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O2, Telekom: Negative Erfahrungen mit Familientarif Handy-Vertrag

Handy-Vertrag

Lohnen sich Familientarife fürs mobile Internet?

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    Fachleute warnen vor vier Haken bei Familientarifen für Handyverträge.
    Fachleute warnen vor vier Haken bei Familientarifen für Handyverträge. Foto: Christin Klose, dpa

    Anders als der Name vermuten lässt, können nicht nur Familienmitglieder einen Familientarif buchen, sondern etwa auch Mitbewohner und Freunde „egal an welchem Wohnort“ (so die Telekom) oder alle, „die einem wichtig sind“ (so O2/Telefónica). Bei beiden Netzbetreibern ist der Vertrag umso günstiger, je mehr Personen eine „Familie“ bilden. Die Telekom war der erste Provider, der einen solchen Rabatttarif eingeführt hat. Der Konkurrent O2/Telefónica zieht jetzt mit ähnlich gestrickten Rabattangeboten nach. Auch bei anderen Anbietern können Familien-Zusatzkarten gekauft werden, die aber keine steigenden Rabatte vorsehen und laut Verbraucherportal Teltarif.de weniger attraktiv sind. Doch wie teuer oder günstig sind die neuen Tarife wirklich? 

    Familientarife: Je mehr Nutzer, desto niedriger die Gebühren

    Dies hängt vom gebuchten Datenvolumen ab. Beispielsweise verlangt die Telekom für jeweils 20 Gigabyte (GB) pro Kopf vom ersten „Familien“-Mitglied 49,95 Euro in vier Wochen, vom zweiten Nutzer 19,95 Euro und jedem weiteren Mitnutzer 9,95 Euro. Beteiligen können sich bis zu sechs Erwachsene und fünf Minderjährige. Kommt eine solche Elferkonstellation zustande, liegt der Gesamtpreis für zusammen 220 GB (elfmal 20 GB) bei 159,45 Euro oder im Schnitt 14,50 Euro je Nutzer. 

    Bei O2/Telefónica sieht das Preismodell etwas anders aus. Hier erhält schon der erste Nutzer einen Rabatt, wenn ein „Familien“-Mitglied denselben oder einen anderen Tarif des Anbieters bestellt. Holen sich beide zum Beispiel den Tarif mit 25 GB Inklusiv-Volumen, kostet das sowohl den ersten als auch den zweiten Nutzer je 14,95 Euro im Monat. Ein Alleinnutzer müsste das Doppelte bezahlen, also knapp 30 Euro. Ausgestattet mit einem unbegrenzten Datenvolumen hängt der Preis von der bereitgestellten Surfgeschwindigkeit ab und liegt zwischen 14,99 und 49,99 Euro pro Person. Maximal können sich fünf Nutzer zu einer „Familie“ zusammenfinden, wobei für junge Leute unter 29 Jahren Zusatzrabatte gelten.

    Welche Haken haben die Familientarife der Mobilfunkprovider?

    Der erste Haken ist die Haftung: Die Tarife setzen voraus, dass ein einziges Gruppenmitglied der Vertragspartner ist. Diese Person haftet gegenüber dem Anbieter – egal, ob die einzelnen Nutzer als Familie unter einem Dach leben oder vielleicht nur verwandt, verschwägert oder lose befreundet sind. Haftung bedeutet: Bei strittigen Rechnungen wird sich das Unternehmen an seinen Vertragspartner halten und das Geld bei ihm einfordern – inklusive Inkasso und Gerichtsverfahren. „Das kann eine Rolle spielen, wenn – möglicherweise ungewollt – teure Sonderrufnummern oder Sonderdienste wie Gewinnspiele oder Erwachsenen-Unterhaltung genutzt werden“, warnt Teltarif.de-Experte Henning Gajek. 

    Der zweite Haken ist das Überschreiben der Rufnummer: Um die eigene Rufnummer als einfaches „Familien“-Mitglied behalten zu können, muss sie laut Teltarif.de auf das „Familienoberhaupt“ – also den Vertragspartner des Unternehmens – zunächst umgeschrieben werden. „Das mag bei Ehepaaren, gegebenenfalls mit Kindern, noch problemlos möglich sein. Sollen aber auch Freunde und Bekannte günstiger telefonieren können, müsste das Familienoberhaupt alle Rufnummern auf sich umschreiben lassen“, erläutert Gajek. Schwierigkeiten drohen vor allem, wenn sich Freunde verkrachen oder eine Beziehung in die Brüche geht, könnte die Nummer verloren sein. 

    Familientarif: Bei Ärger kann die Telefonnummer weg sein

    Der dritte Haken sind die Kosten: Je nach Nutzerverhalten kann ein Normaltarif ohne Rabatt preisgünstiger als ein rabattierter Familientarif sein. Deshalb ist ratsam, nicht blind auf den Rabatt zu schauen, sondern zunächst einen Preisvergleich etwa mit den Tarifen von Discountern wie Blacksim, Klarmobil oder Winsim vorzunehmen. Zu berücksichtigen ist dabei, dass die Familientarife mit relativ hohen Datenvolumina ausgestattet sind. Wer hauptsächlich im WLAN surft und deshalb mit einem geringen Volumen von beispielsweise 2 oder 3 GB monatlich auskommt, spart mit einem weniger üppigen – dafür aber billigeren – Tarif meist mehr. 

    Der vierte Haken ist ein möglicher Nachteil bei Netzauswahl: Die 24-monatige Laufzeit der Tarife bindet die ganze „Familie“ nicht nur an einen Anbieter, sondern auch an dessen Netz. Das ist problematisch, wenn für einzelne Mitglieder der „Familie“ ein anderes Netz eigentlich besser wäre. In neutralen Qualitätstests liegt das Telekom-Netz zwar meist vor dem Vodafone- und dem O2/Telefónica-Netz. Es gibt aber regionale Unterschiede, weshalb die Reihenfolge je nach Wohn- und Arbeitsort des Netznutzers davon abweichen kann. Ist das der Fall, sind getrennte Tarife womöglich die bessere Lösung als ein Familientarif. 

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