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Legionellen: Gefährliche Bakterien: Diese neuen Methoden helfen gegen Legionellen

Legionellen

Gefährliche Bakterien: Diese neuen Methoden helfen gegen Legionellen

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    Legionellen-Infektionen können auftreten, wo Wasser fein zerstäubt wird.
    Legionellen-Infektionen können auftreten, wo Wasser fein zerstäubt wird. Foto: Philipp von Ditfurth, dpa

    In den vergangenen Monaten stand vor allem ein Erreger im Mittelpunkt - das Corona-Virus. Daneben machen aber eine Menge andere Keime dem Menschen das Leben schwer. Ein wiederkehrendes Problem in den Wasserleitungen können Legionellen sein. Erhöhte Konzentrationen finden sich immer wieder beispielsweise in Vereinsheimen oder großen Wohngebäuden. Auch in unserer Region werden immer wieder Fälle in öffentlichen oder privaten Gebäuden gemeldet. Der Bekämpfung von Legionellen haben sich mehrere Unternehmen verschrieben, die teilweise mit neuen Produkten auf den Markt kommen.

    Was sind Legionellen?

    Legionellen sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts weit verbreitete Umweltkeime, die in geringer Zahl natürlicher Bestandteil von Oberflächengewässern und Grundwasser sind. Die Bakterien finden sich auch in feuchten Böden, Humus oder Kompost. „In ihren natürlichen Ökosystemen verursachen Legionellen in der Regel keine Probleme“, berichtet das Institut. Problematisch wird es erst, wenn Legionellen in das Trinkwassersystem geraten und ihre Konzentration zu hoch ist. Große Trinkwasseranlagen mit umfangreichen Rohrsystemen, Ablagerungen in den Leitungen und der sich in den Rohren befindliche Biofilm – eine schleimartige Masse aus Mikroorganismen und organischen Substanzen – bieten Legionellen eine Lebensgrundlage. Auch stehendes Wasser und nicht genutzte Leitungen können zu erhöhten Keimzahlen führen, so das Institut.

    „Besonders ältere und schlecht gewartete Wassersysteme sind daher anfällig für Legionellen-Kontaminationen.“ Ideale Wachstumsbedingungen finden die Erreger zwischen 25 und 45 Grad. Ab 55 Grad werde ihr Wachstum gehemmt, ab 60 Grad sterben die Keime ab, so das RKI.

    Was macht Legionellen gefährlich?

    Legionellen können Erkrankungen hervorrufen. Besonders gefürchtet ist die sogenannte Legionärskrankheit, die zu schweren Lungenentzündungen führen und lebensbedrohlich sein kann. Besonders gefährdet sind nach Angaben des RKI Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, mit bestimmten Grunderkrankungen, aber auch Raucherinnen und Raucher und ältere Menschen. Im Jahr 2020 sind dem RKI bundesweit 1281 Fälle der Legionärskrankheit gemeldet worden. Tatsächlich, davon geht auch das Institut aus, könnte die Zahl der Erkrankten deutlich höher liegen. Studien zufolge könne man von 28 bis 36 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner ausgehen, so das Institut im Epidemiologischen Bulletin. Im Jahr 2020 verstarben 61 Patientinnen und Patienten an den Folgen der Legionärskrankheit.

    Wie steckt man sich mit Legionellen an?

    Problematisch wird es, wenn mit Legionellen belastetes Wasser fein zerstäubt und eingeatmet wird, zum Beispiel unter der Dusche. „Eine Infektion erfolgt in der Regel aerogen durch das Einatmen eines fein zerstäubten legionellenhaltigen Wassernebels“ – eines Aerosols, berichtet das RKI. „Das Schlucken von kontaminiertem Wasser birgt indes keine Infektionsgefahr, da die Legionellen im Magen von der Magensäure abgetötet werden.“ Vor allem im Sommer und Herbst sei häufig ein Anstieg von Krankheiten zu beobachten, die durch Legionellen verursacht werden. Ein Grund könnte sein, dass man sich im Urlaub in Duschen oder Whirlpools infizieren kann. Ein anderer könnte laut RKI sein, dass in der Urlaubszeit das Wasser zu Hause in den Leitungen steht.

    Hat die Corona-Pandemie die Verbreitung von Legionellen erhöht?

    Das Unternehmen Grünbeck aus Höchstädt an der Donau hat sich auf Wasseraufbereitung spezialisiert. Dort geht man davon aus, dass es durch die Corona-Epidemie ein erhöhtes Legionellen-Risiko gibt: „Im Allgemeinen ist die Gefahr von Legionellenproblemen durch die Pandemie gestiegen“, berichtet Grünbeck-Experte Benedikt Bosch: „Dies liegt vor allem an der Stagnation von Wasser in den Leitungen durch die mangelnde Nutzung“, erklärt er.

    Problematisch sind Leitungsstränge, an denen längere Zeit kein Wasser abgenommen wird, erklärt auch Christine Anderko, Geschäftsführerin des auf die Legionellen-Bekämpfung spezialisierten Unternehmens

    Was Sicherheit gibt: Öffentlich genutzte Gebäude und größere Trinkwasserinstallationen, wie sie auch in Mehrparteienhäusern vorkommen, unterliegen einer regelmäßigen Beprobungspflicht, sagt Grünbeck-Experte Bosch. „Dadurch kann die Gesundheitsgefahr für die Nutzer gering gehalten werden.“ Für die Betreiber der Gebäude sei die coronabedingte Stillstandszeit aber problematisch, da sie die Kosten für eine Desinfektion oder Sanierung tragen müssen, sollte es zu einem Legionellenbefall gekommen sein.

    Das sind Legionellen

    Verbreitung Legionellen sind Stäbchenbakterien, die weltweit verbreitet sind. In geringer Konzentration sind sie häufig zu finden, auch im Grundwasser.

    Erkrankungen Legionellen können die sogenannte Legionärskrankheit hervorrufen, eine schwere Form der Lungenentzündung. Häufiger lösen die Bakterien das „Pontiac-Fieber“ aus, eine grippeartige Erkrankung, die mit Fieber einhergeht.

    Ansteckung In den meisten Fällen gelangen Legionellen über zerstäubtes Wasser in den Körper. Dadurch stellen insbesondere Duschen einen Verbreitungsweg dar. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist dagegen äußerst selten.

    Risikogruppen Besonders durch Infektionen gefährdet sind ältere Menschen, Raucher sowie Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.

    Quelle: Landesamt für Gesundheit

    Gibt es seit den Corona-Lockdowns auch mehr Krankheitsfälle durch Legionellen, weil Gebäude längere Zeit unbenutzt waren?

    Erstaunlicherweise hat das Robert-Koch-Institut für das erste Jahr der Corona-Pandemie nicht mehr, sondern weniger Erkrankungen durch Legionellen registriert. Stiegen die Zahlen von 2010 bis 2019 an, sei es im Jahr 2020 „zu einem deutlichen Rückgang“ gekommen. Als Grund gibt das RKI an, dass weniger Reisen stattfanden. Zudem seien 2020 viele potentielle Legionellen-Infektionsquellen geschlossen gewesen, zum Beispiel Wellness-Center oder Bäder.

    Wie kann man im Haus verhindern, dass sich Legionellen festsetzen?

    Erste Voraussetzung gegen die Ausbreitung von Legionellen ist ein einwandfreies Trinkwasser-System im Haus. „Durch striktes Einhalten der technischen Normen in der Trinkwasserinstallation - vor allem im Warmwasserbereich - kann Legionellenwachstum vermieden werden“, sagt Grünbeck-Experte Bosch. Zweitens könnte der Betreiber durch regelmäßiges Spülen der Installation Risikofaktoren vermindern. Und drittens hilft es, Ablagerungen in den Rohren zu bekämpfen: „Kalkablagerungen in Rohrleitungen verstärken das Risiko der Bildung von Biofilmen, da diese die Rohrleitungsinnenoberfläche vergrößern“, sagt Bosch. „Der Einsatz einer Enthärtungsanlage verhindert Kalkablagerungen und somit auch Legionellenwachstum.“

    Wie kann man Legionellen bekämpfen?

    Sind Trinkwasserinstallationen mit Legionellen kontaminiert, empfiehlt das Unternehmen Grünbeck eine Desinfektion und gegebenenfalls eine Sanierung. Besonders wirksam gegen Legionellen im Trinkwasserbereich wirke eine Desinfektion mit Chlordioxid, so das Unternehmen, das solche Produkte hat. Einen anderen Ansatz verfolgt Legio aus dem baden-württembergischen Walddorfhäslach – seit 1999 ein Spezialist der Legionellen-Bekämpfung. Das Unternehmen setzt auf Filter, die entweder direkt am Wasserhahn oder am Duschkopf aufgeschraubt werden, sogenannte endständige Filter. Daneben gibt es große Filtrationsanlagen, die Wasser reinigen, wenn es über die Leitungen ins Gebäude kommt.

    Wie wirken Filter gegen Legionellen und wo lassen sie sich einbauen?

    Kleine, endständige Filter lassen sich direkt dort aufschrauben, wo das Wasser genutzt wird – typischerweise an Duschköpfen und Wasserhähnen. In den Filtern des Unternehmens Legio befindet sich eine Kunststoffmembran. „Bakterien werden hier wie mit einem sehr feinen Sieb aufgehalten“, erklärt Geschäftsführerin Anderko. Die Filter sind eine schnell zu installierende Sofortlösung. Ausgefiltert werden nach Angaben des Unternehmens Partikel bis zu einer Größe von 0,2 Mikrometern. Die Filter halten nach Angaben des Unternehmens rund 70 Tage und filtern bis zu 3000 Liter. Dann müssen sie ausgetauscht werden. Es gibt Wechselkartuschen, um Geld und Müll zu sparen. Kosten für einen Filter: rund 80 bis 110 Euro. „Die Filter haben zum Beispiel in Familien Sinn, wenn dort betagte Personen leben oder jemand onkologisch belastet ist und ein Legionellen-Risiko besteht“, sagt Anderko.

    Was ist von den Filtern zu halten?

    Für Legionellen-Filter gibt es mehrere Anbieter auf dem Markt. Wirksam sind die endständigen Filter, die an Wasserhähnen oder Duschköpfen aufgeschraubt werden können, sagt Philip Heldt von der Verbraucherzentrale NRW. „Es sind baktierendichte Filter. Alles, was die Größe einer durchschnittlichen Bakterie hat, wir zurückgehalten und verbleibt im Filter, sodass man zum Beispiel bedenkenlos duschen kann.“ Er warnt allerdings davor, die Filter ohne Anlass einzusetzen: „Präventiv ist von den Filtern dringend abzuraten. Die Filter müssen nämlich regelmäßig gewartet werden und können selbst verkeimen“, sagt er. Filter seien eine Zwischenlösung. „Falls sich bei der Wartung herausstellt, dass Legionellenwerte erhöht sind, kann man für einen begrenzten Zeitraum Filter nutzen, bis das Leitungsnetz saniert wurde. Sie sind aber keine Dauerlösung.“

    In Wohnungen mit eigener Therme seien Legionellen in der Regel kein Problem, in größeren Wohnanlagen mit zentraler Warmwasserbereitung greifen wiederum Überwachungsvorschriften, nach denen die Wasserqualität im Schnitt alle zwei Jahre auf Legionellen überprüft werden muss, berichtet Heldt. In Großanlagen, aus denen Trinkwasser an die Öffentlichkeit abgegeben wird, besteht dem Bundesgesundheitsministerium zufolge eine jährliche Untersuchungspflicht. Wo das Trinkwasser im Rahmen einer ausschließlich gewerblichen Tätigkeit abgegeben wird - zum Beispiel in größeren Wohngebäuden - müsse es routinemäßig alle drei Jahre untersucht werden.

    Was kosten große Filteranlagen?

    Ultrafiltrationsanlagen filtern Wasser bereits, bevor es im Haus verteilt wird. Sinn habe der Einbau dieser großen Filter vor allem in neuen Gebäuden, in denen die Leitungen noch keimfrei sind und bleiben sollen. Solche großen Lösungen werden laut Legio von Kliniken oder anderen öffentlichen Einrichtungen gewählt und könnten bereits Partikel kleiner als 0,02 Mikrometer aus dem Wasser holen, verspricht Legio. Kostenpunkt in öffentlichen Gebäuden rund 35.000 Euro, in Privathäusern rund 5000 Euro.

    Welche neuen Wege zur Kontrolle der Wasserqualität gibt es?

    Immer bessere Sensoren und größere Rechenleistungen ermöglichen neue Methoden der Trinkwasserkontrolle. Das Unternehmen Legio hat unter dem Namen „Legio logic“ ein Überwachungssystem entwickelt, das die Qualität des durchlaufenden Trinkwassers fortlaufend prüft. Mikroorganismen und andere im Wasser vorhandene Partikel können mithilfe einer mikroskopischen Objekterkennung in Echtzeit erkannt werden. Die Ergebnisse sind online sofort ablesbar.

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