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Neues Altersvorsorge-Modell: Wird Lindner Riester ablösen?

Rente

Besser als Riester? Wie Lindner die private Altersvorsorge wieder in Schwung bringen will

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    Vor allem jüngere Menschen blicken mit Sorge auf ihre Rente.
    Vor allem jüngere Menschen blicken mit Sorge auf ihre Rente. Foto: Fabian Sommer, dpa

    Zu kompliziert, zu teuer und das Gegenteil von profitabel: Für Millionen von Beschäftigten haben sich die Erwartungen an die Riester-Rente nicht erfüllt. Ein Fünftel der 16 Millionen Verträge ruht, das heißt: Die Versicherten zahlen nichts mehr ein. Aus gutem Grund: Bei einer Untersuchung der Verbraucherschutzorganisation Finanzwende schafften zuletzt nur zwei von mehr als 100 geprüften Produkten eine ohnehin schon magere  Rendite von zwei Prozent. Vielen Menschen geht es dabei wie Monika M., Mutter von drei Kindern und seit Dezember 2005 Riester-Sparerin. Stand heute hat ihr in Aktien und Anleihen investierender Vertrag eine Rendite von 0,6 Prozent pro Jahr erwirtschaftet – vor Inflation! Hätte sie ihre monatlichen Beiträge und die staatliche Förderung selbst an der Börse arbeiten lassen, zum Beispiel im Welt-Index MSCI World, hätte sie jährlich mehr als acht Prozent eingefahren und mehrere Zehntausend Euro zusätzlich fürs Alter zurücklegen können.

    Finanzminister Christian Lindner will die Riester-Rente nun durch ein angeblich deutlich lukrativeres Modell ersetzen. Mit seinem Altersvorsorgedepot, verspricht er, könne ein Beschäftigter im günstigsten Fall sogar zum Rentenmillionär werden. Unter anderem will Lindner dazu eine Regelung lockern, nach der die Anbieter von Vorsorgeverträgen zu Rentenbeginn das eingezahlte Kapital und die staatlichen Zuschüsse garantieren müssen – das zwingt sie zu einer äußerst defensiven Investitionspolitik und ständigen Umschichtungen, die ihre Kunden viel Rendite kosten.  In Zukunft sollen daher auch Anlagen erlaubt und gefördert werden, die nur noch 80 Prozent des Kapitals garantieren oder ganz auf eine Kapitalgarantie verzichten.  

    Wann soll die neue Vorsorge starten und wie wird sie gefördert?

    Beschlossen ist noch nichts. Stand heute soll das Altersvorsorgedepot Anfang 2026 eingeführt werden. Je nach persönlicher Sparleistung würde der Staat bis zu 600 Euro pro Jahr zuschießen – für jeden selbst eingezahlten Euro kämen 20 Cent obendrauf. Die maximale Fördersumme würde bei einer Eigenleistung von 3000 Euro im Jahr erreicht. Für jedes Kind gäbe es noch einmal bis zu 300 Euro. 2030 sollen die Höchstbeträge dann auf 3500 bzw. 700 Euro steigen. Geringverdiener und Berufseinsteiger sollen einen Bonus erhalten.

    Wie viel muss ich mindestens sparen, um eine Förderung zu erhalten?

    Ab einer Einzahlung von 120 Euro pro Jahr, also zehn Euro pro Monat, hätte ein Sparer in Lindners Modell Anspruch auf die Förderung. In diesem Falle würde der Staat für einen kinderlosen Single zwei Euro im Monat zuschießen, bei zwei Kindern wären es insgesamt sieben Euro. Für jeden Euro, der zusätzlich eingezahlt wird, erhöht sich die Förderung. Ehepartner müssen ebenfalls  den Mindestbetrag von 120 Euro einzahlen, um eine Zulage für ihr Vorsorgedepot zu erhalten. „Aktien sind kein Teufelszeug, sondern eine sinnvolle langfristige Anlage, von der hierzulande immer noch viel zu wenige Menschen profitieren“, sagt Lindners Staatssekretärin Katja Hessel. „Wir wollen es für alle Einkommensstufen erleichtern, für das Alter solide vorzusorgen.“

    Sind die Zuschüsse höher als bei der Riester-Rente?

    Das hängt von der persönlichen Sparleistung ab. Riester-Sparer erhalten heute eine Grundzulage von 175 Euro im Jahr, Lindner-Sparer bis zu 600 Euro jährlich. Für ein Kind gibt es bei Riester je nach Geburtsjahr 185 oder 300 Euro.  Bei Lindner sind es maximal 300 Euro pro Kind. Er knüpft die Höhe der Zulage stärker an die Höhe der eingezahlten Beiträge. Wie bei Riester können Sparer sie von der Steuer absetzen, dafür zahlen sie später auf ihre Rente Steuern.  

    Finanzminister Christian Lindner will die private Altersvorsorge reformieren.
    Finanzminister Christian Lindner will die private Altersvorsorge reformieren. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Wer hat alles Anspruch auf die Förderung?

    Weite Teile der arbeitenden Bevölkerung von den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten über die Beamten bis zu Helfern im Bundesfreiwilligendienst. Ausgenommen sind lediglich freiwillig Versicherte in den gesetzlichen Rentenkassen, Selbständige, die nicht versicherungspflichtig sind, Minijobber, die sich von der Rentenversicherungspflicht befreien lassen, sowie Rentner.

    Was geschieht mit den bisherigen Riester-Verträgen?

    Für Riester-Verträge, die vor 2026 abgeschlossen wurden, würde ein Bestandsschutz gelten. Niemand müsste seinen Vertrag wegen der Neureglung kündigen. Ein Wechsel von einem Riester-Vertrag in ein Altersvorsorgedepot ist nach Auskunft des Finanzministeriums problemlos möglich – die bisherige Förderung werde dabei nicht angetastet. Mögliche Wechsel- oder Abschlussgebühren sollen gesetzlich gedeckelt werden. Außerdem sollen Sparer einfacher den Anbieter wechseln können als bei Riester.

    Ist das Lindner-Depot tatsächlich rentabler als die Riester-Rente?

    Das entscheiden letztlich die Kunden. Wer sein Altersvorsorgedepot bei einem Online-Broker abschließt und Indexfonds zu günstigen Kosten von etwa 0,3 Prozent im Jahr kauft, fährt bei gleicher Sparleistung am Ende natürlich besser als ein Kunde, der sein Depot von seiner Hausbank mit Verwaltungs- und Fondsgebühren von häufig mehr als drei Prozent führen lässt.  Dass die Riester-Rente so wenig Erträge abwirft, liegt ja nicht nur an der teuren Kapitalgarantie, sondern auch an den hohen Provisionen für Vermögensberater, Banken, Versicherungen oder Fondsgesellschaften.

    Schweden gilt als Trendsetter bei der Altersvorsorge. Wie viel steckt in Lindners Modell?

    Die Skandinavier, sagt der Finanzminister, seien den Deutschen ein Vierteljahrhundert voraus. Im Kern fußt sein Modell auf dem schwedischen Vorbild: Ein Depot, regelmäßige Einzahlungen, staatliche Zuschüsse. In Schweden allerdings ist die private Vorsorge nicht freiwillig, sondern verpflichtend. Wer sich nicht selbst einen Anbieter sucht, landet automatisch bei einem staatlichen, aber hervorragend gemanagten Fonds, der um die zehn Prozent im Jahr erwirtschaftet. Der Weg zur Altersmillion ist dort also deutlich kürzer.

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