Seit es wieder kälter geworden ist, steigen in Deutschland auch wieder die Corona-Zahlen. Laut dem aktuellen Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) gehen aktuell 21 Prozent der Atemwegserkrankungen auf Covid-19 zurück. Unter den hospitalisierten Patienten ist diese Quote sogar noch höher, hier sind 28 Prozent der Menschen an Corona erkrankt.
Wenn Corona auch wieder gemeinsam mit anderen Atemwegserkrankungen zur kälteren Jahreszeit ein kleines Comeback feiert, kann noch nicht von einem gefährlichen Infektionsgeschehen die Rede sein. Die Krankenhäuser sind nicht überlastet, es gelten keine Quarantäne- oder Vorsichtsmaßnahmen und die Fälle schwerer Verläufe sind bei geimpften Patienten seltener als zu Hochzeiten der Pandemie.
Eine neue Variante könnte das jetzt aber vielleicht ändern. Forscher haben die Sublinie JN.1 der Pirola-Variante BA.2.86 erstmals auch in Deutschland feststellen können, wenn auch nur vereinzelt. In der 43. Kalenderwoche lag ihr Anteil nur bei zwei Prozent der an Corona erkrankten Patienten. Warum aber sind Experten von der neuen Variante "alarmiert"?
Neue Corona-Variante: Wie weit verbreitet ist JN.1?
Die neue, für eine Forscher beunruhigende, Variante JN.1 ist eine Sublinie der sogenannten Pirola-Variante BA.2.86. Diese hat andere Symptome als die ursprünglichen Covid-19-Varianten, weshalb sie häufig nicht für Corona gehalten wird. Im aktuellen Infektionsgeschehen macht Pirola einen eher kleinen Anteil aus, nur etwa zehn Prozent der Covid-19-Erkrankungen gingen auf das Konto der Variante in der 43. Kalenderwoche. Allerdings ist die Tendenz steigend.
Den viel größeren Anteil hat die rekombinante Variante EG.5, besser bekannt als Eris-Variante, mit all ihren Sublinien. Sie machten insgesamt 53 Prozent der Corona-Erkrankungen in dem Zeitraum aus. Die Symptome der Eris-Variante sind eher "typische" Corona-Symptome. Laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland ist die Eris-Variante zwar sehr stark ansteckend, sie verursacht aber dafür nicht sonderlich schwere Krankheitsverläufe.
Sublinie von Pirola: Wie gefährlich ist JN.1?
Was hat es aber mit JN.1 auf sich? Wie die US-amerikanische Gesundheitsbehörde CDC erklärt, wurde die JN.1-Variante erstmals im September 2023 in den USA festgestellt und ist nun schon in mindestens elf anderen Ländern gefunden worden. Auch wenn die Variante anders heißt als die Pirola Variante (BA.2.86), sind sie beide wohl bis auf ein Spike-Protein identisch, wie die CDC erklärt. Aus diesem Grund wird davon ausgegangen, dass die neuen Impfstoffe, die auf Omikron-Varianten und -Rekombinanten wie BA.2.86 spezialisiert wurden, auch gegen JN.1 wirksam sind.
Dennoch sehen einige Experten Grund zur Sorge. Wie das Gesundheitsmagazin Prevention den Infektiologen Thomas Russo von der Buffalo Universität in New York, den Entdecker dieser Variante, zitiert: Die JN.1-Variante sei "deutlich immun-evasiver" und "hinterlistiger". Einiges deute darauf hin, dass die Variante ansteckender sein könnte, als die Pirola-Variante.
Neue Gefahr: Wie geht es weiter mit JN.1?
Noch machen Pirola und vor allem die Sublinie JN.1 einen geringen Anteil der Covid-19-Infektionen in den USA und in Deutschland aus. Aber es ist nicht klar, wie sich das weiterentwickeln wird. Entdecker Russo ist zuversichtlich, dass die Impfungen auch gegen diese neue Variante wirken werden. Es bleibt außerdem abzuwarten, ob sie wirklich so ansteckend ist, oder die Zahlen vielleicht überhaupt nicht drastisch steigen.