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Rente: So reicht das Geld ab der Rente bis zum Lebensende

Rente

So reicht das Geld ab der Rente bis zum Lebensende

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    Geht es in den Ruhestand, ändert sich auch die finanzielle Situation. Über die sollte sich daher zunächst ein Überblick verschafft werden.
    Geht es in den Ruhestand, ändert sich auch die finanzielle Situation. Über die sollte sich daher zunächst ein Überblick verschafft werden. Foto: Andreas Gebert, dpa (Symbolbild)

    Beim Übergang in den Ruhestand ändert sich vieles. Einerseits ist da auf einmal viel Zeit übrig – für Hobbys, Reisen, Familie oder Freunde. Andererseits ist die Zeit des Verdienens vorbei. Nun müssen Rente, Erspartes und der Besitz reichen – bis ans Lebensende, bestenfalls. Wie kann das gut gelingen? Wir erklären an einem Beispiel, wie man die Finanzen im Alter solide aufstellen kann und geben Tipps, worauf man achten sollte.

    Unsere Beispielperson, Michael Huber, ist 67 Jahre alt und geschieden. In seinem Beruf hat er 5000 Euro brutto verdient. Aus seiner Ehe ist allerdings ein Sohn hervorgegangen, der selbst schon auf eigenen Beinen steht. Huber hat überraschend ein Haus geerbt und hat zusätzlich 800.000 Euro in verschiedenen Anlageklassen angespart, die er eigentlich in ein eigenes Haus stecken wollte. Jetzt steht er vor der Rente. Was sollte Huber also am besten tun? 

    Was ändert sich finanziell mit dem Eintritt in die Rente?

    „Das Erste, was er machen sollte, ist eine Gegenüberstellung der Ausgaben, die ihn demnächst erwarten“, sagt Merten Larisch, Referent Altersvorsorge, Geldanlage und Immobilienfinanzierung von der Verbraucherzentrale Bayern. Denn diese werden sich ab Rentenbeginn ändern. Larisch nennt Beispiele: Wegfallen könnten die Beiträge seiner Berufsunfähigkeitsversicherung oder die bisherigen Mobilitätskosten für die Arbeit wie Sprit oder Bahntickets. Auch Kreditraten könnten als Ausgaben wegfallen. Denn: „Kredite sollten bis zur Rente abgezahlt sein“, rät der Experte.

    Es kommen aber unter Umständen auch Kosten dazu: Huber könnte etwa mehr Geld für Reisen und für Hobbys aufwenden. Für die gesetzliche Rente und eventuell auch die Betriebsrente, die Huber bekommt, fallen außerdem Sozialversicherungsbeiträge und Einkommenssteuer an. Zusätzlich hat der 67-Jährige ja nun das Häuschen geerbt. Bei dem sollte er auch an Werterhaltungs- und Reparaturkosten denken. Larisch empfiehlt: Huber soll einen Bauingenieur engagieren, der einen langfristigen Werterhaltungsplan für die Immobilie aufstellt – oder selbst eine Hochrechnung aufstellen: Je nach Hauszustand 25 bis 50 Euro pro Quadratmeter und Jahr, das man im Gebäude noch wohnen will. Dann weiß Huber nämlich, wie viel Geld insgesamt dafür gebraucht wird. In seinem Fall sind das 150.000 Euro, die Huber direkt beiseitelegen möchte.

    Wie viel Geld legt man beiseite und wie viel hat man dann ab der Rente?

    So kommt Herr Huber automatisch auf seine endgültige Ausgabenhöhe, die ihn erwarten wird. Die stellt er seinen automatischen Einnahmen gegenüber – der gesetzlichen Rente, der Betriebsrente. „Vermutlich wird Herr Huber eine Lücke feststellen“, sagt Larisch. Denn brutto wird er etwa 3500 Euro brauchen, die gesetzliche und die Betriebsrente machen aber nur vielleicht 2500 Euro aus. Das ist aber kein Problem für Huber. Er hat noch Erspartes. 

    Zusätzlich zu den 150.000 Euro für das Häuschen will Huber 50.000 Euro für Großanschaffungen wie ein neues Auto beiseitelegen, das darf bei Huber nämlich gern etwas schneller und größer sein. Diese 200.000 Euro kann er in Festgeld anlegen – Geld also, das er für einen festen, recht guten Zins für mehrere Jahre anlegt, das er aber dafür vor Ablauf der festgelegten Zeit nicht zurückfordern kann. Vorher macht er jedoch einen Festgeldzinsvergleich – „unbedingt“, betont Larisch. Huber entscheidet sich für den Festgeldzins von drei Prozent auf fünf Jahre, weil ihm das gut erscheint. Nun legt er auf fünf Tranchen verteilt Festgeld an: auf ein Jahr, auf zwei Jahre, bis fünf Jahre. Jedes Jahr bekommt er etwas heraus. Zusätzlich hat er aber auch auf seinem Tagesgeldkonto noch Geld als normale Rücklage. Für die bekommt Huber weniger Zins, kann aber dafür flexibel darauf zugreifen. 

    Jetzt sind noch 600.000 Euro übrig. Larisch empfiehlt, sich erst mal bewusst zu machen, wie lange das Geld reichen soll. Will Huber etwa bis zu seinem 95 Lebensjahr aussorgen, muss er schauen, wie viel ihm jeden Monat in diesen 28 Jahren bleibt – 1786 Euro kommen dann heraus, was dem Budget entspricht, das Huber sich jeden Monat entnehmen darf. Doch liegen lassen sollte er das restliche Geld nicht einfach. Schließlich schwindet die Kaufkraft mit hoher Inflation. 

    Wie risikofreudig ist man?

    Die verbleibenden 600.000 Euro sollten laut Larisch in zwei Teile aufgeteilt werden: in einen Renditeanteil und in einen Sicherheitsanteil. Bevor es an den Renditeteil geht, der in den Aktienmarkt investiert wird, sollte sich Huber allerdings fragen: Wie risikofreudig ist er? Kann er ruhig bleiben, wenn sein Aktienanteil am Markt auf einmal um 50 Prozent an Wert verliert, oder wird er dann panisch seine Anteile verkaufen? „Das ist die schlechteste Entscheidung, die es gibt“, sagt Larisch. 

    Für einen eher unruhigen Charakter wäre es also vielleicht gut, weniger Geld in Aktien zu stecken und eher auf Festgeld zu setzen – auch, wenn die Zinsen langfristig nicht die Inflation übertreffen können. Der Renditeanteil sollte von Huber dann in einem ETF auf einen weltweiten Aktienindex angelegt werden. Nach starken Verschiebungen des Verhältnisses zwischen Aktienmarkt- und Sicherheitsanteil ist das sogenannte Rebalancieren wichtig, also das Umschichten der beiden Teile auf das Ausgangsverhältnis. Dieses dient als Orientierung und verhindert unvorsichtige Entscheidungen am Aktienmarkt. Von gemanagten Fonds rät der Verbraucherschutz ab, da diese höhere Verwaltungskosten haben und langfristig niedrigere Renditen erbringen werden, als die Märkte selbst erwirtschaften.

    Was macht man als Rentner mit dem restlichen Geld?

    Im Sicherheitsanteil wird verzinst angelegt. Ein Teil davon, im Beispiel 107.000 Euro, wird für die regelmäßige Auszahlung benötigt. Den könnte Huber in einen Bankauszahlplan mit fünf Jahren Laufzeit stecken, bei dem er monatlich die gewünschten 1786 Euro ausgezahlt bekommt. Die Zinsen, bei guten Angeboten bis zu drei Prozent, bekommt er zusätzlich als Inflationsabsicherung ausgezahlt – schließlich werden ja auch die 1786 Euro laufend weniger wert. Wenn nach fünf Jahren der erste Bankauszahlplan ende, werde der nächste aufgesetzt. 

    Den anderen Teil vom Sicherheitsanteil sollte Huber nach Einschätzung von Larisch wiederum in Festgeld anlegen, zum Beispiel auf 10 Jahre – um das Zinsniveau zu sichern und das Geld vor dem Schwankungsrisiko des Aktienmarktes zu bewahren. 

    Damit ist Huber schon mal gut aufgestellt. Generell rät Larisch: Eine Beratung ist wichtig – beizeiten. Und: „Beratung heißt Beratung – und nicht Verkaufsgespräch.“ Der Verbraucherschutz bietet eine unabhängige Beratung an. Das koste zwar Geld, dafür sei die Beratung dafür aber wirklich unabhängig.

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