Taurin, eine Aminosäure, die in vielen Energydrinks enthalten ist, soll das Leben verlängern – zumindest das von Mäusen, wie eine Studie von Vijay Yadav von der Columbia University in New York und einem internationalen Forschungsteam nun ergab.
Die Forscherinnen und Forscher stellten fest, dass Mäuse, Affen und auch Menschen mit zunehmendem Alter weniger Taurin im Blut haben. Wie unter anderem das RedaktionsNetzwerk Deutschland berichtet, haben über 60-jährige Menschen demnach nur noch ein Fünftel der bei Kindern und Jugendlichen gemessenen Konzentration im Blut. Daraufhin untersuchte das Forscherteam in Tierversuchen, ob Taurin den Alterungsprozess beeinflusst. Die Aminosäure kommt in tierischen Lebensmitteln vor und wird auch im menschlichen Körper gebildet.
Taurin-Studie: Aminosäure verlängert Leben von Mäusen
In den Tierversuchen fütterten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Mäuse ab einem Alter von 14 Monaten bis zu ihrem Tod entweder mit Taurin in einer Dosis von täglich 1000 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht oder mit einer Kontrolllösung. Die 120 Mäuse mit Taurin im Futter lebten im Schnitt länger. Weibliche Tiere hatten eine um zwölf Prozent und männliche Tiere um zehn Prozent höhere Lebenserwartung als die Mäuse in der Kontrollgruppe. Das sind drei bis vier Monate mehr, was etwa sieben oder acht Menschenjahren entsprechen würde. Die Ergebnisse bei Fadenwürmern waren ähnlich. Taurin verlängerte deren Lebenserwartung um zehn bis 23 Prozent, nicht aber bei dem einfachen Organismus Hefe.
Zudem stellten die Forscherinnen und Forscher bei weiteren Versuchen mit Mäusen und Rhesusaffen fest, dass alternde Tiere, die mit Taurin gefüttert wurden, gesünder waren als ihre unbehandelten Artgenossen. Weibliche Mäuse, die ein Jahr lang Taurin bekamen, nahmen altersbedingt weniger Gewicht zu, verbrauchten mehr Kalorien, hatten stärkere Knochen und Muskeln, verhielten sich weniger depressiv und ängstlich. Außerdem hatten sie weniger Insulinresistenz, und ihr Immunsystem war fitter. Yadav und sein Team beobachteten ähnliche Effekte bei Rhesusaffen mittleren Alters, die sechs Monate lang täglich Taurin bekamen.
Taurin bei Menschen: Mangel könnte zu Alterung beitragen
Noch ist allerdings unklar, ob die Ergebnisse der Studie auf den Menschen übertragbar sind. Dass Taurin auch bei Menschen gesundheitsförderndes Potenzial hat, beobachteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an 12.000 europäischen mindestens 60-jährigen Erwachsenen. Diejenigen mit höherem Taurinspiegel hatten seltener Typ-2-Diabetes, Fettleibigkeit sowie Bluthochdruck und hatten geringere Entzündungswerte als diejenigen mit niedrigeren Werten.
Demnach hängt der Taurinspiegel offenbar mit Gesundheitsparametern zusammen. Doch es ist nicht sicher, ob die Aminosäure für die bessere Gesundheit ursächlich ist. "Es handelt sich um Assoziationen, die keine Kausalität begründen", sagt Yadav. "Aber die Ergebnisse stehen im Einklang mit der Möglichkeit, dass ein Taurinmangel zur Alterung des Menschen beiträgt."
Die Forscherinnen und Forscher zeigten auch, dass Menschen durch ein anstrengendes Fahrradtraining verstärkt Taurin produzieren. Diese Erkenntnis deckt sich mit der Beobachtung, dass sich Sport positiv auf die Gesundheit im Alter auswirkt. Ob die Gesundheit gefördert und das Leben durch eine zusätzliche Einnahme von Taurin verlängert wird, kann nur durch randomisierte klinische Studien am Menschen herausgefunden werden. Bislang gab es keine solchen Untersuchungen. Diese sind auch notwendig, um Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen zu untersuchen.
Wie viel Taurin ist gesund für Menschen?
Taurin gilt zwar als gesundheitlich unbedenklich, doch die in der Studie verwendeten Dosen wären für den Menschen sehr hoch. Und ihre Sicherheit ist nicht geprüft. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit erachtet die Aufnahme von 6000 Milligramm – entsprechend 100 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht – Taurin pro Tag aus Lebensmitteln und anderen Quellen als sicher. Der Mensch nimmt mit der normalen Ernährung zwischen zehn und 400 Milligramm Taurin pro Tag auf.