Bei regnerischem Wetter fühlen sich Pilze besonders wohl. Durch die Nässe wird das Wachstum beschleunigt und enthusiastische Pilzsammler können auf eine gute Ernte hoffen. Doch was ist dabei zu beachten? Wer in den vergangenen Jahren ein eifriger Pilzsammler war, weiß darüber Bescheid.
Aber können auch Neueinsteiger gefahrlos Pilze sammeln? Wie sind essbare von giftigen Pilzen zu unterscheiden? Bevor Winfried Brandmaier, ein Pilzberater aus der Region, diese Fragen beantwortet, geben wir Ihnen allgemeine Infos zur Pilzsaison und eine Übersicht zu giftigen Doppelgängern.
Wie viele Pilze darf man sammeln?
Der Wald ist für alle zugänglich und Pilze dürfen offiziell gesammelt werden. Trotzdem gibt es einen Richtwert: Laut Stiftung Warentest sollten nicht mehr als 250 Gramm Wildpilze pro Woche gesammelt werden, da die Schwermetall-Konzentration relativ hoch sein kann. Es wird angeraten Pilze nur zum Eigenbedarf und in geringen Mengen zu sammeln.
Welche Jahreszeit ist am besten zum Pilzesammeln?
Das hängt von der Pilzsorte ab: Der Steinpilz beispielsweise sprießt bereits in den Frühlingsmonaten, während Champignons vorrangig im Oktober wachsen. Die besten Monate, sich einen Korb zu schnappen und auf Pilzjagd zu gehen, sind der September und der Oktober - die Hochsaison für Pilzsammler.
Diese Pilze sollten Sie nicht sammeln
Abgesehen vom Fliegenpilz sind Giftpilze für Laien nicht leicht von ihren essbaren Kollegen zu unterscheiden. Unter anderem folgende Exemplare sind leicht zu verwechseln:
- Der grüne Knollenblätterpilz ist giftig. Er ist leicht mit dem Wiesenchampignon zu verwechseln.
- Der Pantherpilz ist giftig und kann mit dem Perlpilz verwechselt werden.
- Der Gift-Häubling ist giftig und ist leicht mit dem essbaren Stockschwämmchen zu verwechseln. Achten Sie besonders auf den Geruch.
Pilze sammeln: Diese Tipps gibt der Experte Winfried Brandmaier
Wie kann ich als Anfänger ohne Vorkenntnisse meine ersten Pilze sammeln?
Winfried Brandmaier: Am besten geht man mit einer vertrauenswürdigen Person mit, die sich gut mit Pilzen auskennt. Wer in der Familie oder im Bekanntenkreis niemanden hat, kann sich einer Wanderung von einem Pilzverein oder der Volkshochschule anschließen. Dabei kann man am meisten lernen und Pilzarten relativ gefahrlos gemeinsam bestimmen. Dringend abraten möchte ich von Smartphone-Apps. Nicht immer sind die Angaben darin zuverlässig. Und selbst wenn sie stimmen kann es sein, dass der unerfahrene Pilzsammler ohne geschulte Wahrnehmung die Hinweise falsch zuordnet. Seit es diese Pilz-Apps gibt, sind die Zahlen der Vergiftungsfälle drastisch gestiegen. Besser sind Einsteiger mit einem Pilzführer aus dem Buchhandel beraten. Dabei ist es aber wichtig, dass es sich um ein aktuelles Buch handelt, denn einige Pilzarten sind erst in den vergangenen Jahren heimisch geworden.
Was genau muss ich wahrnehmen, um Pilze richtig zu bestimmen?
Brandmaier: Allein in den Wäldern um Augsburg herum gibt es 2000 verschiedene Arten von Pilzen. Manche sind giftig, andere genießbar und wieder andere sind geschützt. Um einen Pilz sicher zu bestimmen, muss ich ihn eingehend untersuchen: Wie sieht er aus, wie fühlt er sich an, wie riecht er? Gerüche spielen eine große Rolle, wenn es darum geht, zwei Arten zu unterscheiden, die zum Verwechseln ähnlich sind. Und manchmal muss man die Pilze sogar kosten, um sie einwandfrei zu bestimmen.
Kann ich Pilze auch von einem Experten bestimmen lassen, wenn ich sie auf eigene Faust sammle?
Brandmaier: Pilzberater helfen vielerorts auch Sammlern, die nicht im Pilzverein Mitglied sind. In der Region gibt es während der Saison am Montagnachmittag eine regelmäßige Pilzberatung auf dem Augsburger Stadtmarkt. Wichtig ist dabei aber, dass Pilzsammler nicht zu viele verschiedene Sorten zum Experten bringen. Eher profitieren sie, wenn sie sich auf zwei, drei Sorten beschränken und lernen, die Pilze selbst zu bestimmen. Außerdem ist es wichtig, dass die Pilze zur genauen Bestimmung komplett aus dem Boden entnommen werden, damit man sie im Ganzen sieht.
In welchen Wäldern finden sich besonders viele Pilze?
Brandmaier: Am schönsten ist es, zum Pilze sammeln in Mischwälder zu gehen, denn dort wächst meist eine große Vielfalt an Pilzen. Fichten-Monokulturen eignen sich nicht ganz so gut. Wichtig ist grundsätzlich, dass der Waldboden feucht genug ist. Moosige Böden sind ein gutes Merkmal dafür, dass man in der Nähe auch Pilze findet. In diesem Jahr haben wir Glück: Der viele Regen der letzten Tage lässt sie gut wachsen, sodass im September eine gute Ernte wahrscheinlich ist. Bei hochsommerlichen Temperaturen dagegen wird das Pilz-Wachstum gebremst.
Welche Pilzart ist für Einsteiger mit wenig Kenntnissen geeignet?
Brandmaier: Für Anfänger sind vor allem Röhrlinge zu empfehlen. Die wachsen sehr zahlreich und sind einigermaßen einfach zu erkennen. Zwar gibt es auch giftige Röhrlings-Arten, aber die sind nicht tödlich.
Was sollte ich beachten, wenn ich Pilze bestimmt habe und sie mitnehmen möchte?
Brandmaier: Wie man Pilze am besten aus dem Boden holt, bleibt eine ewige Streitfrage unter Pilzsammlern. Schneide ich den Pilz ab, kann über die Schnittstelle Fäulnis in das unterirdische Pilzmycel eindringen. Drehe ich den Pilz aus dem Boden, bleibt ein Loch zurück, über das das Mycel austrocknen kann. Wichtig ist nur, dass der Pilz komplett ausgegraben wird, falls er im Nachhinein bestimmt werden soll.
Wie transportiere und lagere ich Pilze am besten?
Brandmaier: Auf keinen Fall in einer Plastiktüte, denn darin bildet sich Feuchtigkeit und das ist Gift für Pilze. Gerade im Supermarkt sieht man häufig welche, die schon kaum mehr genießbar sind, weil sie in Plastik verpackt wurden. Wer selbst Pilze sammelt, sollte darauf achten, sie möglichst luftig zu transportieren - am besten im klassischen Körbchen. Falls keines da ist, kann man Pilze zur Not schon mal im Stoffbeutel mitnehmen.
Wie lange halten sich Pilze - und wie mache ich sie haltbar?
Brandmaier: Je kürzer die Zeit von der Ernte bis zum Verzehr ist, desto besser. Die Lagerfähigkeit von Pilzen ist immer von der Außentemperatur abhängig und auch davon, ob sie vor der Ernte im Wasser standen. Ist es trocken und kühl, hält sich ein Pilz besonders lange. Will man Pilze langfristiger haltbar machen, empfiehlt sich das Trocknen im Dörrautomat. Im Backofen sollte man es gar nicht erst versuchen, denn das ist Energieverschwendung und macht die Pilze nur kaputt. Eine andere Möglichkeit ist es, die Pilze einzufrieren. Entweder schneide ich sie auf und koche sie zunächst - oder ich friere die Pilze roh ein. Dann muss man sie bei Verwendung aber auch direkt unaufgetaut in den Topf werfen.
Wie lassen sich Pilze am besten zubereiten?
Brandmaier: Ob Topf oder Pfanne, ob aufgeschnitten oder im Ganzen: Wie Pilze am besten zubereitet werden, hängt immer von der Pilzart und dem Geschmack des Kochs ab.
Wie verhalte ich mich, wenn ich einen giftigen Pilz erwischt habe?
Brandmaier: Wer Symptome einer Pilzvergiftung spürt, also unter Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerz oder Schwindel leidet, sollte sofort einen Arzt rufen. Hausmittel gibt es bei einer Vergiftung einfach nicht. Nur ein Arzt kann in Abstimmung mit den Münchner Experten der Abteilung für Klinische Toxikologie am Klinikum rechts der Isar eine Pilzvergiftung behandeln. Diese bieten für Bayern auch einen Giftnotruf an, und zwar telefonisch unter 089/19240. Hilfreich ist es zudem, noch Pilzreste aufzubewahren und sie gegebenenfalls zur Behandlung beim Arzt mitzubringen, damit die Pilzart ermittelt werden kann.
Zur Person:Winfried Brandmaier ist Pilzberater aus Mering bei Augsburg. Er ist seit zehn Jahren im Pilzverein Königsbrunn aktiv und bietet als Experte geführte Pilz-Wanderungen und die Pilzberatung auf dem Augsburger Stadtmarkt an. Schon seit seiner Kindheit war er von Pilzen fasziniert und hat sie immer wieder gesammelt.