Der Deutsche trennt zwar den Müll, doch auf Reisen spielt das Thema Nachhaltigkeit für ihn meist keine Rolle. Das zeigen Studien immer wieder. Dabei wäre es so wichtig: Wassermangel, Umweltverschmutzung und schlechte Arbeitsbedingungen zählen in vielen Urlaubsländern zu den größten Problemen. Mit diesen sechs Maßnahmen können Touristen einen positiven Beitrag leisten:
1) Anreise: Auf Flüge verzichten oder CO2 kompensieren
Oft geht es mit dem Flugzeug in den Urlaub. Leider ist gerade das die klimaschädlichste Art zu verreisen. Beim Fliegen setzt der einzelne Tourist anteilig am meisten CO2 frei. Wer es mit dem Umweltschutz ernst meint, sollte daher ein Reiseziel wählen, das per Bahn oder Auto erreichbar ist.
Viele wollen sich ihre Flugreise aber nicht nehmen lassen. Dann besteht die Möglichkeit, eine sogenannte Klima-Kompensation zu zahlen. Das Geld wird in Treibhausgas mindernde Investitionen etwa in Entwicklungsländern gesteckt, um das ausgestoßene CO2 an anderer Stelle wieder einzusparen. Bei der Beurteilung der einzelnen Projekte sollten sich Verbraucher an der Zertifizierung Gold Standard orientieren, rät das Umweltbundesamt.
2) Übernachtung: Hotel mit Zertifizierung buchen
Wo es Touristen hinzieht, dort sind auch die großen Hotelkonzerne nicht weit - in Sachen Nachhaltigkeit sind sie aber nicht unbedingt die beste Wahl. "Bei mittelständischen und inhabergeführten Hotels ist die Chance groß, dass das Geld der lokalen Bevölkerung zugutekommt", sagt Antje Monshausen, Leiterin des Informationsdienstes Tourism Watch. Denn eines der größten Probleme sind noch immer schlechte Arbeitsbedingungen für die Angestellten. Und Nachhaltigkeit hat auch eine wirtschaftlich-soziale Komponente.
Die Lösung für Urlauber ist relativ einfach: "Wer nachhaltig reisen möchte, wählt ein Hotel, das mit einem Nachhaltigkeitssiegel ausgezeichnet ist", erklärt Monshausen. Weit verbreitet ist TourCert. Das Siegel der gemeinnützigen Gesellschaft für Zertifizierung im Tourismus zeigt an, dass Tourismusunternehmen über die gesetzlichen Vorgaben hinaus soziale und ökologische Anforderungen erfüllen.
An der GSTC-Zertifizierung (Global Sustainable Tourism Council) erkennt der Reisende Öko-Hotels, sagt Harald Zeiss, Professor für Tourismusmanagement an der Hochschule Harz. Auch dort stehen nachhaltiger Betrieb und faire Arbeitsbedingungen im Fokus.
3) Transport vor Ort: ÖPNV statt Taxi und Mietwagen
Statt einen Mietwagen zu buchen, sollten Urlauber mit Öko-Bewusstsein lieber den öffentlichen Nahverkehr nutzen - soweit das möglich ist. Denn mit Bus oder Bahn ist der CO2-Verbrauch pro Person geringer als bei einer Taxifahrt oder Privattour im Leihauto. Nachteil: Man kommt oft nicht so bequem und schnell voran.
Doch der öffentliche Verkehr hat - abgesehen vom Umweltfaktor - auch seine Vorteile: "Man erhält einen Einblick in die Kultur eines Landes und kommt in Kontakt mit den Menschen", sagt Petra Thomas, Geschäftsführerin vom Forum Anders Reisen. Die Fahrt mit einer Rikscha in Thailand zum Beispiel kann ein spannendes Erlebnis sein. Wichtig ist immer, sich über die Situation im Land zu informieren. In einigen Reiseländern ist es ratsam, öffentliche Verkehrsmittel zu meiden und Taxis zu nehmen - die Gefahr von Überfällen ist sonst groß.
4) Hygiene: Leben wie zu Hause statt wie ein König
Ein Hotel ist ein komfortabler Ort. Man wirft das Handtuch einfach auf den Boden, und ein Bediensteter wird es wegräumen und ersetzen. Doch um Ressourcen wie Wasser zu sparen, sollte man auf den Austausch von Handtüchern und Bettwäsche weitgehend verzichten. "Sollen die Handtücher trotzdem ausgetauscht werden, sollte man die Hotelleitung oder die Mitarbeiter an der Rezeption ansprechen", sagt Monshausen.
Ohnehin gilt das Prinzip: Am besten im Hotel genauso leben wie zu Hause. Bekanntlich spart Duschen im Gegensatz zum Baden Wasser, ebenso das Abdrehen des Wasserhahns beim Zähneputzen. Wenn man die Klimaanlage nicht benötigt, sollte man sie ausschalten. Sofern auch im Urlaubsland der Müll getrennt und Pfandflaschen gesammelt werden, sollten Reisende auch dies beachten.
5) Ernährung: Die lokale Küche ausprobieren
Laut einer Studie zum Ressourcenverbrauch nehmen Urlauber täglich rund 0,5 Kilogramm mehr an Nahrung zu sich als zu Hause. Ob man zum dritten Teller vom Hotelbüffet greift, lässt sich überdenken. Denn für die Produktion von Nahrungsmitteln wird Land benötigt, darunter leiden die Ökosysteme: In Indonesien etwa wurden für die Zucht von Riesengarnelen ganze Mangrovenwälder abgeholzt.
Außerdem werden Melonen und andere tropische Früchte oft auch im Urlaubsland importiert, ganz wie bei uns zu Hause. Was für den Einkauf im heimischen Supermarkt gilt, sollte man daher auch im Urlaub bedenken: "Am besten versucht man, größtenteils regionale und saisonale Produkte zu kaufen", rät Thomas. Denn bei Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch aus der Region sind die Transportwege kürzer und somit umweltfreundlicher.
Darüber hinaus sind vor Ort angebaute Nahrungsmittel meist frischer als Importware, und die lokale Wirtschaft wird unterstützt. Das Geld bleibt bei den einheimischen Bauern und Unternehmen. Dasselbe gilt auch für Restaurantbesuche.
6) Ausflüge und Souvenirs: Vorsicht bei Tieren
Ausflüge auf Reisen geben Einblicke in die Natur und Kultur eines Landes - doch auch dabei sollte man auf den Umwelt- und Tierschutz achten. Motorisierte Aktivitäten wie Quadfahren tun nicht jedem Ökosystem gut. Und an Elefantenreiten zum Beispiel sollte man erst gar nicht denken. Die Tiere werden mit Gewalt gefügig gemacht, wie die Organisation Pro Wildlife mahnt. Finger weg auch von Souvenirs aus bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Hohe Strafen drohen!
Beim Kauf von Souvenirs sollten Urlauber ebenfalls auf einheimische Künstler und Handwerker setzen, empfiehlt Thomas. Damit unterstützt man die Handwerkstraditionen vor Ort und erhält gleichzeitig ein ganz besonderes Andenken an die Urlaubsreise. dpa/tmn