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Tiere: Übergewicht ist für Hunde ein unterschätztes Gesundheitsrisiko

Tiere

Übergewicht ist für Hunde ein unterschätztes Gesundheitsrisiko

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    Zu viel des Guten: Ständiges Füttern und Bewegungsmangel sorgen dafür, dass Tiere viel zu viel auf die Waage bringen.
    Zu viel des Guten: Ständiges Füttern und Bewegungsmangel sorgen dafür, dass Tiere viel zu viel auf die Waage bringen. Foto: Christin Klose, dpa

    Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass fast jeder zweite Hund in Deutschland an Übergewicht leidet. Dabei gilt ein Hund als übergewichtig, wenn er zehn Prozent über seinem Idealgewicht liegt. So reicht bei einem kleinen Hund mit einem Idealgewicht von zehn Kilogramm bereits ein zusätzliches Kilo zum krankhaften Übergewicht. "In sehr vielen Fällen ist Überfütterung oder die Wahl falscher Futtermittel für unsere Hunde die Ursache für Übergewicht", erklärt Tierärztin Dr. Anja Kittner aus Oberndorf am Lech. Die Gewichtszunahme käme oft aber auch durch Bewegungsmangel und entsprechend ungenügende Futteranpassung an die Lebensumstände zustande. "Andere Ursachen können Stoffwechselerkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion oder eine Cushing-Erkrankung sein", so Kittner. Dabei handelt es sich um eine häufige Störung der Hormondrüsen älterer Hunderassen. "Sehr selten können auch Medikamente wie Kortisonpräparate oder Progestagene ursächlich für eine Fettleibigkeit sein“, sagt Kittner.

    Neigung zu Übergewicht bei Hunderassen

    Bei einigen Rassen gibt es eine Veranlagung zur schnelleren Gewichtszunahme, da diese genetisch bedingt einen geringeren Grundumsatz haben als andere Rassen. Mit dem Grundumsatz ist dabei jene Menge an Energie gemeint, die der Hund benötigt, um seine lebenswichtigen Funktionen aufrechtzuerhalten. "Beispiele hierfür sind Retriever (Labrador und Golden), Cocker Spaniel, Beagle oder Dackel", so Kittner. Zudem spiele das Alter des Tieres bei Übergewicht insofern eine Rolle, als auch beim älteren Tier der Grundumsatz geringer ist als beim jungen. Weiters bewegt sich ein älterer Hund oft deutlich weniger als ein junger. "Das Geschlecht spielt keine Rolle, allerdings kann eine Kastration – egal ob bei Rüde oder Hündin – durch hormonelle Veränderungen eine schnellere Gewichtszunahme bewirken. Oft sieht man nach der Operation eine Steigerung des Gewichtes bei gleichbleibender Fütterung", so Kittner. 

    Gesundheitliche Folgen von Übergewicht

    Übergewicht ist für das Tier nicht nur sehr unangenehm, sondern kann auch eine ganze Reihe von Folgekrankheiten nach sich ziehen. "Übergewichtige Hunde haben eine deutlich verkürzte Lebenserwartung, da das Risiko für eine Reihe schwerer Erkrankungen wie Diabetes, Herzkreislauferkrankungen, osteoartikuläre Erkrankungen, Dermatitis, Verstopfung, Atemwegserkrankungen oder die Bildung von Harnsteinen steigt", erklärt Kittner. Dazu zählen aufgrund von Überbelastung der Gelenke und Sehnen ein früheres Auftreten von Arthrosen und Kreuzbandrissen sowie vermehrte Hautkrankheiten, ein erhöhtes Narkose- und Operationsrisiko sowie ein erhöhtes Tumorrisiko und auch Leberverfettung. 

    Wie aber erkennt man das Übergewicht überhaupt? "Als grobe Regel gilt immer, dass man beim Streicheln über den Brustkorb die Rippen durch leichten Druck gut ertasten kann und die Taille des Hundes von oben gut zu erkennen sein sollte. Der Hund ist zu dick, wenn die Rippen wegen der Fettschicht nur mit stärkerem Händedruck zu ertasten sind und die Taille nicht mehr zu erkennen ist", so Tierärztin Kittner. Hilfreich könne zudem der sogenannte Body Condition Score (BCS) sein. Dabei handelt es sich um eine Körperkonditionsbeurteilung bei Tieren, bei der Körperform und fühlbare Fettauflagerungen anzeigen, wie es um den Ernährungszustand des Hundes steht. Anhand eines standardisierten Punkteschemas, das in neun Staffelungen von "abgemagert" (BCS 1) über "ideal" (BCS 5) bis "verfettet" (BCS 9) geordnet ist, kann man so den Zustand des Tieres beurteilen. Andere Anzeichen dafür, dass das Tier zu dick ist, können zudem Bewegungsunlust, Schwierigkeiten beim Laufen und Kurzatmigkeit sein. 

    Maßnahmen und Therapie für Hunde

    Wo es bei leichtem Übergewicht des Hundes in der Regel ausreichend ist, die Futtermenge beziehungsweise Energiezufuhr zu reduzieren und Leckerlis sowie Ähnliches wegzulassen, spielen bei Adipositas zusätzlich Bewegung und eine strengere Reduktionsdiät eine tragende Rolle. Voraussetzung für eine Diätplanung sei allerdings immer der Ausschluss anderer Grunderkrankungen als Ursache für das Übergewicht. "Danach legen wir zunächst einmal mit den Besitzern das Gewicht ihres Hundes fest, das idealerweise erreicht werden soll. Darauffolgend wird ein genauer Fütterungsplan erstellt, in dem die Menge des Futters auf den Tag verteilt berechnet wird", erklärt Kittner. Die Tierhalter sollten dabei die tägliche Futtermenge genau abwiegen. Eventuell müsse zudem auch eine Umstellung des Futters auf ein kalorienreduziertes Präparat überlegt werden. "Leckerchen, die der Hund über den Tag verteilt bekommt, sollen die Besitzer ebenso notieren. Hier sollten besonders kalorienreiche Anteile wie Schweineohren durch gesündere Alternativen wie zum Beispiel rohes Gemüse, also Möhren, Gurke oder Paprika, sowie Knäckebrot ersetzt werden", sagt Kittner. 

    Sollten die Hundebesitzer den Eindruck haben, dass ihr Hund mit der neuen Ration nicht satt wird, könnten Ergänzungen wie Zelluloseflocken oder Flohsamenschalen das Sättigungsgefühl steigern. "Soweit es die Gesundheit des Hundes zulässt, sollte auch immer die Bewegung gesteigert werden. Die Gassirunden können langsam gesteigert werden. Auch verschiedene Hundesportarten wie Agility oder Mantrail fördern die Aktivität und unterstützen eine Diät", so Kittner.

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