiel in Italien oder Griechenland verbringt (einige blieben inzwischen auch hier), vertschüsst sich der Gartenrotschwanz in der kalten Jahreszeit nach Afrika.

    Wie hat es mit der Vogelbeobung angefangen?

    Apropos Afrika: Dass Vögel jahreszeitlich an verschiedenen Orten leben, war den Menschen lange Zeit unbekannt. Für Aristoteles, oft als Begründer der Ornithologie bezeichnet, war es um 350 v. Chr. äußerst seltsam, dass rostbraune Färbungen bei Singvögeln im Winter vor allem an der Kehle der Piepmätze vorkamen, ab dem Frühling aber häufig am Schwanz. Für ihn war klar: Die Farbe wandert. „Transmutation“ nannte er das Phänomen. In Wahrheit aber beobachtete er im Winter überwiegend Rotkehlchen, die im Frühling in den kühleren Norden zogen, während fast zeitgleich Rotschwänze aus Afrika eintrafen. So kann man sich irren. Sollten Sie sich unsicher sein, ob Sie es mit einem Garten- oder Hausrotschwanz zu tun haben: Letztere sind etwa zehnmal häufiger in Österreich. Entsprechend höher ist die Wahrscheinlichkeit, einen Hausrotschwanz vor sich zu haben. Ganz sicher kann man sich wohl nie sein: Manchmal paaren sie sich nämlich auch miteinander.

    Zur Person: Tanja Warter ist Tierärztin und verknüpft seit Jahren die Leidenschaft für die Tiermedizin mit dem Spaß am Schreiben.

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