Startseite
Icon Pfeil nach unten
Geld & Leben
Icon Pfeil nach unten

Pflege von Angehörigen: Kosten explodieren - nur 46 Prozent arbeiten in Vollzeit

Pflege

Pflege von Angehörigen: Kosten explodieren - nur 46 Prozent arbeiten in Vollzeit

    • |
    Pflege und Beruf unter einen Hut zu bringen, ist nicht einfach. Nur 46 Prozent der pflegenden Angehörigen arbeiten in Vollzeit.
    Pflege und Beruf unter einen Hut zu bringen, ist nicht einfach. Nur 46 Prozent der pflegenden Angehörigen arbeiten in Vollzeit. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert, dpa (Symbolbild)

    Die Pflege in Deutschland steht vor einem Problem. Die Zahl pflegebedürftiger Menschen wird in den nächsten Jahren - unter anderem aufgrund des demografischen Wandels - immer weiter steigen. Zeitgleich fehlen Pflegekräfte, laut dem Statistischen Bundesamt wird sich die Lücke bis 2049 auf etwa 280.000 bis 690.000 belaufen. Viele Pflegekräfte sind allerdings schon jetzt überlastet. Das zeigt etwa der Krankenstand in der Pflege, der 2023 wieder seinen Rekord aus dem Vorjahr gebrochen hat. 

    Auch aus diesem Grund soll die Pflege zu Hause gestärkt werden. Im Rahmen der Pflegereform 2023 wurden daher Leistungen wie das Pflegegeld erhöht. Nicht genug, sagen Patientenschützer, die unter anderem 300 Euro mehr Pflegegeld fordern. Die Pflegeversicherung stehe nämlich vor dem Kollaps und es drohen erneut höhere Pflege-Beiträge

    Nicht nur Pflegekräfte, sondern auch pflegende Angehörige sind einer immer größer werdenden Belastung ausgesetzt. So zeigt eine aktuelle AOK-Studie, dass Menschen, die zu Hause Pflegebedürftige versorgen, dafür immer mehr Zeit und eigenes Geld aufwenden müssen. 

    Pflegende Angehörige: Zeitliche und finanzielle Belastung steigt

    Pflegende Angehörige investieren immer mehr Zeit in die Versorgung ihrer pflegebedürftigen Verwandten. Das ergibt sich laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) aus einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des Wissenschaftlichen Instituts der AOK. Demnach nimmt die Pflege und Versorgung Angehöriger heute sechs Wochenstunden mehr in Anspruch als noch vor fünf Jahren. Während die Befragten 2019 noch einen Zeitaufwand von 43 Stunden pro Woche angaben, benötigen Pflegende jetzt 49 Stunden für pflegende Tätigkeiten wie Ernährung, Körperpflege und Medikamentengabe. 

    Außerdem ist auch die finanzielle Belastung gewachsen. Im Vergleich zu 2019 ist der mittlere Eigenanteil laut dem RND, dem die AOK-Studie vorliegt, von knapp 200 Euro pro Monat auf jetzt 290 Euro gestiegen. 

    Pflege von Angehörigen wirkt sich auf Berufstätigkeit aus: Nur 46 Prozent arbeiten in Vollzeit

    Sechs Stunden pro Woche mehr - diese höhere zeitliche Belastung von pflegenden Angehörigen wirkt sich auch auf deren Berufstätigkeit aus. Wie das RND berichtet, arbeiten der AOK-Studie zufolge nur rund 46 Prozent der Hauptpflegepersonen in Vollzeit. In Teilzeit arbeiten etwa 37 Prozent und rund 18 Prozent gehen keiner Beschäftigung nach. Grund dafür ist zum Teil die Pflegearbeit. So gaben über 50 Prozent der Teilzeitbeschäftigten an, ihre Arbeitszeit aufgrund der Pflege reduziert zu haben. 28 Prozent der Nicht-Erwerbstätigen haben ihren Job wegen der Pflege aufgegeben. 

    AOK-Vorstandsvorsitzende Carola Reimann sieht diese Entwicklung kritisch. "Es ist problematisch, dass pflegende Angehörige mit durchschnittlich 49 Wochenstunden Pflegearbeit zu Hause belastet sind und dass die häusliche Pflege offenbar dazu führt, dass fast jeder Vierte die Erwerbstätigkeit reduziert oder ganz aufgibt", sagte sie dem RND. So würden gleichzeitig weitere Schwierigkeiten in der Pflege in der Zukunft befeuert.

    Reimann warnt etwa vor Altersarmut in der nächsten Generation der Pflegebedürftigen, "wenn pflegende Angehörige - überwiegend Frauen - die Arbeitszeit reduzieren oder ganz aufhören zu arbeiten". Zudem würden diese Menschen auf dem ohnehin schon engen Arbeitsmarkt fehlen. "Angebot und Nachfrage zur Vereinbarkeit von häuslicher Pflege und Beruf müssen in Einklang gebracht werden", fordert die AOK-Chefin gegenüber dem RND.

    Übrigens: Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) will pflegende Angehörige, die neben dem Beruf Pflegearbeit leisten, besser unterstützen. Niemand solle wegen der Pflege ganz aus dem Job aussteigen müssen, sagt sie.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden