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Corona & Urlaub: Wer in den Süden fährt, muss kein schlechtes Gewissen haben

Kommentar

Wer jetzt in den Süden fährt, muss kein schlechtes Gewissen haben

Doris Wegner
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    Sonne, Strand, Meer: Die Einreise nach Spanien ist jetzt schon aus allen EU-Staaten möglich - ohne Quarantäne.
    Sonne, Strand, Meer: Die Einreise nach Spanien ist jetzt schon aus allen EU-Staaten möglich - ohne Quarantäne. Foto: Francis Gonzalez, dpa

    Wie schnell es doch gehen kann. Auf einmal werden wieder Urlaubspläne ausgetauscht. Viele haben kurzfristig in den letzten Tagen gebucht. Es geht nach Italien, Österreich oder Spanien. Wegen der Inzidenzwerte aber unter Umständen nicht ins Allgäu – obwohl das manchem für eine Alltagsflucht genügt hätte.

    Dennoch: Die Urlauber, die nun in den Süden fahren, müssen kein kein schlechtes Gewissen haben – selbst wenn sie eventuell umbuchen mussten, um ihrer Familie ein paar entspannte Ferientage ermöglichen zu können. Alle, die in den kommenden Tagen ihre Koffer packen, haben dies mehr als verdient. Niemand weiß dies besser, als die Familien, die seit fast einem Jahr unter der Mehrfachbelastung ächzen, Kinderbetreuung, Homeschooling und die Anforderungen im Homeoffice gleichzeitig unter einen Hut zu bringen.

    Die Öffnungspolitik der Bundesregierung ist überholt und unlogisch

    Wenn Eltern nun mit ihren Kindern am Mittelmeer Sandburgen bauen wollen und dem Corona-Alltag mit viel Spaghetti und Gelato für ein paar unbeschwerte Tage entfliehen wollen, müssen sie sich nicht schlecht fühlen. Jeder darf noch immer frei entscheiden, wohin es ihn zieht – auch wenn in den vergangenen Monaten wegen Covid-19 Zugeständnisse gemacht werden mussten.

    Doch mittlerweile ist die Öffnungspolitik der Bundesregierung überholt und unlogisch. Es ist richtig, dass Europa rechtzeitig vor den Ferien das Reisen wieder ermöglicht hat. Die Inzidenzwerte in den Urlaubsländern sind alle auf einem relativ niedrigen Niveau – ähnlich wie in Deutschland. Das heißt, Urlaub ist verantwortbar.

    Das wäre er auch im Allgäu, denn dort findet vor allem naturnaher Tourismus statt. Dennoch ist die Zitterpartie für die Betriebe groß, ob sie tatsächlich rechtzeitig zu den Pfingstferien öffnen dürfen. Die verheerende Folge: Schon wieder hagelt es Stornierungen.

    Dass die Bundesregierung die Quarantäneregelung lockert, den eigenen Urlaubsregionen aber nicht ein bisschen entgegenkommt, zeigt, dass sich Deutschland vor allem als Industrienation versteht. Doch der Anteil der Tourismusbranche am Bruttoinlandsprodukt lag – zumindest vor der Pandemie – knapp hinter der Autobranche. Das wird oft vergessen. Etwa drei Millionen Arbeitsplätze hängen vom Tourismus ab.

    Die Pension "Erika" war nie ein Treiber der Corona-Pandemie

    Nach über einem Jahr Corona-Pandemie dürften all die Hoteliers, die Hütten- und Pensionswirte oder die Wanderführerin mehr erwarten, als ein stures Festhalten an Inzidenzwerten. Die aktuelle Situation ist nicht nachvollziehbar. Warum können Kreuzfahrtschiffe mit Hunderten von Passagieren an Bord ablegen, ein Hotel im Allgäu darf aber nicht öffnen? Die Hygiene-Konzepte stehen seit über einem Jahr. Hotels und auch die Pension "Erika" waren erwiesenermaßen auch nie Treiber der Pandemie.

    Warum wurde nicht schon längst der Belegungsschlüssel an die Inzidenzwerte angepasst, so dass die Unternehmen wenigstens in geringerem Umfang öffnen dürfen? Warum schaut man sich Nichts von Schleswig-Holstein ab, wo seit Wochen erfolgreich vorgemacht wird, wie Urlaub mit einer klugen Teststrategie möglich ist? Auch auf Mallorca sind die Werte übrigens nicht gestiegen, obwohl die Aufregung um die ersten Urlauber in den Osterferien groß war.

    Jetzt bricht im schlimmsten Fall wieder eine wichtige Ferienzeit weg

    Jetzt geht für einige bayerische Betriebe im schlimmsten Fall wieder eine wichtige Ferienzeit verloren, in der dringend Geld verdient werden müsste. Zudem läuft den Betrieben das Personal weg, denn in Österreich oder in der Schweiz werden Saisonkräfte gesucht.

    Bayern war mal so stolz, das beliebteste Urlaubsland Deutschlands zu sein. Davon ist derzeit – zumindest von politischer Seite – nichts zu spüren.

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